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Ist das noch im Budget? – Trockentauchen mit DynamicNord

Die Frage des Preises stellt sich bei der Anschaffung eines neuen Trockentauchanzugs wegen der hohen Preise ganz sicher. DynamicNord bringt nun ein zweites »günstiges« Modell auf den Markt. Wir konnten es testen.

Benjamin Schulze
Anja Kuschel

Ähnlich wie der Hersteller DynamicNord ist auch dessen Trockentauchanzug mit der Modellbezeichnung DG-350 neu auf dem Markt. Das Produkt reiht sich mit seiner unverbindlichen Preisempfehlung von 1649 Euro ein gutes Stück unter dem Premium-Modell RS-350 mit einem Preis von 2499 Euro ein. Beide Modelle sind Trilaminat-Anzüge. Das bedeutet: Sie besitzen nahezu keine Eigenisolation und müssen mit verschiedenen Unterzieher-Variationen kombiniert werden, abhängig von der Wassertemperatur.

Bei der Preiskalkulation seines Budget-Trockis dürfte sich DynamicNord an den Mitbewerbern orientiert haben. So starten die einfachen Anzüge von Bare oder Avatar, Santis günstiger Variante, auf einem vergleichbaren Preisniveau.

Worin liegen die Unterschiede zu preislich höheren Modellen?

Woran gespart wird – das ist klassisch – ist der Reißverschluss. Meist gibt es bei teuren Anzügen anderer Hersteller über dem eigentlichen Trockenreißverschluss einen zweiten Zipper, der den darunterliegenden, gasdichten Reißverschluss schützen soll. Auf diesen Extra-Schutz wurde beim Kunststoffreißverschluss des DG-350 verzichtet. Er wird von einer darüberliegenden Materiallippe geschützt. Der Zipper stammt von der deutschen Firma TiZip. Deren Qualität ist auf einem sehr guten Level. Sie werden in vielen Trockentauchanzügen verbaut.

Eines der wichtigsten Bauteile ist der Trockenreißverschluss. Er stammt bei diesem Modell vom deutschen Hersteller TiZip und ließ sich sehr gut bedienen.

Ob der zweite Schutzzipper notwendig ist, vor allem bei einem Hobbyanzug, ist diskutabel. Viel wichtiger ist es, wie man die Zipper behandelt. Damit sind vor allem die Pflege und die Lagerung gemeint. Es wird empfohlen, verschmutzte Reißverschlüsse mit Seifenlauge und einer feinen Bürste zu reinigen. Schmutzpartikel zwischen den Zipperzähnen beeinträchtigen die Dichtigkeit. Laut der Webseite des Herstellers muss ein Kunststoff-Reißverschluss von Zeit zu Zeit, vor allem nach längerer Lagerung, am Hafen geschmiert werden. Der Hafen ist der Bereich, wo der Schieber ankommt und schließt. Hierfür sollte am besten das Silikonfett des Herstellers benutzt werden. Zur Not geht auch ein anderes Silikonfett. Wachs sollte man nur bei Metallzippern verwenden. Auch muss bei einem Plastik-Reißverschluss keinesfalls der Zipper auf der gesamten Länge gefettet werden. Das zieht nur Schmutz an, der ihn undicht macht. Gelagert werden sollte der Anzug mit trockenem, geschlossenem Zipper. Das minimiert den Zug auf den Schieber und den Hafen.

Verstärkungen an Knien oder Gesäß fehlen. Laut Hersteller aber kein Problem, da das Material sehr robust ist.

Worauf bei dem DG-351 und dem DG-352, so die Modellbezeichnungen des Herren- und des Damenzugs, verzichtet wurde, sind Verstärkungen an Knien, Gesäß und Ellenbogen. Dazu sagt der Hersteller: »Das Anzugmaterial ist extrem stark, langlebig und widerstandsfähig. Wir haben in den Bereichen der Knie, Ellenbogen und des Gesäßes auf Verstärkungen verzichtet, weil das Ripstop-Material (350 Gramm pro Quadratmeter) so hochwertig und strapazierfähig ist, dass diese Bereiche auch ohne Verstärkungen auskommen.« Weiterhin führt DynamicNord aus: »Verstärkungen bedeuten auch immer »Versteifungen«. Bei doppeltem Material oder sogar im Extremfall bei Kevlar beeinträchtigt die Versteifung, speziell in den Körperbereichen, wo viel Bewegung ist, den gewünschten Komfort vor allem bei längeren Tauchgängen erheblich.«

Die Laschen der Taschen könnten griffiger sein.

Im Vergleich zum Premium-Modell RS-350 besitzt die Budget-Variante fest angesetzte seitliche Taschen. Auf das Molle-System der justierbaren und ausstauschbaren Taschen wurde verzichtet. Die vorhandenen Taschen sind groß und gut erreichbar. Innen befinden sich je zwei Bungee-Befestigungen.

Ein- und Auslässe

Bei den Ventilen verlässt sich DynamicNord auf einen in Deutschland noch wenig bekannten Hersteller aus Italien mit dem Namen Hydpro. Das Auslassventil: bei vollständig aufgedrehtem Zustand hatte ich das Gefühl, das Gas entweicht etwas langsam. Laut Hersteller könnte das an meinem fleeceartigen Unterzieher gelegen habe, der während des Luftablassens angesaugt wurde. Unterzieher mit glatter Oberfläche seien vorzuziehen. Vielleicht eine Einschränkung, mit der man nicht zwingend leben möchte. Das Einlassventil spricht schnell und kraftvoll an. Der Einlassknopf ist problemlos auffindbar und mit dicken Handschuhen bedienbar. Es kann gegen einen Aufpreis auch mit einer Durchführung für beheizte Unterwäsche aufgerüstet werden.

Die Ein-und Auslassventile stammen vom italienischen Hersteller Hydpro.
Das Auslassventil ist gut erreichbar und bedienbar. Es kann manuell oder »automatisch« Luft ablassen, indem der linke Arm, wie üblich, angehoben wird.

Die Manschetten

Die konischen Latex-Manschetten an den Handgelenken dichten verlässlich. Da sie selbst wenig isolieren, sind hier entweder Neoprenhandschuhe mit langer Krempe gefragt oder gleich ein Trockentauch-Handschuh-System. Das kann man dank der breiten Manschetten gut nachrüsten. DynamicNord übernimmt gegen Aufpreis diese Installation. Verschiedene Systeme stehen zur Auswahl, in verschiedenen Preiskategorien. Am Hals dichtet eine drei Millimeter starke Neoprenmanschette, die damit gleichzeitig noch wärmt.

n den Handgelenken haben viele Vorteile, beispielsweise einfache Ersatzbeschaffung.
Die Neopren-Halsmanschette wärmt den empfindlichen Bereich am Nacken und am Hals.

Material und Passform

Das 350 Gramm pro Quadratmeter-Rip-stop-Material ist unter und über Wasser sehr beweglich. Es versteift im Wasser unter Druck nicht merklich. Alle Manöver, also Flossenmanöver, Ventilmanöver und Positionen waren problemlos durchführbar. Wie es sich mit der Widerstandsfähigkeit verhält, lässt sich bei zwei Testtauchgängen nur erahnen. Die Verarbeitung innen wie außen ist auf sehr hohem Niveau.
Die fest angesetzten Boots sind ebenfalls aus drei Millimeter dickem Neopren. Bei dem Testmodell in Größe M waren die Füßlinge etwas klein. Einen kostenfreien Tausch dieses Anzugteils bietet DynamicNord bei jedem Trockikauf an.

Durch die innenliegenden Hosenträger wird der Trocki mit seinem Teleskop-Torso gut in Position gehalten. Für meinen Körperbau könnte der Schrittgurt, der den Torso spannt, noch ein wenig mehr zu verkürzen sein, um die optimale Passform zu gewährleisten. Dies ist jedoch individuell sehr unterschiedlich.

ie Beweglichkeit ist in allen Körperlagen gegeben. Ventilmanöver und ausladende Flossenkicks sind möglich.
Das Auslassventil tut, was es soll: Luft ablassen, manchmal etwas träge, was auch dem fleeceartigen Unterzieher geschuldet sein könnte.

Fazit

Hier erhält man für unter 2000 Euro einen modernen Trockentauchanzug aus einem innovativen Material. Alle Basisfunktionen sind vorhanden. Auf den Ventilhersteller ist man fixiert. Einige Nutzer müssen vermutlich die Boots (kostenfrei) anpassen lassen. Passform und Beweglichkeit machen einen sehr guten Eindruck. Wie robust das Rib stop-Material ist, muss die Zukunft zeigen. Reperaturen und Service in Deutschland sind ein gewisser Vorteil.

Welche Anpassungenbietet DynamicNord an?

Im eigenen Servicezentrum in Deutschland werden kostenfreie Anpassungen von Boots, Halsmanschette und Handgelenksmanschetten angeboten. Die Position des Auslassventils ist fest und kann nicht verändert werden. Die Montage eines marktüblichen Trockentauch-Handschuh-Systems wird von dem Hersteller gegen ein Entgeld ebenfalls angeboten. Die Kosten variieren je nach gewünschtem System. Reperaturen werden ebenfalls in dem Servicecenter in Bayern abgewickelt.

TAUCHEN bedankt sich beim Dive4Life in Siegburg und bei GTMB, dem Betreiber des Goldberger Sees bei Dormagen, für die logistische Unterstützung bei diesem Praxistest.

Die Damen-Version ist rot, das Herren-Modell ist blau.