Global G.A.P. – Siegel für Aquakulturen
Global G.A.P. ist eine weltweit operierende Organisation, die Qualitäts- und Zertifizierungssysteme für die Landwirtschaft vergibt. Die Abkürzung steht dabei für „Gute Agrar-Praxis“. Das Siegel für Aquakulturen wird nur vergeben, wenn kein Wildfang oder genetisch veränderte Tiere bei der Zucht eingesetzt werden und die Bestände komplett rückverfolgbar sind: Wo kommen die Larven und die Eier her? Greenpeace kritisiert die Standards für Aquakulturen als nicht nachhaltig. Zwar seien sie unabhängig, gut dokumentiert und auch kleinen Betrieben zugänglich, allerdings gäbe es Lücken etwa bei der Herkunft des Futters sowie bei den Umweltaspekten. Soziale Kriterien hätten lediglich Empfehlungscharakter. Zudem sollen in den Zuchtbecken oft mehr Tiere leben, als von Tierschützern empfohlen wird.
Naturland
Das Siegel ist getrennt in Naturland Aquakultur und Naturland Wildfang. Letzteres vergibt der Öko-Anbauverband für nachhaltig gefangenen Fisch. Fischbestände und maritime Ökosysteme müssen dabei geschützt werden. Zudem umfassen die Richtlinien soziale Standards und gerechte Arbeitsbedingungen. Auch beim Siegel Naturland Aquakultur werden Bio-Grundsätze angewendet. Dazu gehört, dass die Betriebe Fischmehl und -öl entweder gar nicht oder nur aus der Verarbeitung von Speisefischen verwenden dürfen. Der Einsatz von Chemikalien ist verboten, die Fischbecken dürfen die Umgebung nicht beeinträchtigen. Zudem sind eine niedrige Besatzdichte für die Zuchtfische sowie der Verzicht auf Gentechnik und Hormone vorgeschrieben. Weitere Zertifikate für Aquakulturen sind Bioland oder das deutsche Bio-Siegel. Von Umweltverbänden werden die Bio-Zertifizierungen als positiv bewertet, allerdings gibt es sie nur für regionalen Zuchtfisch.
ASC
Das türkisfarbene ASC-Siegel ist das Pendant zum MSC-Siegel für Zuchtfisch und steht für „Aquaculture Stewardship Council“, eine Non-Profit-Organisation, die 2010 vom WWF und der Sustainable Trade Initiative (IDH) gegründet wurde. Die eigenen, selbstgesetzten Standards legen fest, dass die Aufzuchtbedingungen sowohl ökologischen als auch sozialen Mindestanforderungen genügen müssen. Tilapia, Pangasius, Lachs, Garnelen, Forellen und Muscheln gibt es derzeit mit dem ASC-Siegel. Laut den Standards muss sich auch der Standort der Aquakultur für die jeweiligen Fische eignen. Zudem muss die Wasserqualität eingehalten, und Antibiotika dürfen nur unter medizinischer Überwachung verabreicht werden. Fischmehl und -öl sowie gentechnisch verändertes Soja als Futter verbietet ASC allerdings nicht. Und genau da liegt die Krux: Fischmehl stammt oft von wild gefangenem Fisch, was wiederum zur Überfischung beiträgt.
Dolphin Safe
Der Delfin auf der Thunfisch-Dose soll für ein gutes Gewissen sorgen: Das Zertifikat sagt aus, dass bei der Thunfischjagd keine Delfine gehetzt, eingekesselt, verletzt oder getötet werden. Zudem dürfen delfinfreundlich und -tödlich gefangener Fisch auf den Fangschiffen oder bei der Verarbeitung nicht miteinander vermischt werden. Treibnetze sind ebenfalls nicht erlaubt. Unabhängige Beobachter an Bord sollen die Fahrten von Fangschiffen mit über 400 Bruttoregistertonnen im tropischen Ostpazifik überwachen und die Einhaltung der Dolphin-Safe-Kriterien gewährleisten. Das ist zwar gut für die Delfine, sagt aber nichts über den Thunfisch aus, der nicht unbedingt aus nachhaltiger Fischerei stammen muss. Stattdessen kann es sein, dass er aus überfischten Beständen stammt. Zudem kann ein Dolphin-Safe-zertifiziertes Produkt durchaus andere Beifänge, etwa Haie und Schildkröten, in größerem Umfang verursacht haben. Es gibt auch keine Garantie für faire Fischereiabkommen mit den Küstenstaaten, in deren Gewässern gefischt wird.
Friend of the Sea
Dieses, 2006 ins Leben gerufene Siegel, zertifiziert sowohl Wild- als auch Zuchtfisch. Letzterer bekommt das Siegel nur dann, wenn das Produkt nicht aus überfischten Beständen stammt und der Fang nicht die Natur, etwa den Meeresboden, in Mitleidenschaft zieht. Für Aquakulturen gilt, dass bedrohte, maritime Lebensräume wie Mangroven oder Feuchtgebiete geschützt werden müssen. Zudem dürfen keine gentechnisch veränderten Organismen oder Wachstumshormone zum Einsatz kommen, die CO2-Emissionen müssen gering gehalten werden. Damit sind die ökologischen Ansprüche an die Aquakulturen höher als beim ASC-Siegel. Bemängelt werden die Vorgaben zu nachhaltigen Futtermitteln, die verbindlicher sein sollten. Auch mangelnde Transparenz und unabhängige Kontrollen stehen oft in der Kritik.
MSC
Die blaue Zertifizierung des Marine Stewardship Council (MSC) ist das bekannteste und größte Öko-Siegel für Wildfisch und wird nach drei Prinzipien vergeben: Schutz der Bestände, minimale Auswirkungen auf das Ökosystem sowie verantwortungsvolles und effektives Management. So soll die Fischerei sicherstellen, dass die Bestände aufrechterhalten werden und die Fangmethoden nicht für unerwünschten Beifang sorgen. Gegründet wurde es 1997 vom Lebensmittelkonzern Unilever und dem WWF, seit 1999 gibt es vor „unabhängig und gemeinnützig“ zu sein. Nach aktuellen Untersuchungen der ARD aber kommen, abgesehen von zwei Vertretern des WWF, die meisten Mitglieder des Aufsichtsgremiums aus Fisch- und Lebensmittelkonzernen. Der MSC finanziert sich durch Lizenzgebühren, kassiert von jedem verkauften Produkt mit Siegel 0,5 Prozent des Einkaufspreises. Das bringe laut ARD rund 17 Millionen Euro im Jahr. So sind es wohl gerade diese wirtschaftlichen Interessen, weswegen MSC schon mehrfach in der Kritik stand. Unter anderem würden Zertifikate zu voreilig vergeben, und Fischereibetriebe, die auf problematische Fangmethoden setzen, hätten eine Auszeichnung bekommen, kritisieren Greenpeace und das Geomar-Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel. Zudem würden einige Bestände überfischt. Das belege auch eine Studie. MSC kontert, dass dies einer Fehlinterpretation von Daten zugrunde liege, deren Auswertung wissenschaftlich „fragwürdig“ sei.
Was darf man einkaufen?
Wer jetzt den Überblick verloren hat, der sei beruhigt. Weil kaum jemand im Supermarkt steht und die Checkliste im Kopf hat, gibt es Einkaufsberater vom WWF und Greenpeace als Prospekt und in App-Form fürs Smartphone. Die Apps sind kostenlos.