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Interview mit der Firma Lenhardt und Wagner (L&W)

Interview mit der Firma Lenhardt und Wagner (L&W)

Einer der größten und renommiertesten Hersteller von Kompressoren in Deutschland ist die Firma Lenhardt und Wagner (L&W). Wir sprechen mit Ronny Sauer, dem Vertriebsleiter:

(Interview: Benjamin Schulze)

Zur Firma L&W:

Unterwasser: In wie viele Länder exportieren Sie ihre Kompressoren?
Ronny Sauer: Das lässt sich leider nicht genau beziffern. Wir sind aktuell auf jedem Kontinent vertreten. In Asien, Australien und Amerika sind wir direkt mit unserem Namen L&W vertreten,
welche vor Ort ein Händlernetzwerk (in den dortigen Ländern) aufgebaut haben.
Wir arbeiten aber auch in Afrika und ganz Europa direkt mit Importeuren zusammen, welche Service bieten und dementsprechend Ansprechpartner vor Ort sind.

Unterwasser: Wie viele Beschäftigte besitzt das Unternehmen L&W?
Ronny Sauer: Aktuell haben wir circa 40 Beschäftigte Mitarbeiter.

Unterwasser: Welche Berufsgruppen beschäftigen Sie?
Ronny Sauer: Hier sind wir sehr breit aufgestellt. Bedingt durch die Tatsache, dass die Kompressoren und das zugehörige Equipment bei uns nicht vom Band kommen und noch sehr viel Handarbeit im Spiel ist, werden auch die unterschiedlichen Berufsgruppen benötigt. Von Handwerk, Produktion, bis zu Technik ist alles Mögliche gefragt. Auch die Berufsgruppen Verwaltung & Büro, sowie Marketing werden bei uns benötigt.

Unterwasser: Wie sieht Ihre derzeitige personelle Besetzung aus, Stichwort Fachkräftemangel?
Ronny Sauer: Wir hatten in der Vergangenheit tatsächlich Schwierigkeiten, offene Stellen schnell zu besetzen. Entsprechende Stellenanzeigen blieben länger offen. Seit 01.Januar.2020 haben wir jedoch das Gefühl, dass wieder mehr Fachkräfte zur Verfügung stehen. Wie sich das Ganze jetzt im Zuge der Corona-Krise entwickelt, darf nur vermutet werden. Ich befürchte, dass wir bei Bedarf schnell Lösungen finden müssen.

Unterwasser: Sie produzieren für viele Märkte. Welchen Anteil an ihrer Gesamtproduktion hat der Tauchmarkt?
Ronny Sauer: Es ist schwierig den tatsächlichen Endkunden für uns ausfindig zu machen. Atemluftkompressoren machen aber 60 bis 70% der Produktion aus. Ob diese in den Tauchmarkt, Feuerwehrmarkt, in die Medizintechnik oder an Sportschützen geliefert werden, lässt sich schwer einschätzen.

Zu den Kompressoren:

Unterwasser: Was macht Ihre Kompressoren so besonders?
Ronny Sauer: Unsere Kompressoren werden für die Industrie ausgelegt und bieten somit auch für niedrigste Anforderungen ein erhöhtes Mass an Qualität. Dafür ist L&W weltweit bekannt und wird hierfür geschätzt. Schallgedämmte Maschinen sind mit die Leisesten im Markt. Die Kompressoren sind individuell ausstattbar und mit einer großen Fülle an vordefinierter Optionen bestellbar. Wichtig ist natürlich die Qualität der Atemluft. Atemluftfilterpatronen werden immer einzeln gefüllt, direkt verpackt und vakuumversiegelt. In Deutschland genießen unsere Kunden das Privileg direkt beim Hersteller bestellen zu können. Hierdurch können sie sich stets von unserem schnellen, fachkompetenten und unkomplizierten Support überzeugen. Schnelle Abwicklungen, sowie der direkte Draht zu unserem Fachpersonal sind somit immer direkt gegeben.

Unterwasser: Auslandsbasen sind teilweise sehr abgelegen. Welche Schwierigkeiten gibt es, eine Tauchbasis, in Westpapua oder in Sulawesi, die einen Ihrer Kompressoren besitzt, mit Ihrem Service zu versorgen?
Ronny Sauer: Dies ist in der Tat manchmal schwierig. Genau für diese Fälle haben wir unsere Betriebsanleitungen so erstellt, dass sich unsere Kunden im absoluten Notfall selbst helfen können. Der Wartungsbereich ist darin komplett mit Bebilderung beschrieben. Auch Explosionszeichnungen sind dort im Detail zu finden. Wir haben außerdem in allen Anleitungen ein Zusatzkapitel mit Störungsbeseitigungen angefügt. Hier können sich unsere Kunden, aber auch die Betreiber aller anderen Kompressorenhersteller, im Störungsfall Hilfe suchen. Je nach Problem sind Lösungsmöglichkeiten aufgeführt. Interessanterweise haben wir diesbezüglich schon sehr viel positives Feedback von Kunden anderer Hersteller bekommen.

Unterwasser: Ein Hochdruckkompressor kann eine gefährliche Angelegenheit sein. Sind Ihnen im Tauchsegment spektakuläre Zwischenfälle in Erinnerung geblieben?
Ronny Sauer: Ja, allerdings. Wir hatten in Asien einen Fall, bei dem ein Kunde seinen Kompressor zwei Jahre nicht entwässert hatte. Als Folge ist der Enddruckbehälter von innen korrodiert und dann geplatzt. Den Hinweis am Kondensatablasshahn hatte er wohl ignoriert. Menschen kamen dabei glücklicherweise nicht zu Schaden.

Unterwasser: Wie lange dauert die Entwicklung eines neuen Kompressors?
Ronny Sauer: Hier ist es je nach Anforderung immer anders. Dies kann von 6 Monaten bis 3 Jahre höchst unterschiedlich sein. Einzelbauteile sind manchmal schwer zu bekommen, weshalb wir diese entweder selbst fertigen oder mit umliegenden Firmen arbeiten. Dies bietet den Vorteil, kurzer Wege und schneller Reaktionen. Für uns ist wichtig, nicht immer nur günstig zu zukaufen. Die Sicherheit des Kompressor-Betreibers steht an vorderster Stelle, genauso wie die Qualität der Anlage, weshalb wir nichts dem Zufall überlassen.

Unterwasser: Ab wann ist es für Taucher sinnvoll, sich mit Kompressortechnik auseinander zu setzen?
Ronny Sauer: Dies ist schwierig zu beantworten. Prinzipiell macht es immer Sinn, sich mit der Technik auseinanderzusetzen, welche am Schluss ja auch für meine Atemluft verantwortlich ist.
Ob es jedoch Sinn macht sich einen eigenen Kompressor zuzulegen, dies muss jeder im Bedarfsfall selbst entscheiden. Während manche kilometerweit entfernt sind um Flaschen füllen zu lassen, haben Andere die Möglichkeit der Flaschenfüllung z.B. bei der Feuerwehr.
Tauchschulen oder Händler haben natürlich einen ganz anderen Bedarf.Persönlich würde ich aber schon gerne wissen, welche Luft (irgendwo) in meine Flasche gepumpt wird. Genau für solche Fälle haben wir beispielsweise auch mobile Atemluft-Messsysteme im Programm.

Unterwasser: Wer kommt zu Ihren Kompressorschulungen und warum?
Ronny Sauer: Unser Publikum ist hier breit gefächert. Es finden sich Kompressorenbetreiber, Kompressorenwärte, Interessierte, Importeure, sowie Händler in unseren Kursen.
Die Intention ist höchst unterschiedlich. Während die Einen die rechtlichen Voraussetzungen als Betreiber, oder Kompressorenwart erfüllen müssen, sind Andere einfach nur interessiert, die eigenen Kenntnisse aufzubessern. Importeure und Händler verfolgen eher das Ziel die Technik zu verstehen, um im Bedarfsfall Ihren Kunden bei Serviceanfragen oder Problemfällen weiterhelfen zu können.

Unterwasser: Was versprechen Sie sich von der neuen Remote Tab Control (RTC)?
Ronny Sauer: Die RTC ist die Weiterführung unser ehemaligen ECC (Electrical Compressor Control).
Sie ist die erste Tablet und App-gesteuerte Kompressorsteuerung im Markt. Unsere Kunden haben mit Ihr die Möglichkeit, eine Reihe von Zusatzinformationen vom eigenen Kompressor übermittelt zu bekommen. Grafische Darstellungen von Maschinenparametern, Wartungsanzeige mit Counter oder Aktionsprotokolle sind beispielsweise Einige davon.
Die App kann außerdem direkt auf die digitale Betriebsanleitung zugreifen und ist somit immer direkt verfügbar. Des Weiteren können Betreiber Zertifikate für eingewiesene Personen erstellen und diese innerhalb der App unterschreiben lassen. Wartungszertifikate oder Atemluftzertifikate können generiert und digital unterschrieben werden. Auch der direkte Kontakt zu uns kann über die App generiert werden.
Gewährt uns ein Kunde Zugriff, können wir uns auf die Steuerung schalten und von überall aktiv bei Wartungsarbeiten, Sicherheitschecks oder Lösung von Problemfällen helfen.
Bedingt durch die Tablet Steuerung können Kunden bei Bedarf die Steuerungsanzeige auf Fernseher, Leimwände oder Werbetafeln streamen, um stets über die aktuellen Werte informiert zu sein. Wir nutzen hier ein Standard Android Tablet. Daher ist bei Bedarf auch das Nutzen des eigenen Tablets möglich.

Unterwasser: Herzlichen Dank für das Gespräch.

Ronny Sauer, Vertriebsleiter bei L&W

Einer der größten und renommiertesten Hersteller von Kompressoren in Deutschland: Die Firma Lenhardt und Wagner (L&W).