Smartphones besitzen in den Premiummodellen mittlerweile mehrere Kameras, für: nah, fern und weit. Jedoch ist mechanisches Zoomen wegen des geringen Platzangebotes in den tragbaren Telefonen unmöglich. Eine Lösung sind Flüssiglinsen. Es gibt sie schon in Modellen der chinesischen Firma Xiaomi. Allerdings sündhaft teuer… noch.
Die Liquid-Lens-Technologie wird die Smartphone-Fotografie revolutionieren. Dreifach-Zoomen ist mit Flüssiglinsen bereits möglich. Wie funktioniert das? Im Prinzip besteht die Flüssiglinsen-Technologie aus einer hydrophilen (wässerigen) Flüssigkeit mit einem hydrophoben (wasserabstoßend) Festkörper. Wenn die Linsenflüssigkeit auf den Festkörper trifft, wird sie abgestoßen und bildet einen Tropfen. Dessen Krümmung kann durch das Anlegen eines elektrostatischen Feldes beeinflusst werden Man nennt das: elektrowetting.
Einfach gesagt
Wird eine Spannung angelegt, ändert sich die Linsenkrümmung. Nutzt man diese Technologie in einem Objektiv, sind zwei unterschiedliche Flüssigkeiten erforderlich. Eine Hydrophile und eine Hydrophobe. Beide Flüssigkeiten dürfen sich nicht mischen. Dabei müssen sie dieselbe Dichte aufweisen, aber verschiedene Brechungsindizes sowie differenzierte Elektroeigenschaften besitzen.
Die Vorteile
Das Innenleben von Flüssiglinsen kommt ohne mechanische Bauteile aus. Was wiederum Platz spart und Kosten verringert. Die Brennweite von Flüssiglinsen verändert sich in Millisekunden. Deshalb ist es möglich eine Makroaufnahme zu machen und Sekundenbruchteile später ein Landschaftsbild. Zoomen in einer anderen Dimension! Wobei das Wort Zoom nicht mehr ganz passen will. Es wird nicht gezoomt. Die Linsenkrümmung wird verändert. Somit ist das etwas völlig anderes als die Brennweitenverstellung in einem mechanischen Zoom. Die Abbildungsqualität wiederum unterscheidet sich augenscheinlich nicht von der herkömmlicher Objektive. Ein weiterer Pluspunkt: Eine Flüssiglinse kennt keinen Verschleiß. Demnach ist sie robust gegen Stöße oder Fall, weshalb sie als Shock-Proof-Lens betitelt wird. Ebenso bei der Bildstabilisierung hat die Flüssiglinse die Nase vorn. Wegen der kurzen Reaktionszeit kann Zittern und Wackeln besser ausgeglichen werden.
Daher träumen nun schon Handy-affine Nutzer von einem neuen Zeitalter der Smartphone-Fotografie. Hier werden zum Beispiel größere Bildsensoren möglich. Flüssiglinsen sind dabei nicht so neu wie man denken könnte. Bereits 2002 hat der französische Physiker Bruno Berge die Firma Varioptik gegründet. Sie ist heute Weltmarktführer bei Flüssiglinsen.
Es wird allerdings noch geraume Zeit dauern, bis wir die Flüssiglinsen-Offensive bei den Systemkameras erleben. Bei Kompaktkameras mit ihren fest eingebauten Objektiven ist die Chance größer. Man stelle sich Abtauchen mit einer wasserdichten Kompakten und Flüssiglinse vor. Makro und Superweitwinkel in einem Objektiv. Kein UW-Gehäuse, keine Makrolinsen, keine Weitwinkelkonverter. Was für Aussichten!
Aus: Freis Fotoecke, Technik-News TAUCHEN 09/22