Flossen

Test: Octo Fin

Geduldig sein, das müsse man schon, so viel weiß Norbert Sack. Für den 63-jährigen Mönchengladbacher erfordert sein Vorhaben Idealismus und großen Glauben an die Sache. Manchmal, wenn er auf die „boot“ in Düsseldorf kommt, die er schon seit 20 Jahren besucht, würden ihn die Hersteller fragen: „Herr Sack, woher nehmen Sie eigentlich die ganze Energie, hier immer noch lächelnd hereinzuspazieren?“ Das weiß der Oberstudienrat zu hundert Prozent: „Eine Erfindung zu machen, sucht man sich nicht aus“, sagt er dann. „Sie wird einem geschenkt.“ Und das erfordere eben viel Geduld, Zeit und ein gewisses Maß an Optimismus. „Aber wenn ich nicht dran glaube, wer tut es denn dann?“
Die großen Hersteller jedenfalls wollen seine neue Flosse, die „Octo Fin“, bisher nicht. „Ihnen ist der Aufwand, den sie noch reinstecken müssten, zu groß“, sagt Sack, der Erfinder, nachdenklich. „Die möchten lieber ein Produkt, das bereits ganz fertig ist.“ Aber seiner Meinung nach würde die Technik, die er entwickelt, alle auf dem Markt erhältlichen Flossen ergänzen – und sogar verbessern. Einmal im Jahr besucht er deshalb die Hersteller in Düsseldorf, um sie über den aktuellen Stand seines Vorhabens zu informieren. Das tut Norbert Sack seit Jahren.
Es ist Januar 2005, als der Erfinder über die Flure der „boot“ schlendert und vor sich diesen Mann sieht, der seine Flossen in der Hand trägt. „Die wippten so hin und her“, sagt der Mönchengladbacher. „Da habe ich mich gefragt: Könnte es klappen, dass vorne, ähnlich wie bei einem Jet-Antrieb, Wasser heraus kommt? Ich weiß, das klingt vielleicht etwas merkwürdig“, fügt er hinzu, „aber die Idee war ab dann in meinem Kopf.“ Und sie sollte ihn auch bis heute nicht mehr verlassen. Es ist eigentlich zunächst ganz einfach: Ähnlich wie bei einem Oktopus, der mit dem Schlagen seiner Tentakel einen Rückstoß und damit seinen Vortrieb erzeugt, soll ein Kanal über dem Flossenblatt das Wasser beim Zurückziehen der Flosse ansaugen und beim Flossenschlag wieder abstoßen – ähnlich der Funktionsweise eines Blasebalgs, der Luft zusammenzieht, um diese in einem kurzen, starken Luftstoß zu entladen. Bei normalem Flossenschlag soll diese Technik einen besseren Vortrieb als herkömmliche Flossen entwickeln.

Stunden in der Garage
Der gelernte Nachrichtentechniker macht sich in seiner Garage ans Werk, experimentiert mit verschiedenen Flossen unterschiedlicher Hersteller. Als Material für den Aufbau dienen dem Mönchengladbacher dünne Plastikbegrenzungen für Rosenbeete aus dem Baumarkt, die den festeren Aufbau in Position halten soll. Die „Box“ wiederum ist aus dem Material, auf dem Computerplatinen verlötet werden. „Es ist nur nicht ganz so dick wie bei den Platinen“, erklärt der 63-Jährige.
mitstreiter gesucht. „Ich musste mich dabei vollständig auf mein Gespür verlassen, denn durchgerechnet habe ich das alles nicht“, sagt Sack. „Dazu fehlt mir das nötige Wissen.“ Der Erfinder sucht deshalb Mitstreiter, die ihm helfen wollen, die Flosse markttauglich zu machen – denn entsprechende Patente und den Markennamen „Octo Fin“ hat er sich bereits schützen lassen. Im Freiwassertest am Cospudener See klappte Sacks Idee noch nicht einwandfrei: Der boxartige Aufbau erzeugt zwar einen Rückstoß, doch sind seine Auswirkungen auf den Vortrieb nicht nur der „Jetstream-Technik“ (deutsch: Strahlstrom) zu verdanken, sondern auch dem Material. Weil der getestete Cressi-Prototyp ein eher weiches Flossenblatt besitzt, wurde dieses durch das harte Material gestützt – das starre und nun härtere Blatt könnte auch mehr Vortrieb erzeugen. Nach wenigen Minuten zerbrach der Prototyp in seine Einzelteile und verteilte sich in fünf Meter Tiefe. Die Materialien konnten der Spannung, die das weiche Flossenblatt durch seine enorme Krümmung beim Flossenschlag auf den Aufbau übertragen hatte, nicht standhalten. Es wurde praktisch von der Flosse „gesprengt“. Aufgeben will Norbert Sack deshalb aber nicht – im Gegenteil! Mit den Ergebnissen dieses Tests will er weitertüfteln, um seine Flosse zur Marktreife zu führen. Und Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut. Alexander Krützfeldt

Test: Octo Fin

Größe: L-XL und M-ML
Preis bei Erwerb: zwischen 75
und 85 Euro (2011)
Farbe: Schwarz/Blau
Typ: offen
Arbeitsaufwand: circa 50 Stunden
je Umbau, 1800 Stunden insge-
samt (mit Patenten und Skizzen)
Verwendetes Material: Epoxyd-
harz-Platinen (mit Glasfaser ver-
stärktes Harz)

TAUCHEN meint: Im Test funktionierte die Idee nicht einwandfrei. Gerade das Material des Aufbaus sowie die Bauweise der Flosse müssen noch aufeinander abgestimmt werden. Trotzdem ist das zugrundeliegende Prinzip sehr interessant und sollte weiterverfolgt werden.