Reiseberichte

Mit der Jago durch den Berg

Das war ein richtiges Abenteuer: Das einzige deutsche bemannte Tauchboot, die „Jago“, hat zum ersten Mal den Kesselbergstollen des Walchenseekraftwerks durchtaucht. Ein Forschungstaucher-Team von Submaris hat die Strecke für das U-Boot vorbereitet und alles dokumentiert. Die Mission fand im Auftrag des Energie-Konzern E.ON statt. Der 1,2 Kilometer lange Stollen muss regelmäßig überpfrüft werden, die „Jago“ eignet sich, weil sie nur 2,2 Meter breit ist und im fünf Meter breiten Stollen genug Platz zum Manövrieren hat.

UW-Archäologe und Forschungstaucher Dr. Florian Huber (Foto:Uli Kunz).
UW-Archäologe und Forschungstaucher Dr. Florian Huber (Foto:Uli Kunz).

Dr. Florian Huber, Teammitglied von Submaris, war bei der Mission dabei. Wir stellten ihm ein paar Fragen:

 

Was war dein erster Gedanke, als E.ON bei euch für diese Expedition anfragte?

Wir haben uns natürlich sehr gefreut. Gleichzeitig waren wir uns der Verantwortung bewusst. E.ON ist ein großer Auftraggeber, da verspürt man also durchaus etwas Druck, auch richtig gute Arbeit abzuliefern.

Was hätte alles schief gehen können?

Tauchen in einer nach oben geschlossenen Umgebung birgt immer gewisse Risiken, die sich allerdings durch richtiges Training, die richtige Ausrüstung und vor allem mit gesundem Menschenverstand minimieren lassen. Trotzdem hätte durchaus nicht Planbares passieren können. Marode Teile des Tunnels hätten von der Decke fallen können. Oder die 1,2 Kilometer lange Leine hätte sich böse verheddern können. Dann hätten wir die Markierungen nicht anbringen können und der Ingenieur hätte keine Chance gehabt, seine Arbeit exakt zu verrichten.

Die Jago hat sich einmal richtig verkeilt, wie habt ihr sie freibekommen?

Mit einer Mischung aus Fingerspitzengefühl und etwas Gewalt. Dazu brauchten wir zwei Taucher und die Hilfe des Piloten.

Was genau war eure Aufgabe bei der Aktion?

Wir haben die ganze Tauchaktion geplant und logistisch vorbereitet. Natürlich in ständiger Absprache mit E.ON und der „Jago“-Crew. Wir waren verantwortlich für das Durchtauchen des Tunnels, um die Markierungsleine zu legen und um einen allgemeinen Eindruck zu bekommen. Dazu haben wir einige geologische Proben gesammelt. Und schließlich haben wir gleichzeitig unsere komplette Arbeit über und unter Wasser gefilmt und fotografiert. So können wir über unsere Arbeiten berichten. Wäre „Jago“ irgendwo im Tunnel steckengeblieben, hätten wir außerdem als Rettungsteam fungiert.

Du bist in der Region aufgewachsen, kanntest du den Walchensee und das Kraftwerk?

Na klar! Das Kraftwerk und den See haben wir schon in der Grundschule besucht. Ich kann mich noch gut an die beeindruckende Turbinenanlage erinnern. Und wenn ich heute auf Heimaturlaub bin, geht es garantiert einmal rüber zum See, um zu tauchen. Oder rauf auf den Herzogstand. Mit einem Weißbier in der Hand ist der Ausblick auf den See dann gleich nochmal schöner!

Gab es schon andere Expeditionen mit der Jago?

Ein Teil unseres Teams war schon in Norwegen, um dort Kaltwasserkorallen zu suchen. Und unser Fotograf Uli war zuletzt in Namibia unterwegs. Und auch in der Kieler Förde haben wir schon eine Szene mit der „Jago“ für den Tatort gedreht. Wir arbeiten immer sehr gerne mit der „Jago“ und dem Team zusammen. Und planen auch schon die nächsten Aktionen …

Gab es eigentlich viele Zuchschauer bei der Aktion? Wie waren die Reaktionen?

Ja, es waren viele Besucher Vorort, um sich die „Jago“ anzusehen. Schließlich ist sie durchaus eine kleine Berühmtheit und in Bayern ein eher exotischer Anblick. Obwohl sie ja dort Ende der 80er am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen gebaut wurde. Auch das Medieninteresse war groß – sowohl Zeitungen als auch das Fernsehen haben mehrfach darüber berichtet. Und ein paar ganz Glückliche durften sich sogar mal kurz in die „Jago“ setzen.

Seid ihr beim nächstenmal auch wieder mit dabei?

Wenn wir in zehn Jahren noch auf diesem Niveau tauchen können, dann sehr gerne. Uns allen hat diese Aktion sehr viel Spaß bereitet. Und erfolgreich war sie auch. Und außerdem will ich ja noch das Gewehr aus dem Tunnel holen!

 

Die Reportage über die Expedition der „Jago“ finden Sie in der Oktober-Ausgabe der TAUCHEN.