Anzüge Technik

Trockentauchen mit neuen Ideen – der DynamicNord RS-350

DynamicNord stellt als Vollausstatter auch Trockentauchanzüge her. Wir haben uns in das Topmodell aus der Serie RS-350 geworfen und überprüft, was es taugt.

Benjamin Schulze

Als DynamicNord vor gut über einem Jahr als neuer Vollausstatter auf den Markt drängte, wunderten sich viele, wie so schnell eine so große Produktpalette entstehen konnte. Denn es gibt Taucheruhren, Tauchlampen, die klassische ABC-Ausrüstung, Atemregler und Apnoe-Equipment. Und sogar einen Trockentauchanzug.

Streng genommen gibt es bei Veröffentlichung dieser Ausgabe bereits zwei Trockis aus dem Hause DynamicNord: eine hochpreisige Option und einen Anzug, der preislich im unteren Mittelfeld liegt.

Wir konnten einen Anzug aus der Serie RS-350 testen. Es ist das Topmodell des Unternehmens und schlägt mit 2499 Euro ganz ordentlich zu Buche. Die Herrenvariante wird als RS-351 bezeichnet, die Damenversion als RS-352. Beide Anzüge gibt es in den Farbvarianten Schwarz/Blau oder Schwarz/Burgunderrot.

Laut Martin Kusche, Geschäftsführer von DynamicNord, wird es in Zukunft auch möglich sein, einige Bereiche des Anzugs farblich zu individualisieren. Der Anzug wird in Polen geschneidert. Das »RS« im Modellnamen steht für das Material RipStop, aus welchem der Trilaminatanzug zum Großteil beseht.

Das Torso-System mit der Fastex-Schnalle ist bekannt und altbewährt.

Weitere Anteile sind Butylkautschuk und Nylon. Und »350« beschreibt das Gewicht des Anzugs. Oder genauer: Sie beschreibt das Gewicht von einem Quadratmeter des Stoffs. Da die meisten Mitbewerber ein anderes Trilaminat verwenden, und es mit dem Gewebe der RS-Serie noch kaum Langzeiterfahungen gibt, müssen wir dem Hersteller erst mal glauben, dass dieses Ripstop-Trilaminat besonders widerstandsfähig sein soll.

Was wir feststellten, und was DynamicNord ebenfalls anpreist, ist die hohe Beweglichkeit dieses Materials auch im Wasser unter Druck. Dass der Stoff sehr flexibel ist, spürte ich an Land bereits bei der ersten Materialprüfung. Die ersten Tauchgänge zeigten dann auch schnell, dass dieses Werbeversprechen des Anzugs nicht übertrieben ist.Die Beweglichkeit ist sehr gut. Das gilt auch abzüglich der halben Größe, die mir der getestete Anzug zu groß war.

Wenn man nach der Größentabelle geht, und das musste ich für diesen Testanzug, fällt sofort auf, wie klein die Schuhgrößen im Verhältnis zu den eigentlichen Anzügen sind. Da ich Schuhgröße 42 habe, musste ich den M/L-Anzug wählen, wohingegen alle anderen Maße eher für die Größe M sprachen.

Die Neoprenfüßlinge sind drei Millimeter dick. Sie werden mit Klettverschlussbändern stramm gezogen. Darüber ist noch eine weitere Lage Ripstop-Trilaminat.

Auf dieses Problem angesprochen, erwiderte CEO Martin Kusche: »Für dich wäre sicher ein M-Anzug mit 42er Booties optimal. Da wir eine eigene Schneiderei mit den entsprechenden Maschinen in unserer Zentrale in Bayern haben, würden wir selbstverständlich ohne Aufpreis andere Füßlinge an den Anzug montieren.« Hier ist man also maximal flexibel, denn man weiß: Der Sitz eines Trockentauchanzugs ist wesentlich.

Die Halsmanschette ist aus Neopren.

Da mir mein Testanzug etwas zu groß war, wurde ich bei jedem Testtauchgang nass. Über die Neopren-Halsmanschette, die mir ebenfalls ein wenig zu groß war, kam bei Kopfbewegungen immer mal wieder etwas Wasser in den Anzug. Andere Halsmanschetten-Arten können aber auf Wunsch auch installiert werden. Wer lieber eine Latex- oder Silikon-Manschette taucht, kann sich diese entsprechend konfigurieren. Eine Möglichkeit, die bei dem hohen Anzug-Anschaffungspreis angebracht ist.

Die konisch zulaufenden Latex-Armmanschetten werden mit einer zusätzlichen Schicht des Trilaminat-Ripstops geschützt.

Der Reißverschluss besteht aus Kunststoff. Das trägt zu hoher Beweglichkeit bei. Die Lebensdauer und Verlässlichkeit von Plastikzippern hat sich in den letzten Jahren verbessert. Dennoch sollte man auch diesen Verschluss mit Fett pflegen. Es ist im Lieferumfang enthalten.

Ebenso wie eine Kopfhaube, eine Tasche, ein Mitteldruck-Inflatorschlauch und eine Bedienungsanleitung. Der Reißverschluss selbst wird von einem massiven Klettverschlussbund geschützt. Es gibt also keinen doppelten Zipper wie bei anderen Herstellern. Das ist aber aus unserer Sicht vollkommen okay. Denn der Klettverschlussbund ist wirklich groß und macht einen wertigen und starken Eindruck.

Der Kunststoff-Reißverschluss kommt von der deutschen Firma TiZip. Er wird durch eine breite Lippe geschützt, die mit einem langen Klettverschluss auf Höhe der Brust verschlossen wird.

Der Ventilhersteller kommt aus Italien. Si-Tech oder Apeks? Diese Optionen gibt es hier nicht. Ein- und Auslassventil funktionieren einwandfrei, auch wenn man vor dem ersten Einsatz das Auslassventil von allen inneren Schutzfolien befreien sollte. Denn sonst fließt da keine Luft durch. Wir haben die Funktion zum Glück vorher überprüft. Um es betriebsfertig zu machen, mussten wir das Ventil aufschrauben, was nicht unbedingt jeder weiß oder sich eventuell nicht traut. Hier also Achtung! Im weiteren Verlauf haben die Anzugventile gut funktioniert.

Das Einlassventil eines italienischen Herstellers kann um volle 360 Grad gedreht werden und bei Bedarf durch ein Ventil ersetzt werden, das die Verkabelung zwischen Heizunterwäsche und außenliegendem Akkutank erlaubt.

Das Torso-System und die innenliegenden Hosenträger halten den Trocki erwartungsgemäß gut in Position. Da die Hosenträger schnell zu entfernen sind, denn sie sind mit soliden Klettverschlussschlaufen befestigt, kann man auch auf eigene Fehler beim Anlegen des Anzugs gut reagieren.

Das Molle-System ist eine Besonderheit, die es bisher nur bei den Trockentauchanzügen von DynamicNord gibt. Es gewährt Flexibilität.

Die Beintaschen sind groß und innen mit allen üblichen Befestigungsmöglichkeiten versehen. Bei den Taschen besitzt der RS-350 ein Alleinstellungsmerkmal: das Molle-System. Das ist ein variables System, das aus Schlaufen besteht, wodurch die Klettverschluss-Schlaufen der Taschen gezogen werden.

Die Taschen sind groß. Man kommt auch mit dicken Trockihandschuhen gut hinein. Geschlossen werden sie mit breitem Klettverschluss.

Somit sind die Taschen in der Höhe variabel oder können bei Bedarf durch andere Ausrüstungsgegenstände ersetzt werden, die dieses System verwenden. In dem Auslieferungszustand, der uns erreichte, mussten die Beintaschen des RS-350 erst einmal richtig befestigt werden. Denn sie waren für die Nutzung zu lose. Das Molle-System ist aber kein Hexenwerk. Schnell ließen sich die Taschen optimal befestigen.

Im Rückenbereich auf Höhe der Lendenwirbelsäule wird das Material zusammengerafft. Das sorgt für angenehmen Sitz am Körper.

Noch ein paar Worte zu dem RipStop-Material: Knie und Gesäß des RS-350 sind mit einer doppelten Lage dieses Werkstoffs versehen. Im ersten Moment kam es uns eher dünn vor. Da es aber so gut wie keine Langzeiterfahrungen damit gibt, können wir bisher weder etwas für noch gegen dieses Feature an den Abriebsstellen sagen.

Bleibt abschließend noch die Anfangs-Frage zu klären: Wie hat es DynamicNord geschafft, so schnell ein solch umfangreiches Sortiment aufzubauen? Das Unternehmen arbeitete mehr als drei Jahre mit Profis aus der Branche zusammen, die bereits für namhafte Hersteller tätig waren. So kam viel Know-how aus diversen Bereichen zusammen. Ein ganz unbeschriebenes Blatt ist DynamicNord von daher also nicht.<<

TAUCHEN bedankt sich beim Dive4Life in Siegburg für die logistische Unterstützung bei diesem Praxistest.