Jackets Technik

Die Suche nach der perfekten Tarierweste – eine Kaufberatung

Die Wahl der richtigen Tarierweste ist von entscheidender Bedeutung. Sie trägt zu einem angenehmen und sicheren Taucherlebnis bei. Bei der Vielzahl von Optionen stellt die Auswahl eine Herausforderung dar.

TITEL: Benjamin Schulze
PRODUKTE: Hersteller
ILLUSTRATIONEN: Moritz Röder

1. Die Form der Luftblase

Die Form des Auftriebskörpers macht den Unterschied. Weit verbreitet sind im Backmount-Tauchen, wenn die Flasche auf dem Rücken liegt, drei verschiedene Blasenformen: das ADV-Jacket, das Wing-Jacket und das Hybrid-Jacket. Es gibt noch Sidemount-Westen, wo die Luftblasen auf dem Rücken liegen. Hier beschreiben wir die Unterschiede des Backmount-Tauchens:

ADV-Jacket: Bei der »Adjustable Diving Vest« (engl.: verstellbare Tauchweste) befindet sich die Luftblase am Rücken, vor dem Bauch und manchmal auf Höhe der Schultern. Ein Vorteil ist die stabile aufrechte Haltung, sobald Luft im Jacket ist, vor allem an der Wasseroberfläche oder wenn man vertikal unter Wasser frei schwebt. Der Oberkörper des Tauchers liegt in Schwimmposition meist nicht völlig horizontal im Wasser. Er befindet sich etwas höher als die Beine, was einen höheren Schwimmwiderstand zur Folge hat als beim Tauchen eines Wing-Jackets. Dieser nachteilige Trim kann mit Trimbleitaschen am Rücken neben der Flasche ausgeglichen werden. Für Beginner ist dieses Jacket häufig sehr angenehm zu tauchen. Meist lernt man mit solchen Jackets das Tauchen. Verglichen mit anderen Jacketformen tendiert der Taucher dazu, eher von links nach rechts zu »rollen«.

ADV-Westen sind weltweit am weitesten verbreitet. Nahezu jede Tauchbasis mit Ausrüstungsverleih hält solche Modelle in einfachen Varianten bereit. Daher ist es ratsam, solche Tariermittel zu kennen und zu beherrschen.

Wing-Jacket: Die Luftblase liegt ausschließlich hinter dem Taucher, so wie Flügel. Die Wasserlage ist in der Horizontalen sehr stabil. Anfangs wurde das Jacket im technischen Tauchen genutzt. Mittlerweile tauchen viele Sporttaucher mit Wing-Jackets. Sie schätzen die Wasserlage, die Freiheit vor dem Körper und den häufig modularen Aufbau. So können mit Wing-Jackets Monoflaschen- oder Doppelflaschen-Systeme verwendet werden. Zudem kann man die Westen bei wachsendem Interesse meist aus- oder umbauen und an neue Bedürfnisse anpassen. Der Tausch der Auftriebsblase ist einfach. Blasen können verschiedene Formen haben, mal wie ein Hufeisen, mal rund mit einer Aussparung in der Mitte wie ein Donut. Früher sagte man, Wings sind nur für fortgeschrittene Taucher. Diese Ansicht ist überholt und trägt den aktuellen Jacketformen nicht mehr Rechnung.

Wing-Jackets erfreuen sich größter Beliebtheit. Ihre sehr gute Wasserlage, ihr modularer Aufbau und die Robustheit sind die Hauptgründe dafür. Wenn Ihr Anspruch mit der Zeit wächst, können Sie das Tariermittel daran anpassen. Oder Sie specken es etwas ab und machen es dadurch reisetauglich. Es gibt viele Optionen. Dafür zahlt man häufig einen höheren Preis.

Hybrid-Jacket: Diese Form mischt das ADV-Jacket mit dem Wing-Jacket. Das Hauptvolumen der Blase liegt am Rücken des Tauchers. Meist faltet sich das Jacket beim Befüllen etwas auf. Die Wasserlage ist in Schwimmlage stabiler als beim ADV-Jacket. Aufrecht an der Wasseroberfläche ist man recht stabil. Die Freiheit eines Wing-Jackets vor dem Körper lassen diese Jackets jedoch häufig vermissen. Ihr Gewicht und ihr Packmaß sind tendenziell groß.

Hybrid-Westen gibt es in vielen Ausführungen. Einige sind eher leichte Reisevarianten, die meisten sind allerdings eher schwer und wuchtig. Ihr Vorteil: Durch die »ausfahr­baren« Flügel verleihen sie dem Tauchenden in Schwimm­lage Stabilität.

2. Auftrieb und Tragfähigkeit

Die Wahl des richtigen Auftriebs hängt ab vom Körpergewicht, der Tauchtiefe und der Menge an Ausrüstung. Eine Tarierweste sollte genug Auftrieb bieten, um den Taucher sicher über Wasser zu halten. Eine grobe Faustregel besagt: Ein Tariermittel sollte etwa zehn Prozent des Körpergewichts plus des zusätzlichen Gewichts für Ausrüstung und Neoprenanzug an Auftrieb bieten. Ein Taucher mit einem Körpergewicht von 70 Kilo und etwa 30 Kilo Ausrüstung benötigt zehn Kilo Auftrieb, grob 100 Newton, um sich sicher über Wasser zu halten. Diese Angaben dienen als Richtwerte. Lassen Sie sich vor dem Kauf eines Tariermittels von einem Fachhändler beraten.

3. Material und Verarbeitung

Materialien wie Cordura oder ballistisches Nylon sind langlebig und widerstandsfähig gegenüber Abrieb und Beschädigungen. Die Nähte sollten robust sein, um eine langfristige Nutzung zu gewährleisten.

4. Passform und Komfort

Das Jacket sollte eng am Körper anliegen, ohne dabei die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Verstellbare Gurte und Schnallen ermöglichen Anpassung und sorgen für angenehmen Sitz. Gepolsterte Schultergurte und Rückenpolsterung erhöhen den Komfort, insbesondere bei längeren Tauchgängen, trocknen aber langsamer. Manche Weste ist weit nach unten geschnitten und für Menschen mit langem Oberkörper geeignet. Andere genau anders herum. Es gibt deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Schnellablässe sollten so platziert sein, dass sie schnell und unkompliziert erreicht werden können.

5. Stauraum

Taschen gibt es bei Wing-Jackets, wenn überhaupt, nur optional. ADV- und Hybrid-Westen besitzen in der Regel Taschen. Reißverschlüsse sind Klettverschlüssen vorzuziehen. Mindestens eine Boje oder eine Maske sollten darin Platz haben. Wenn noch ein kleines Spool dazu passt, ist es optimal. Befestigungsringe, sogenannte D-Ringe, sollten vorhanden sein. Mindestens drei, und achten Sie auf deren Anordnung. Aluminium oder Edelstahl ist haltbarer, aber schwerer als Kunststoff.

Taschen müssen gut erreichbar sein. Das kann man am besten während eines Testtauchgangs ausprobieren.

6. Bleitaschen

Die meisten ziehen integrierte Bleitaschen einem Bleigurt vor. Vor allem beim ADV- oder Hybrid-Jacket. Sie entlasten den Druck, den ein Bleigurt in der Lendenwirbelsäule erzeugt. Wing-Jackets können meist damit nachgerüstet werden. Hier gibt es viele Optionen. Taschen links und rechts neben der Tauchflasche, oder bei Doppelgeräten gibt es V-Blei, das zwischen den Flaschen platziert wird.

V-Blei an einem Doppelgerät, das an einem Wing-Jacket befestigt wird.

7. Preis-Leistungs-Verhältnis

Der Preis einer Tarierweste variiert je nach Marke, Modell und Ausstattung. Es ist wichtig, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Preis und Leistung zu finden, indem man die Funktionen und Qualität der Weste sorgfältig abwägt. Eine hochwertige Tarierweste ist mit 500 Euro und mehr teuer, aber eine langfristige Investition, die sich in Bezug auf Haltbarkeit und Leistung auszahlt.

8. Testtauchen

Verzichten Sie auf Schnellschüsse. Vor allem im Sommer veranstalten viele Händler und Marken Test-Events. Es lohnt sich immer, Equipment vor dem Kauf unter Wasser zu testen. Nur so lernen Sie Unterschiede kennen und finden Ihre persönlichen Vorlieben. Wenn Sie dazu keine Möglichkeit haben, probieren Sie die Weste in Kombination mit Ihrem Tauchanzug an.