Reise Reiseberichte

Verborgene Schätze Indonesiens – eine Traumreise auf der »Amira«

Eine außergewöhnliche Tour entlang der Highlights der Bandasee führt von Saumlaki über Misool bis nach Sorong: die Perlen Indonesiens.

Reinhard Dirscherl

TEXT: Reinhard Dirscherl

Langsam schlängelt sie sich an uns vorbei. Sie ist giftig, hochgiftig sogar: eine Olivfarbene Seeschlange (Aipysurus laevis). Und sie wird heute nicht die einzige bleiben. Was den Tauchplatz »Tanjung Kelapa« vor der Vulkaninsel Manuk so besonders macht, sind seine zahlreichen reptilischen Bewohner. Neben der Olivefarbenen Seeschlange gibt es noch eine weitere Giftnatter zu beobachten: den schwarz-weiß gestreiften Nattern-Plattschwanz (Laticauda colubrina). Beide sind faszinierende Kreaturen, die geschmeidig zwischen uns und den Korallen gleiten.

Olivegrüne Seeschlange vor Pulau Manuk

Obwohl sehr giftig, sind diese bis zu zwei Meter langen Seeschlangen für Taucher eher ungefährlich. Zur Paarungszeit kann es vorkommen, dass sie gelegentlich neugierig heranschwimmen. »Erkennen« sie durch Züngeln jedoch, dass wir nicht zu ihrer Spezies gehören, schwimmen sie weiter ihres Wegs. Im Prinzip gilt: »Tue du den Schlangen nichts, dann tun sie dir auch nichts.« Das hat uns unsere Schweizer Cruise-Direktorin Nora vor dem Tauchgang erklärt.

Amira Liveaboard

Leider ist die Anzahl der Seeschlangen in den letzten Jahren stark rückläufig. Vermutet wird, dass eingeschleppte Ratten die Schlangeneier der Plattschwänze aus den Nestern plündern.

Doch nicht nur die Reptilien begeistern uns. Auch das Riff ist der Hammer: riesige Schwämme, verziert mit orangefarbenen Weichkorallen. Der Kontrast des schwarzen Sands, unterbrochen von Lederkorallen und gesunden Steinkorallen, schafft eine reizvolle Unterwasserlandschaft. Darin tummeln sich üppige Fischschwärme und bunte Korallenfische.

Schwarm Einmesser-Nasendoktor (Naso thynnoides) am Tauchplatz Batu Kapal; Banda Besar

Unsere Guides suchen im Riff nach Crittern. Doch ausnahmsweise interessieren sich die Taucher heute nicht für Makromotive. Es gibt einfach zu viele schöne Eindrücke um uns herum. Hier die Schlangen, dort ein großer Barrakuda, leuchtende Korallen und Fische überall. Als am Ende des Tauchgangs dann auch noch eine Schule Mobulas vorbeischwebt, ist unser Glück perfekt.

Mobula – Pulau Manuk

Es ist bereits unser dritter Tauchtag auf der Route der Forgotten Islands mit der 52 Meter langen »Amira«. Seit dem Jahr 2010 pendelt das komfortable Holzschiff zwischen Komodo und Raja Ampat. Die absoluten Highlights sind sicherlich die beliebten Überführungstouren zwischen diesen beiden Destinationen. Diesmal soll es durch die Molukken über Misool nach Sorong gehen: die »Jewels of Indonesia«.

Gestartet sind wir in Saumlaki auf der Insel Yamenda. Nach drei gemütlichen Tauchgängen fahren wir über Nacht in Richtung Norden und genießen morgens den traumhaften Anblick der Vulkaninsel Serua. Die üppig bewachsenen Steilwände vor Serua sind genauso schön wie der aktiv qualmende Schichtvulkan darüber. Hammerhaie soll es dort geben, das Wasser wäre mit 25 bis 26 Grad Celsius kühl genug. Leider haben wir keine gesichtet. Dafür erhielten wir an diesem Platz schon einen perfekten Vorgeschmack auf die Schlangeninsel Manuk. Denn auch hier gab es viele Begegnungen mit den geschmeidigen Reptilien.

Gewürze und Seeschlachten

Nach zahlreichen Tauchgängen geht es den inneren Bandabogen entlang nach Banda Neira, dem Zentrum der Gewürzinseln. Im 17. Jahrhundert waren Nelken, Muskatnüsse, Zimt und Pfeffer von unschätzbarem wirtschaftlichem Wert und lockten europäische Kolonialmächte an. Speziell die Muskatnuss war eine äußerst kostbare Ware, da sie anfangs nur auf einer einzigen Banda-Insel wuchs: auf der Insel Run. Es entstand ein Wettbewerb zwischen den Kolonialmächten, insbesondere den Niederlanden, England und Portugal.

Banda Neira – Muskatnüsse

In mehreren erbitterten Seekriegen kämpften die Europäer dort um die Kontrolle über die Muskatnussproduktion und den profitablen Gewürzhandel. In der Geschichte um das Muskatnuss-Monopol kam es sogar zu einem bedeutenden Tausch: Die Engländer überließen den Niederländer die kleine Insel Run, um im Gegenzug die damals kaum entwickelte sumpfige Insel Manhattan zu erhalten.

Bei einem Landausflug tauchen wir in die Historie des Gewürzhandels ein. Erste Einblicke in die lokale Geschichte, Kultur und Kunst erhalten wir im Museum Rumah Budaya Banda. Historische Artefakte und Fotografien informieren dort über die Gewürzhandels-Ära. Ein kundiger Führer erzählt aus der alten Zeit und führt danach zum beeindruckenden Fort Belgica: Diese historische Festung wurde von den Niederländern im 17. Jahrhundert erbaut und spielte eine wichtige Rolle in den Auseinandersetzungen um den Gewürzhandel.

Fort Belgica ist eine Festung aus dem 17. Jahrhundert in Banda Neira

Die erhöhte Lage ermöglicht nicht nur einen schönen Panoramablick auf die umliegenden Inseln, sondern auch auf die Kolonialgebäude von Banda Neira. Kultur macht hungrig, und wir werden in einen privaten Garten zu einem zweiten Frühstück mit lokalen Spezialitäten eingeladen. Natürlich nutzen wir die Gelegenheit, um ausgiebig einzukaufen: aromatischen Zimt, frische Nelken und Muskatnüsse. Empfehlenswert sind auch die süß-würzige Muskatnuss-Marmelade und die Muskatblüte, die äußere Schicht der Muskatnuss.

Fischsuppe mit Schwämmen

Unter Wasser warten Banda Neira und Banda Besar mit einer verschwenderischen Fülle von Fisch und Korallen auf. Riesige Schwämme und farbenprächtige Weichkorallen überziehen die kleinen Bommies von Batu Kapal. Unzählige Schmetterlingsfische und Füsiliere wuseln umher. Im Freiwasser jagen Bonitos, Tunas und Rainbow Runner. Ein wahr gewordener Taucher-Traum.

Taucher in Unterwasserhöhle, Phon Miring, Banda Besar

Auch der Tauchplatz »Pohon Miring« wird uns unvergesslich bleiben: Wolken von Rotzahndrückerfischen begrüßen uns auf dem intakten Riffdach. Wir folgen dem steil abfallenden Riff und erfreuen uns an den mächtigen Schwämmen und Gorgonien. Vorsichtig durchschwimmen wir in 23 Metern Tiefe ein üppig bewachsenes Felsentor. Napoleonfische lassen sich an Putzerstationen beobachten, und einige Taucher können sogar einen Blick auf einen Hammerhai erhaschen. Ein Hammertauchplatz! Noch am Abend schwärmen wir von diesen fantastischen Tauchgängen, während wir mit der Amira in den Sonnenuntergang schippern.

Misool und Rock an Bord

Am Tag 7 unserer 14-tägigen Safari erreichen wir eines der besten Tauchgebiete von Raja Ampat: Misool. An Plätzen wie »Magic Blue« und »The Four Kings« schwimmen Millionen von Ährenfischen mit Stachelmakrelen und Thunfischen um die Wette. Die schnellen Räuber machen ihnen das Leben schwer. Wir können die Angriffe auf die Schwarmfische nicht nur hören, sondern auch spüren.

Ährenfische umschwärmen das Riff, The four King´s, Wayil

Wie ein Donnerschlag durchdringt wildes Rauschen das Riff und lässt die Schwärme wellenförmig verschwimmen. Ein grandioses Spektakel! Beim Austauchen beobachten wir Mantas an den Putzerstationen auf dem Riffdach. Graue Riffhaie, Silberspitzenhaie und knuffige Wobbegongs vervollständigen die perfekten Tauchgänge.

Mantarochen auf Riffdach, The four King´s, Wayil

Misool ist auch ein Makroparadies: Geisterpfeifenfische, Skorpionfische, Büschelbarsche und alle möglichen Krabben und Garnelen finden sich fast überall. Jede Medaille hat allerdings zwei Seiten. Wir können hier nicht gänzlich frei entscheiden, wann wir an welchem Riff tauchen. Denn die Tauchgänge in diesem Gebiet werden vorab mit dem »Misool Eco Resort« abgesprochen. Dafür haben wir unsere Tauchspots immer für uns allein.

Ein Pärchen Geisterpfeifenfische, Yilliet Kecil, Fiabacet

Der letzte Tag einer gelungenen, abwechslungsreichen Tauchsafari ist gekommen. Nachdem unsere Ausrüstung von der fleißigen Crew gespült und versorgt wurde, starten wir nach dem Lunch die Fahrt nach Sorong. Mit leckeren Drinks in der Hand lauschen wir am Oberdeck der rockigen Musik der Amira-Band, während die Sonne langsam hinter dem Horizont verschwindet.

Service-Garanten an Bord: die Directorin Nora Nigg (links) und Cruise Direktor Ading
Amira – Standardkabine

REISEINFO: »Pearls of Forgotten ISLANDS & Misool«/INDONESIEN

Preisbeispiel für den Reisezeitraum
9.10. bis 24.10.2024
Flug von Frankfurt bis Jakarta und retour zum Beispiel mit Singapore Airlines, eine Übernachtung in Jakarta, Inlandsflug von Jakarta nach Saumlaki, 13 Nächte Tauchsafari »Pearls of Banda & Misool« mit der Amira in (halber) Doppelkabine im Unterdeck inklusive Vollpension und Tauchen mit Nitrox ab Saumlaki bis Sorong, Nationalparkgebühr, Hafengebühren und Steuern, Streckengebühr, Inlandsflug von Sorong nach Jakarta ab 8480 Euro pro Person.

Weitere Infos und Buchung:
Aquaventure Tauchreisen
www.aquaventure-tauchreisen.de

Crew der Amira