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Das neue Mares Magellan HD. Nur etwas für unterwegs?

Mit dem Zusatz »HD« erhält die Reiseweste Magellan von Mares ein Upgrade, womit es zum Allround-Jacket für alle Tauchgebiete werden soll. Was es kann, lesen Sie hier.

Benjamin Schulze
Hersteller

Im Fernsehen, bei Bildschirmen und Monitoren steht das »HD« bekanntlich für »high definition«. Wer jetzt denkt, Mares springt mit seinem neuen Allround-Jacket Magellan HD auf diesen Zug mit auf, ist leider auf dem Holzweg. Die Buchstabenkombination steht in diesem Kontext für »heavy duty«.

»Wir haben unser bereits seit einigen Jahren erfolgreich bestehendes Reisejacket, das Magellan, für das lokale Tauchen aufgewertet«, erklärt Mathis Kaufmann, Produkt- und Public Relation Manager für Mares in Deutschland, während der Premiere der Tauchweste auf der boot 2024 im Januar in Düsseldorf.

Er führt weiter aus: »Die Blase ist gleich geblieben. Wir haben jetzt allerdings eine steife Rückenplatte, die der Weste noch mehr Stabilität verleiht.« Außerdem, so der Mares-Mann, wurden die Schnallen der Schultergurte noch etwas verstärkt und robuste Edelstahl-D-Ringe verbaut. Alles in allem soll die so aufgewertete Magellan-Weste für das Trockentauchen in kaltem Wasser, aber auch für Tauchgänge im Warmen und auf Reisen geeignet sein, wodurch sie für viele Tauchende interessant werden kann.

Mehr zum Magellan HD ab Minute 5:00.

Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Vergleicht man die beiden Tariermittel Magellan und Magellan HD, fallen noch einige weitere Unterschiede auf. So gibt es die reine Reisevariante in lediglich drei Größen. Das »heavy duty«-Modell wird hingegen in fünf unterschiedlichen Größen angeboten.

Der Gewichtsunterschied, geschuldet vor allem der festen Rückenplatte und den schweren, aber dafür solideren fünf Edelstahl-Ringen (das Reisemodell besitzt vier Aluminium-Ringe), beträgt 1,2 Kilogramm in Größe S. So bringt das reine Reisejacket in dieser Größe 2,1 Kilo auf die Waage, die HD-Version kommt mit 3,3 Kilo daher. Selbst das schwerere Jacket kann also noch mit auf Reisen genommen werden, da das Gewicht von 3,3 Kilogramm vergleichsweise mit vielen anderen Tarierwesten noch im erträglichen Rahmen bleibt.

Wie von Mathis Kaufmann eingangs erwähnt, sind die Schnallen der Schultergurte, aber auch die Schultergurte selbst verändert worden. Die Schnallen sind nun breiter, was sie einerseits robuster und zudem auch leichter mit dicken Handschuhen bedienbar macht. Bei dem Reisejacket fallen sie deutlich kleiner aus und sind auch nicht nach links und rechts beweglich. Die Beweglichkeit ist vor allem hilfreich, wenn sich die Oberkörperbreite durch verschiedene Tauchanzüge von Tauchtag zu Tauchtag oder zwischen den Jahreszeiten verändert. Auch der Tragekomfort erhöht sich durch rotierende Schultergurtschnallen noch mehr.

Ein Upgrade haben die Schnallen der Schultergurte erhalten. Sie sind nun größer und beweglich. Ersteres macht sie robust und auch mit dicken Handschuhen griffig. Letzteres erhöht den Tragekomfort.

Der Komfort des Magellan HD ist durch die breiten, gepolsterten Schultergurte und die kräftige Polsterung der Rückenplatte ohnehin sehr hoch. Kleiner Wermutstropfen: Mehr Polster bedeuten auch immer längere Trocknungszeiten. Wenn die Weste im Keller oder in der Garage trocknet und nicht zeitnah in eine Tauchtasche und ein Flugzeug verfrachtet werden muss, ist das zu verkraften.

Das kräftige Rückenpolster sorgt für einen hohen Tragekomfort, selbst mit fester Kunststoff-Rückenplatte. Dicke Polster trocknen naturgemäß immer etwas langsamer. Die Trockenzeit fiel jedoch nicht negativ auf.

Neu beim Magellan HD sind zwei Schlaufen auf der Oberseite der rechten Bleitasche. Dort kann man den Oktopus-Schlauch optimal verstauen und ihn, wenn nötig, hervorholen und während des Tauchens wieder eigenständig hineinschlaufen. Das funktioniert auch im Trocki.

Wie viel Blei passt hinein?

Hinzugekommen sind serienmäßige Trimmbleitaschen auf der Rückseite der Weste in Hüfthöhe. Sie fassen jeweils zwei Kilogramm zusätzliches Blei, was das Jacket auch für das Tauchen mit Trockentauchanzug qualifiziert. In den Größen XS bis M ist nun die Mitnahme von insgesamt zwölf Kilo Blei möglich. Bei den Größen L und XL fallen die vorderen Bleitaschen größer aus, sodass mit bis zu 16 Kilo Blei abgetaucht werden kann. Eine Bleimenge, die auch bei sehr dicken Unterziehern in Kombination mit sehr stattlichen Tauchern ausreichen sollte.

Die Bleitaschen werden mit einem Klettverschluss geschlossen. Sie fassen vier beziehungsweise sechs Kilo Blei. Im Jacket werden sie mit Fast-Ex-Schnellverschlüssen gesichert. Das ist gut, denn es verspricht die geringste Abnutzung.
Die Trimmbleitaschen sind serienmäßig montiert, können aber bei Bedarf entfernt werden. Sie fassen je zwei Kilogramm Blei zusätzlich und qualifizieren das Tariermittel so auch für das Trockentauchen.

Weitere Neuerung am Magellan HD ist der kleine Stauraum am rechten Schultergurt für den optionalen Line-Cutter, ein kleines Schneidwerkzeug.

Ein optional erhältlicher Line-Cutter findet Platz im oberen Teil des rechten Schultergurts. Hier ist er im Notfall schnell erreichbar – ein empfehlenswerter Ausrüstungsgegenstand.

Eine Gemeinsamkeit ist das eigentliche Jacket-Material: bei beiden Westen identisches 420D-Cordura. Auch die Vorbereitung für das optionale Tauchmesser auf der Oberseite der linken Bleitasche ist bei beiden Versionen vorhanden. Ebenfalls bei beiden Modellen vorhanden sind die kleinen ausrollbaren Reißverschlusstaschen auf der rechten Seite.

Die kleine Reißverschluss-Tasche auf der rechten Seite unter der Bleitasche kann aufgerollt werden. Sie ist recht schwer zu erreichen.

Da die Auftriebskörper identisch sind, sind die Positionen der Schnellablässe ebenfalls identisch. Der Inflator, die Schnalle des Flaschengurts und die Sicherheitsschlaufe sind ebenso bei beiden Jackets and den gleichen Stellen zu finden.

In der Praxis

Um herauszufinden, ob das Magellan HD seinem Anspruch als Allround-Jacket gerecht wird, war ich mit ihm sowohl trockentauchend als auch im Warmwasser unterwegs. Zwei Trockentauchgänge im Blausteinsee führten auf 33 beziehungsweise 25 Meter Tiefe. Völlig überbleit mit zwölf Kilogramm Blei zusammen mit einer 12-Liter-Flasche konnte das Magellan HD auch auf diesen Tiefe noch kompensieren.

Der Inflator ist griffig, auch mit dicken Handschuhen. Seine Luftlieferleistung gibt keinerlei Grund zur Sorge. Die Bleitaschen, der Oktopus und der Line-Cutter sind gut positioniert und jederzeit erreichbar. Der Tragekomfort über und unter Wasser war sehr bequem.

Die Wasserlage bekommt die Schulnote zwei. Denn egal, ob man die Trimmbleitaschen verwendet oder nicht: Der Schwerpunkt ist beim Trockentauchen mit viel Blei recht beinlastig, wodurch man viel Luft in den Beinen benötigt, um dies auszugleichen. Würden die Trimmbleitaschen etwas weiter oben auf der Rückenplatte sitzen, könnte man besser dagegen arbeiten und weniger Luft in den Beinen belassen.

Mit einem Nasstauchanzug ist die Wasserlage bei vernünftiger Bleimenge und Verteilung sehr gut.

Den hinteren Schnellablass konnte ich jedes Mal nur nach längerem Suchen finden, da sich die Blase, wenn befüllt, stark um die Flasche wickelt. Der Schwimmwiderstand litt durch diese Blasenposition wider Erwarten nicht. Etwas schwierig zu erreichen ist die ausrollbare Tasche auf der rechten Seite, da sie von der Bleitasche verdeckt wird. Man kann eine Boje normaler Größe oder eine Tauchmaske darin verstauen. Ihre Benutzung ist etwas unhandlich. Das war uns auch schon bei der ersten Modell-Version aufgefallen.

Der hintere Schnellablass ist mit Nasstauchanzug gut zu erreichen. Steckt man in einem Trockentauchanzug mit etwas eingeschränkter Beweglichkeit, ist das schon schwieriger. Mit etwas Übung gelingt das Manöver jedoch.

Im Warmwasser war der Tragekomfort identisch gut. Die Wasserlage verbesserte sich durch eine geringere Bleimenge maßgeblich. Auch das Auffinden des hinteren Schnellablasses verbesserte sich durch die größere Beweglichkeit.

Fazit

Der Preisunterschied zwischen Magellan und Magellan HD beträgt lediglich 40 Euro. Das reine Reisejacket kostet 429 Euro, die »heavy duty«-Variante liegt bei 469 Euro. Hält man sich vor Augen, dass man bei dieser minimalen Kostensteigerung eine Weste erhält, mit der man ganzjährig und unabhängig von der Anzug-Konfiguration tauchen kann, ist dieser Preis völlig gerechtfertigt. Verarbeitung, Handling und Wasserlage sind auf einem sehr hohen Niveau.

Bis auf die etwas fummelige Tasche auf der rechten Seite gibt es nichts zu beanstanden. Wenn Sie auf der Suche nach einem neuen Allround-Wing-Jacket sind, sollten Sie diese Weste unbedingt in die nähere Auswahl mit einbeziehen. Um mit den Worten von Mathis Kaufmann zu schließen: »Ich glaube, für den Preis von 469 Euro erhält man hier ein ganz interessantes Produkt.«

Eine praktische Transporttasche schützt das gute Stück auf Reisen.

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