Reiseberichte

Höhlenforschung in Frankreich: Project Baseline

Seit mehreren Jahren erforscht und dokumentiert das Tauchteam des „Project Baseline – Reseau de l’Ouysse“ das Wasser- und Höhlensystem des Flusses Ouysse im Karstgebiet Südfrankreichs. Im letzten Jahr wurde eine Radio-Location durchgeführt, um zu überprüfen, wie präzise die erstellte Höhlenkarte ist, die mittels einer Software den Höhlenverlauf in Google Maps darstellt.

Der erforschte Höhlenteil ist 4349 Meter lang und maximal 47 Meter tief. Karte: T. Schnitter
Der erforschte Höhlenteil ist 4349 Meter lang und maximal 47 Meter tief. Karte: T. Schnitter
Die zweite Trockenpassage der Reseau de l'Ouysse im Detail. Die Länge beträgt 1459 Meter, die maximal Wassertiefe 47 Meter. Karte: T. Schnitter
Die zweite Trockenpassage der Reseau de l’Ouysse im Detail. Die Länge beträgt 1459 Meter, die maximal Wassertiefe 47 Meter. Karte: T. Schnitter

Unterstützt wurde das Tauchteam dabei von Daniel Chailloux, einem weltweit anerkannten Experten der Radio-Location. „Dass wir ihn über das Internet ausfindig machten, war ein wahrer Glücksgriff, denn er und sein Team haben das Projekt nicht nur mit ihrer Expertise in Sachen Radio-Location unterstützt, sondern auch sonst bei jeder sich bietenden Gelegenheit mitgeholfen und ihren Teil zum Spaß an der Sache beigetragen,“ erzählt Maren Isigkeit, die zum Projektteam dazugehört. Sie hat Daniel Chailloux für unser Online Special über das Projekt interviewt.

Maren Isigkeit: Daniel, bist du selber ein Höhlenforscher?

Daniel Chailloux sucht mit dem Empfänger das Signal des in der Höhle aufgestellten Senders. Foto: M. Isigkeit
Daniel Chailloux sucht mit dem Empfänger das Signal des in der Höhle aufgestellten Senders. Foto: M. Isigkeit

Daniel Chailloux: Ja, selbstverständlich. Ich habe damit in den 60er-Jahren begonnen. Damals habe ich einen unterirdischen Fluss erkundet und die Landschaft hat mich sofort fasziniert. Das war die Geburtsstunde meines wichtigsten Hobbies.

Isigkeit: Was gefällt dir daran so sehr?
Chailloux: Die Höhlenerkundung selbst ist für mich nur ein Tool, um in die Höhle zu gelangen. Ich liebe die Höhlenvermessung, -zeichnung und 3D-Fotografie.

Isigkeit: Welches war die beeindruckendste Höhle, die du je erkundet hast?
Chailloux: 1997 habe ich erstmals an einer Expedition in die Lechuguilla-Höhle in New Mexico teilgenommen. Das ist die schönste Höhle der Welt! Heute kann ich auf 20 Expeditionen zurückblicken, im Rahmen derer wir insgesamt 15 Kilometer neuer Tunnel erkundet haben.

Isigkeit: Wann hast du mit Radio-Location begonnen und warum?
Chailloux: Damit habe ich vor 15 Jahren begonnen. Um einen Höhlensurvey zu komplettieren, ist die Radio-Location die beste Methode, um eine Höhle auf einer Karte zu orten. Ich habe bereits mehrere Sender selbst gebaut und der beste davon, ist der, den wir für das l’Ouysse-Projekt eingesetzt haben. Das Radio-Location- System basiert auf einer Idee von Brian Pease, einem Höhlenforscher und Spezialisten aus den USA.

Am Höhleneingang wird das benötigte Equipment zurechtgelegt. Foto: M. Isigkeit
Am Höhleneingang wird das benötigte Equipment zurechtgelegt. Foto: M. Isigkeit

Isigkeit: Wie kam es dazu, dass du am Projekt teilgenommen hast? Wie kam der Kontakt mit dem Team zustande?
Chailloux: Jan Medenwaldt, Mitglied der Höhlentauchergruppe, hat mich kontaktiert und ich habe gesagt: „Okay, lass‘ uns zusammenarbeiten.“ Wir haben einige E-Mails ausgetauscht, um das Projekt zu koordinieren. Im September habe ich mich dann gemeinsam mit Alain Huot, Michel Besson und Patrice Dussart – alles Freunde von mir -, dem Team angeschlossen, um am Ende des bis dato vermessenen Teils des Höhlenflusses der Ouysse die Radio – durchzuführen und so die Position der Höhle auf der Karte zu orten. Der Versuch war ein großer Erfolg. Wir haben den Sender sehr genau lokalisieren können und festgestellt, dass zwischen Oberfläche und dem Ort des Senders 120 Meter Höhenunterschied liegen.

Weitere Infos im Internet:
www.facebook.com/PBReseauDeLOuysse
www.projectbaseline.org/projects/france/reseau-de-louysse
Projektfilm 2015: vimeo.com/143059303
Kontakt per E-Mail: [email protected]

In der Höhle wurden Sensoren installiert, die alle vier Stunden Wassertiefe und Temperatur messen. Das Forscherteam erhofft sich daraus Rückschlüsse, wie schnell Regenfälle in der Umgebung Einfluss auf die Höhle hinsichtlich Wasserstand, Strömung und Sichtweiten haben.
In der Höhle wurden Sensoren installiert, die alle vier Stunden Wassertiefe und Temperatur messen. Das Forscherteam erhofft sich daraus Rückschlüsse, wie schnell Regenfälle in der Umgebung Einfluss auf die Höhle hinsichtlich Wasserstand, Strömung und Sichtweiten haben.

Die TAUCHEN-Februar-Ausgabe mit dem Artikel über das Höhlenforschungsprojekt gibt es ab dem 21. Januar 2016 am Kiosk. Alternativ kann hier bestellt werden: zum Shop