Reiseberichte

Tauchen in Griechenland: Die rostigen Schätze der Ägäis

Kostas Thoctarides, Insider nennen ihn auch den Cousteau Griechenlands, hatte die Idee zusammen mit einem Schiffseigner. Mit Axel Becker von Beluga Reisen, der immer auf der Suche nach taucherischem Neuland ist, war dies eine vielversprechende Taucher-Troika. Themenschwerpunkt der Jungfernfahrt waren die rostenden Riesen neun verschiedener Inseln: Mykonos, Amorgos, Iraklia, Naxos, Paros, Polyegos, Kimolos, Serifos und Syros. So weit, so gut. Doch bekanntlich haben Griechen nicht nur eine Latte an Schulden, sondern auch viele Götter. Und einer davon wollte uns Taucher partout nicht: Aiolos, der Gott der Winde.
Als wir auf Syros ankommen, das gleiche stürmische Bild. Trotz bester Jahreszeit kommt das Programm durch den Schönwetterwind Meltemi durcheinander. Wir fragen uns, warum unser Schiff ausgerechnet den Namen dieses Windes trägt. Erst am Tag drei wagt sich unser Kapitän in Richtung Paros. Ein Zwischenstopp in einer angeblich ruhigen Bucht soll uns zum Tauchen einstimmen. Doch nicht einmal der Anker hält, das Neopren bleibt trocken. Im Zielhafen Paros gibt’s dann doch Sorgenfalten, der ausgehängte Wetterbericht sagt nichts Besseres voraus. Ein paar wenige wagen sich trotzdem in die Fluten, eine echte Schufterei bei drei Meter hohen Wellen. Aber immerhin haben sie das erste Wrack, die „Express Samina“, gesehen und waren begeistert! Warum nur wenige in den Genuss der „Samina“ kamen, lag am Beiboot. Das war zwar eine heiße Kiste mit 350-PS-Innenborder, aber trotz der Größe leider für 15 Taucher und zwei Guides zu klein. Gesprächbedarf am Abend war vorprogrammiert. Lachfalten am nächsten Morgen: Der Herrscher der Winde dreht den Schalter auf Windstille, die Ägäis wird zur klarsten Badewanne. Da von der „Meltemi“ aus nicht getaucht werden darf, warum auch immer, werden zwei Gruppen gebildet. So kommt auch noch der Tagesplan durcheinander. Nochmal geht’s zur ehemaligen Passagierfähre „Express Samina“, nun aber für alle.

Was für ein Koloss – die „Express Samina“ vor Paros. Fotos: Paul Munzinger
Was für ein Koloss – die „Express Samina“ vor Paros. Fotos: Paul Munzinger

Das Briefing ist professionell, per Power-Point stellen uns die beiden Guides, der Grieche Petros Chrysos und der Belgier Paul Pixius, die Wracks vor: Daten zum Schiff, zur Geschichte, zum Tauchgang, Fotos von früher und heute. Kompliment, klasse gemacht! Am 26. September 2000 kollidierte die Fähre, kurz vor Ankunft im Hafen von Paros, aufgrund falscher Peilung mit einem kleinen Felsen und sank. Eine Tragödie. Los geht’s. Schon von der Wasseroberfläche ist der Koloss beeindruckend, der Abstieg an der Leine einfach. Die Sichtweite ist fantastisch: mehr als 40 Meter. Das Wrack liegt auf der Steuerbordseite zwischen 18 und 36 Meter Tiefe, die Abmessungen mit 115 Metern Länge und 18 Metern Breite lassen uns staunen. Eigentlich ein Spot für mehrere Abstiege, da aber die halbe Woche taucherisch schon flöten ging, ist hier nur ein Tauchgang drin. Recht zügig umrunden wir die Fähre, um alles auf der Kamera zu haben. Aufgrund des XXL-Wracks, ist meine Flasche beim Auftauchen fast nach innen gewölbt.