Reiseberichte

Unpolierter Karibik-Schatz: Tauchen auf St. Eustatius

Traumhafte Unterwasserwelt um Statia: Schildkröten werden dort häufig angetroffen.
„Auf Statia findest du alles: Drei-Meter-Haie, dutzende von Stingrays, Wracks, Makrospots und mit Glück sogar Buckelwale“, preist Glenn Faires die Tauchspots an. Der Texaner hat recht: Die Besonderheit der Insel sind die unterschiedlichen Spots, die in wenigen Minuten angesteuert werden. Beim „Double Wreck“ findet man meist ein Dutzend großer Stachelrochen. Bei Dooby‘s Crack lassen sich in knapp 40 Meter Tiefe häufig Karibische Riffhaie blicken – wir haben bei unserem Tauchgang gleich fünf gesehen. Wracks wie die schön überwucherte „Charlie Brown“ übertreffen die Erwartungen, weil man hier selten auf andere Tauchgruppen trifft. Bei Glenn’s Lieblingsplatz Aquarium konnten wir mehr als 20 Wasserschildkröten beobachten, wie sie an der Oberfläche Luft schnappen. Für alle, die sich für Kleinkram am Riff begeistern, gibt es auch Makrospots mit Blennys und merkwürdigen Bewohnern zu sehen. Oder ganz groß: „Buckelwale ziehen im Frühjahr an Saba und St. Eustatius vorbei und sind für Taucher und Schnorchler ein Erlebnis“, erläutert Faires. Das gibt’s nur auf Statia: Beim Spot Blue Bead Hole können Taucher nach dem ehemaligen Sklavengeld suchen. Die blauen Steine, die die Unterdrückten nach der Befreiung ins Meer geworfen haben, sind mittlerweile richtig was wert: Zwischen 20 bis mehr als 200 Dollar werden für schöne Exemplare gezahlt. Doch Glenn hat noch eine Besonderheit anzubieten: Wenn immer das Wort „DiveGlide“ fällt, kann man sich darauf einstellen, dass der Amerikaner die nächste Stunde kein Ende finden wird, jede Einzelheit seines „Babys“ bis ins letzte Detail zu erklären.

Abwechslungsreiche Insel: Statia ist eine echte Perle in der Karibik. Foto: Michael Krüger
Abwechslungsreiche Insel: Statia ist eine echte Perle in der Karibik. Foto: Michael Krüger

Auch das gehört zur Insel-Impression: Bei jedem Bootstauchgang sieht man die täglich verkehrenden Tankschiffe: An der Küste gibt es ein großes Öllager, das die Einheimischen schlicht „Terminal“ nennen, an dem die Schiffe mit Erdöl betankt werden. Die Hälfte der Bewohner arbeitet in der Ölbranche. Abends trifft man sich meist im „Cool Corner“. Dieses, an ein Pub erinnernde Lokal könnte so ähnlich in einer kleinen britischen Hafenstadt zu finden sein – ist aber tatsächlich ein verkapptes chinesisches Restaurant. Am Tresen türmen sich Biergläser und zwei glatzköpfige Typen mit Armen in Oberschenkel-Dimensionen übertönen mit „Bruce, two more!“ ohne Anstrengung die nicht gerade leise Fußballübertragung aus dem Fernseher. „Die Hafenarbeiter haben den Inhaber einfach umgetauft, weil sie sich den asiatischen Namen nicht merken konnten“, sagt Glenn mit frechem Grinsen.