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Was bringt das Wetterphänomen la Niña nach Cocos Island?

Was hat das Wetterphänomen mit Cocos Island und dem Tauchen dort zu tun? Wir waren Anfang Juni 2024 mit der Okeanos Aggressor II vor Ort unterwegs und fanden genau das heraus.

Gerald Nowak

TEXT: Gerald Nowak

Bereits die Anreise lässt uns die Auswirkungen der Wetterphänomene spüren. Unsere Maschine der Lufthansa kann in San José nicht landen, da ein außergewöhnlich starkes Unwetter über dem Flughafen die Bahn zur Wasserrutsche umgestaltet. Unser Pilot entscheidet sich, sicherheitshalber nach Panama auszuweichen. Mit einem Umweg und einem Tag Verspätung landen wir dann in Costa Rica.

© Gerald Nowak – Okeanos Aggressor II


Da zwei Tage Aufenthalt vor dem Ablegen in San José geplant waren, erreichen wir unser Schiff dennoch pünktlich. Die knapp drei Stunden bis hinunter zum Hafen nach Puntarenas sind auf den inzwischen gut ausgebauten Straßen schnell absolviert. Beim Boarding auf dem Tauchschiff werden wir außergewöhnlich herzlich empfangen. Die Crew ist motiviert und gut gelaunt.

Anibal, der Cruise Director, erzählt uns bei der Begrüßung gleich, dass die letzte Tour sehr gut gelaufen ist und sie einige Hammerhaie recht nahe gesehen haben. Unsere Vorfreunde wächst. Noch während wir die recht kleinen Kabinen beziehen, lässt der Kapitän den Anker lichten. Und auf geht‘s Richtung Cocos Island!

Angekommen!

© Gerald Nowak – Cocos Island steht seit 1978 unter Naturschutz.

Wegen starkem Gegenwind sind wir gut 40 Stunden über den Pazifik unterwegs, bis vor dem Bug endlich die Insel Cocos auftaucht. Die Überfahrt war ruhig. Das Wetter hier, anders als auf dem Kontinent in Costa Rica, ist perfekt. Kaum eine Wolke ist zu sehen, und eine angenehme Brise streicht über den Bug der Okeanos II.

Die Crew bereitet den ersten Tauchgang vor, und Anibal ruft uns zum Briefing. Nur Minuten, nachdem wir in der Chatham Bay geankert haben, sind wir auch schon im Wasser. Manuelita Garden ist ein perfekter Platz für den Checktauchgang. Nicht zu tief. Und wenn überhaupt, nur geringe Strömung.

© Gerald Nowak – Tigerhai vor Manolita Island, Cocos Island, Costa Rica.

Die Sicht unter Wasser ist exzellent, und schon beim Abtauchen kreuzen Bogenstirn-Hammerhaie unter uns. Wir verteilen uns am Rand des Manuelita Gardens auf dem Sandgrund und beobachten die Hammerhaie, wie sie in kleinen Gruppen an uns vorbeiziehen. Ich versuche, einen Augenblick lang nicht zu atmen. Schon kommt eines der Tiere auf mich zu. Nur knapp einen Meter entfernt zieht der Hammerhai gemächlich über mir hinweg, und ich bekomme gleich beim ersten Abstieg ein tolles Foto.

© Gerald Nowak – Bogenstirn-Hammerhai vor Cocos Island in Costa Rica.

So geht‘s weiter

Die folgenden drei Tauchtage haben wir mehr als Glück mit dem Wetter und den Begegnungen unter Wasser. Eigentlich sollte es laut Wetterbericht jeden Nachmittag aus Kübeln regnen. Aber es tröpfelt nur, und bis auf ein paar höhere Wellen haben wir exzellente Bedingungen.

© Gerald Nowak – Weißspitzen-Riffhai im Coral Garden/Manuelita vor Cocos Island, Costa Rica

Die Sichtweiten unter Wasser sind durchweg hervorragend, und die eleganten »Hammerköpfe« uns gnädig. Fast bei jedem Tauchgang ziehen einzelne oder kleinere Schulen an uns vorbei. Anibal und die Tauch-Crew versuchen, täglich andere Plätze anzufahren, um uns das komplette Unterwasser-Spektrum zu präsentieren.

Meine persönlichen Highlights sind Dos Amigos Pequeña mit den Galapagoshaien und Dirty Rock mit den Hammerhaischulen und dem riesigen Makrelenschwarm rund um die Spitze des kleinen Unterwasserbergs.

© Gerald Nowak – Makrelenschwarm bei Dos Amigos vor Cocos Island, Costa Rica

Aber auch Manuelita Garden und Manuelita Outside. Vor allem aber Alcyone. Der perfekte Platz hier ist ein kleiner Felssattel in 30 Metern Tiefe, wo man sich gut vor der stetigen Strömung verstecken kann. Wer hier ruhig verharrt, hat gute Chancen, eine riesige Schule Hammerhaie über sich zu erleben.

Auch der kleine »Amigo« hält auf unserer Safari zwei extrem gute Tauchgänge für uns parat. Meist befindet sich an der Westseite des Felsens eine heftige Sprungschicht in 25 Metern Tiefe, die das Fotografieren fast unmöglich macht. Bei unserem Aufenthalt aber ist die Sprungschicht deutlich tiefer, und die Galapagos-Haie sind meist oberhalb anzutreffen. Perfekt für perfekte Bilder! Sogar zwei Schwarzspitzen-Hochseehaie erscheinen für einige Augenblicke vor unseren Masken. Das ultmative Highlight aber ist hier ein riesiger Walhai, der ganz gemächlich einmal quer durch die Tauchgruppe dicht am Riff vorbeischwimmt.

© Gerald Nowak – Ein mächtiger Walhai kreuzt unseren Weg.

Bordgenuss und Landgang

Die Okeanos Aggressor bietet neben Top-Tauchgängen etwas, das für viele selbstverständlich ist: exzellenten Service. Doch das, was Kapitän Carlos und Anibal, der Cruise Director, mit ihrem Team alles möglich machen, ist mehr als nur exzellenter Service. Auch Esteban und Jairol, die beiden Küchenchefs, zaubern Gerichte auf den Tisch, als wäre ihre winzige Kombüse ein Sterne-Restaurant.

Jeden Tag werden wir überrascht von der hohen Qualität und tollen Auswahl an Speisen. Nie hätte ich gedacht, dass es auf so einem engen, kleinen Schiff möglich ist, so variationsreich zu kochen.

© Gerald Nowak – Gefleckter Adlerrochen

Die Tage vergehen wie im Flug. Und obwohl es eine Extended Tour ist, neigt sich unser Aufenthalt viel zu schnell dem Ende entgegen. Wir nutzen noch einen sonnigen Nachmittag, um auf Cocos Island an Land zu gehen und die Rangerstation zu besuchen. Die Damen und Herren des Rangerteams sind superfreundlich und aufgeschlossen und zeigen stolz ihre Arbeit und die Station.

Natürlich besuchen wir auch die legendäre Hängebrücke, die aus Fischernetzen und Bojen gebaut wurde. Unglaublich auch, dass man inzwischen selbst hier auf der Insel Internet und Anbindung an den Rest der Welt hat. Voraussetzung ist eine lokale Sim-Karte, was in Zeiten von E-Sim keine große Sache mehr ist.

© Gerald Nowak – Wasserfälle gibt es auf der Tropeninsel selbstverständlich auch.

Ein wenig Wehmut kommt aber dann doch auf: Wie schön war es, als es noch nicht möglich war, auf dem abgelegenen Cocos von all dem Wahnsinn in unserer Welt zu erfahren. Clever ist derjenige, der die moderne Technik zuhause lässt und einfach nur die Natur dieses Traumziels im Pazifik genießt.

© Gerald Nowak – Bogenstirn-Hammerhai bei Dirty Rock, Cocos Island.

Es gibt kaum eine andere Destination, die solch außergewöhnliche Unterwasser-Begegnungen in so hoher Schlagzahl bietet wie Cocos Island. Und das auch noch mit so einer ambitionierten, tollen Crew. Wären da nicht die sehr kleinen Kabinen, die sichtlich in die Jahre gekommen sind, wäre das hier ein echtes Traumschiff. Aber ich bin sicher, dass die Aggressor-Flotte zeitnah nachbessert.

© Gerald Nowak – Kuhrochen unterwegs vor Cocos Island.

REISEINFOS / Costa Rica / Cocos Island

Anreise
Sechsmal pro Woche fliegt Lufthansa ab Frankfurt direkt nach San José in Costa Rica. Auch Iberia, Edelweiss, Air France und weitere Airlines bieten Zubringer von allen deutschen Flughäfen mit Zwischenstopp an. Die Flugpreise variieren stark. Tickets gibt es ab 899 Euro.

Einreise
EU-Bürger benötigen einen Reisepass, der bei Ausreise noch mindestens sechs Monate gültig ist. Ein gültiges Rück- bzw. Weiterflugticket muss nachgewiesen werden.

Klima/Reisezeit
Costa Rica ist ein tropisches Ganzjahresziel mit annähernd gleichbleibenden Temperaturen. Aufgrund der äquatornahen Lage herrscht in den meisten Gebieten ein tropisch warmes Klima. Die Durchschnittstemperaturen liegen in der Zentralregion zwischen 19,6 und 22 Grad Celsius, in den Flachländern zwischen 25 und 28 Grad Celsius. Die Wassertemperatur im Pazifik liegt bei 24 bis 26 Grad Celsius.

Aktivitäten an Land

Costa Rica ist ein Outdoorland. Trekking, Rafting, Mountainbiken, Klettern und vieles mehr ist möglich. Es gibt unzählige Anbieter. Am Drahtseil durch die Baumwipfel? Kein Problem. Canopy heißt der Spaß, wo man in einem Geschirr festgezurrt 30 Meter über dem Urwaldboden Hunderte von Meter in rasendem Tempo durch die Baumwipfel gleitet. Oder vielleicht doch lieber mit dem Raft oder Kajak auf einem der ungezählten Flüsse Costa Ricas fahren und die Natur genießen? Und das alles ohne Zivilisationslärm, Abgase und andere Menschen.

In kleinen Gruppen kann man auch mehrere Tage unterwegs sein. Übernachtet wird im Zelt, gefährliche Tiere gibt es eigentlich nicht. Die Guides kennen sich aus und wissen, wo man sicher und gemütlich die Nacht verbringen kann. Oder eine Wanderung zu einem der vielen aktiven Vulkane des Landes? Es gibt viel zu entdecken in diesem Outdoorland.

Nationalparks

Für Cocos ist eine Nationalparkgebühr zu bezahlen (550 bis 650 US-Dollar, je nach Länge des Aufenthalts. Bar oder mit Karte, dann extra Gebühr. Für Costa Rica ist der Tourismus inzwischen zum Wirtschaftsfaktor Nummer eins geworden. Daher werden kontinuierlich neue Flächen zu Schutzgebieten deklariert. Knapp ein Drittel der gesamten Landesfläche Costa Ricas sind Nationalparks und Schutzgebiete.
Costa Rica hat inzwischen über 30 Nationalparks und 15 biologische Reservate. Mehr als 100 Landschafts-Schutzgebiete und Schutzzonen sowie einige Hundert kleine private Schutzgebiete kommen zusätzlich hinzu. Nicht nur tropische Regenwälder, auch Mangrovengebiete, Feucht-, Trocken-, Nebelwälder und Paramovegetationen stehen auf der staatlichen Schutzliste.
Tickets für die Nationalparks müssen vorab online gekauft werden: https://serviciosenlinea.sinac.go.cr

Tauchsafarischiff – Okeanos Aggressor II

© Gerald Nowak – Okeanos Aggressor II

Das Schiff hat 36 Meter Länge und neun Meter Breite. Die Reisegeschwindigkeit beträgt zehn Knoten (18,5 Kilometer/Stunde) bei einer Reichweite von 2800 Kilometer. Das Schiff wurde 1988 gebaut und hat 11 Kabinen für maximal 22 Gäste. 8 Staterooms mit Stockbetten im Unterdeck, 1 Masterkabine auf dem Hauptdeck mit Doppelbett und 2 Suiten mit Doppelbett oder Einzelbetten im Oberdeck. Alle Kabinen haben Dusche und WC, wenn auch teilweise sehr klein.
Die Crew besteht aus zehn Personen. Angetrieben wird das Schiff von zwei Dieselmotoren. Es hat zwei Generatoren für 110 Volt. Frischwassertank mit täglicher Zuführung von 6000 Liter per Entsalzungsanlage. 2 Zodiacs und eine Nitroxanlage und 2 Luftkompressoren ergänzen die Schiffsausstattung. Die 80cft-Tauchflaschen haben DIN/INT-Gewinde. 100cft-Flaschen sind gegen Aufpreis buchbar. Das Schiff verfügt zudem über eine moderne Kommunikationsanlage via Satellit und komplette DAN Erste-Hilfe-Ausrüstung. Alle Räume sind mit TV ausgestattet.

Buchbar über die meisten deutschen, österreichischen und Schweizer Tauchreiseveranstalter.
Tauchgangs-Wertung
Cocos Island (max. 10 Punkte)
Schwierigkeit 5
Sichtweite 6
Fischvielfalt 8
Steilwand 5
Strömung 7
Großfisch 10

Tauchanzug-Empfehlung:
5 Millimeter, Wassertemperatur
ganzjährig 20 bis 24 Grad Celsius.

Infos & Buchung
www.aggressor.com

© Gerald Nowak – Vor Cocos Island werden derzeit Safaris mit zwei Aggressor-Booten angeboten. Neben der »Okeanos II« (oben) läuft auch die »Cocos« das Zielgebiet an. Auf der neueren »Cocos« sind die Kabinen größer, und ein Whirlpool lockt die Taucher zum Dekobier.