Jackets

Das Hybrid-Jacket – Smarter Mix aus ADV- und Wing-Jacket Teil 1

Im Mai 2018 erreichte uns die E-Mail eines Lesers, der sich auf eine Jacket-Übersicht in TAUCHEN 1/2018 bezog, in der wir auch Hybride behandelt hatten. Der Leser beklagte sich zu Recht, dass es schwer sei, ein Hybrid-Jacket zu finden, da diese oft nicht als solche gelistet seien. Auch in Fachverkäufer kannten diesen Begriff oft nicht.
Ein Rückblick: Als wir in der TAUCHEN-Redaktion 1999 mit dem „Pro QD“ von Aqua Lung, das erste Jacket dieser Art, zum Testen bekamen, sprach man noch von einem „ADV mit Wing- Charakteristik“. Darum nannten wir es Hybrid-Jacket. Das Beste aus zwei Welten eben. Damals war das zu 100 Prozent richtig. Und heute? Vielleicht nicht mehr so ganz. Denn auch die Wings und die ADVs wurden weiterentwickelt.
So zählt zum Beispiel das oben abgebildete „Hydros Pro“-Wing von Scubapro zu den besten Jackets, die uns in den letzten Jahren untergekommen sind (Test in Tauchen 1/2018). Es hat auch die oft beklagten Mankos eines Wings nicht gezeigt.

Auftriebswunder Hybrid-Jacket

Letztlich wird die individuelle Kaufentscheidung weniger von dem Typ des Jackets abhängen als von persönlichen Vorlieben. Wer aber einen möglichst hohen Auftrieb möchte, sollte sich das eine oder andere Hybrid ansehen. Denn da gibt es zwei Auftriebsbereiche, und da passt einfach mehr rein. Wir listen darum in unserer Übersicht den Auftrieb für jede Größe einzeln, weil das ein wichtiges Kriterium für die Entscheidung sein dürfte, ein Hybrid-Jacket zu bevorzugen.
Ansonsten ist, wie immer bei Tauchausrüstung, die Passform wichtig. Und da helfen nur die Anprobe und idealerweise auch ein Testtauchgang. Werfen Sie mit uns weiter unten einen Blick auf die aktuellen Hybrid-Jackets. Zuvor aber möchten wir Sie mit ein bisschen Jacket-Theorie unterhalten.

Gut fürs Beobachten: ADV-Jackets

Hier sehen wir die typische und manchmal erwünschte Schwimmlage beim ADV: Der Oberkörper ist leicht angehoben. © W. Pölzer

ADV ist die Kurzform für Adjustable Divers Vest, also einstellbare Tauchweste. Der Auftriebskörper befindet sich seitlich unter den Armen und zu einem meist sehr geringen Teil im Rückenbereich. Ihr Vorteil und der Grund, warum sie sich durchgesetzt haben: Sie sind durch die verstellbaren Schultergurte einfach individuell anzupassen. Konstruktionsbedingt liegt der Kopf etwas erhöht, das ist gut zum Beobachten und vermeidet eine überstreckte Halswirbelsäule, die auf Dauer Probleme machen kann. Aber wenn man lange Strecken schwimmt, wie zum Beispiel beim Höhlentauchen, ist die Position, die ein Wing oder eben ein Hybrid bietet, besser.

 

 
Auftrieb im Rücken: Wing-Jackets

Gut zu sehen ist hier die ausgeprägte Blase, die wie zwei Flügel wirkt. Daher kommt der Begriff Wing. © W. Pölzer

Bei Wing-Jackets befindet sich der Auftriebskörper ausschließlich im Rücken, die Vorderseite des Oberkörpers und die Seiten bleiben frei. Das erhöht die Bewegungsfreiheit und ergibt eine deutlich bessere Schwimmlage mit geringem Wasserwiderstand. Das Wing kann auch dabei helfen, die Trimmung zu verbessern, weil sich die Luft hier über einen größeren Bereich entlang der Längsachse des Körpers ausdehnen kann als beim ADV-Jacket. Wann immer der Taucher aber eine senkrechte Position einnehmen wollte, war das bei den klassischen Wings der 90er-Jahre schwierig. Mit der richtigen Trimmung ging das aber. Ein weiterer Nachteil war, dass große Wingblasen dazu neigten, Lufttaschen zu bilden. Die Luft steigt dabei nach oben und hebt den Außenrand der Blase an bis dieser höher liegt als das Luftauslassventil. Das ist einer der Gründe dafür, dass sich heute bei Wings oft Rundblasen (Donut-Wing) finden, bei denen die Luft wandern kann, statt sich in einem Teil der Blase zu verfangen. Auch die Positionierung der Blei- und Trimmbleitaschen hat dazu beigetragen dieses Problem zu lösen.
Angesichts dieser Probleme war die Entwicklung der Hybrid-Jackets Ende der 90er-Jahre eine hervorragende Lösung. Heute ist ihre Bedeutung geschrumpft, da sich moderne Wings, wie etwa das bereits erwähnte „Hydros Pro“ von Scubapro oder das „Outlaw“ von Aqua Lung, so einfach tauchen lassen wie klassische ADVs.

Die Mischung macht’s: 
Hybrid-Jackets

Beim Mares „Dragon SLS“ sind die kleinen Flügel neben der Flasche deutlich zu erkennen.

Hybrid-Jackets haben im Idealfall durch die Luft im Rückenbereich die gute Schwimmlage der Wings unter Wasser. Durch die Luft im Seitenbereich – die ungefähr ein Drittel der Gesamtmenge ausmacht – bieten sie aber auch die für ADV-Jackets typische stabile Position an der Oberfläche und beim Tauchen in anderen Positionen als der Schwimmlage. Hinzu kommt als weiterer Vorteil der hohe Auftrieb. Das ist nicht nur ein Sicherheitsfaktor, sondern ein deutlich erhöhter Tauchkomfort. Wie kommt das?
Bei einem Auftriebskörper, dessen Volumen nicht ausgereizt wird, kann die Luft im Inneren der Blase wandern. Das ist gut. Wenn man sich beispielsweise an einer Steilwand auf die rechte Seite drehen will, dann geht das nur, wenn sich ein Großteil der Luft vom rechten in den linken Bereich der Kammer bewegen kann. Befinden sich bereits sieben Liter in einem Auftriebskörper, der nur zehn Liter fasst, wird das schwierig. Der Taucher wird dann in die Ausgangslage zurückgedrückt. Die große Blase behindert nicht, da sie gut über das Jacket verteilt ist. Das gibt eine schlanke Optik und wenig Wasserwiderstand.

 

Schwierig: Abgrenzung ADV und 
Hybrid-Jacket

Das Aqua Lung „Pro QD“, der Vorgänger des „Axiom“, war das erste Hybrid auf dem Markt.

Ein Jacket dem Bereich ADV oder Hybrid zuzuordnen, ist nicht immer ganz leicht. Eines der ersten Jackets, die Sie in der Übersicht finden werden, das „Axiom“ von Aqua Lung zum Beispiel, wird vom Hersteller als ADV beworben. Auf Rückfrage teilte man uns mit, dass das „Axiom“ durch die Gestaltung des Auftriebskörpers durchaus als Hybrid-Jacket bezeichnet werden kann. Dafür spricht auch, dass es als Nachfolger des „Pro QD“ eingeführt wurde. Und wenn man sich die Auftriebswerte ansieht, bleiben keine Zweifel mehr. Toll gelungen ist übrigens die schlanke Form, die durch den erhöhten Auftrieb nicht kompromittiert wird. Chapeau! Aber zurück zur Abgrenzung. Wenn man sich ADVs ansieht, wird man feststellen, dass ein Teil mehr oder weniger ausgeprägte Luftblasen im Rücken hat, ohne dass es sich um ein Hybrid handelt. Hier ist die eine eindeutige Zuordnung tatsächlich nicht möglich. Beide Konzepte sind sich relativ ähnlich. Der beste Anhaltspunkt ist der Auftrieb. Ein Jacket mit relativ hohem Auftrieb und schlanker Bauweise, das zudem einen Teil der Auftriebsblase im Rücken hat, könnte dann ein Hybrid sein, beziehungsweise dessen Tauchverhalten aufweisen.

 

 

Im zweiten Teil dieses Artikels zeigen wir Ihnen die Hybrid-Jackets aus diesem Artikel. Die Preise haben wir aktualisiert (Stand April 2019) und die technischen Angaben entsprechen dem Zeitpunkt der Veröffentlichung in der Printausgabe (8/2018). Zu einem späteren Zeitpunkt können sie aber der Modellpflege zum Opfer fallen.