Ein Korallenriff ist ein überbordender Lebensraum – viele Tiere fristen ihr Dasein im Verborgenen. Skurrile Geschöpfe von denen manche schwimmen, andere kriechen, und viele fast unbeweglich am Grund oder unter Korallen versteckt, leben. Während man auf Fische normalerweise durch deren Bewegung aufmerksam gemacht wird, ist das bei den Wirbellosen eher selten der Fall. Für UW-Fotografen sind die sogenannten Niederen Tieren ein wahrer Segen und kreativer Tummelplatz zugleich. Makroaufnahmen von Seeigeln, Weitwinkelfotos von Schwämmen oder Sepien: Unser Autor und Fotograf Herbert Frei zeigt Ihnen, wie Sie die Exoten ganz groß rausbringen.
Seeigel
An vielen Küsten sind sie der Schrecken der Badenden: In tropischen Gewässern sind die stacheligen Gesellen teils so giftig, dass man einige Tage nicht tauchen kann, wenn man versehentlich mit der Hand oder dem Arm damit in Berührung kommt. Fotografen wissen aber: Je giftiger die Tiere, desto schöner ist meistens ihr Aussehen.
Wie fotografiert man die Stacheltiere am besten? Weil Seeigel ihre attraktivsten Farben auf der Oberfläche haben, bietet sich die Vogelperspektive als ideale Kameraposition an. Man stellt in diesem Fall möglichst nicht auf die Stacheln scharf, sondern auf die Seeigeloberfläche. Gehen Sie nicht zu nah heran, weil sonst die Stacheln je nach Abbildungsmaßstab störend unscharf abgebildet werden.
Eine sehr attraktive Bildgestaltung erreichen Sie, wenn die Seeigel eine farbige Kloakenöffnung besitzen – das ist die Kugel im Zentrum der Stacheln. Groß abgebildet entsteht eine äußerst prägnante UW-Aufnahme, die von Laien aber kaum gedeutet werden kann. Sind auch von schwarzen Seeigeln interessante Bilder möglich? Ja, es geht, ist aber deutlich schwieriger als bei den farbigen Vertretern. So sind Aufnahmen denkbar, auf denen die Stacheln gegen das blaue Freiwasser abgebildet werden. Von unten sehen Seeigel mitunter bizarr aus. Man sieht die weiße Mundöffnung im Zentrum. Dunkelblaue oder braune Seeigel müssen mit viel Blitzlicht aufgehellt werden. Dabei bitte nicht an der Blitzpower sparen, denn die Stacheln schlucken viel Licht.
Kompaktfotografen sind mit dem Kamerazoom gut bedient. Eine Nahlinse erweitert den Spielraum in Richtung grafische Bildgestaltung. Wer mit einer Systemkamera arbeitet, kommt an einem Makroobjektiv nicht vorbei. Das Kit-Zoom ist bei großen Seeigel-Exemplaren ebenfalls ein variantenreiches Universalobjektiv – unbedingt ausprobieren!
Schnecken
Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass sie zu Tauchers Lieblingen gehören. Insbesondere die farbigen Nacktschnecken haben es den UW-Fotografen angetan. Gemeinhin benötigt man für die meisten Nacktschnecken ein Makroobjektiv. Abhängig ist das aber, wie gesagt, von der Größe. Stattliche Exemplare wie die Spanische Tänzerin, Seehasen und große Flankenkiemer bedingen ein kurzbrennweitiges Makro, besser noch ein mittleres Weitwinkel. Aufspüren kann man die großen Schnecken in der Dunkelheit. Für fast alle Schnecken gilt, dass die Diagonale die beste Darstellungsweise ist. Diese Bildgestaltungsregel sollten Sie auch einhalten, wenn die Schnecke von oben fotografiert wird. Das Muster der Schnecke ist ein interessantes Motiv. Oder aber einen tiefen Standpunkt einnehmen und nur die Fühler oder Kiemen ablichten.
Streitpunkt in Diskussionen ist das Versetzen der Spezies. Da sollte man auf eine Aufnahme verzichten, obwohl es der Schnecke nichts ausmacht, wenn sie auf ein geeignetes Substrat versetzt wird. Meeresbiologen wissen wo, der Laie nicht. Keinesfalls dürfen Schnecken in Anemonen oder auf Feuerkorallen drapiert werden. Also: Lassen Sie die Tiere in Ruhe und lichten Sie die Schnecken so ab, wie sie sind – das ist spannend genug.
Zwischen Gehäuse- und Nacktschnecken gibt es für Fotografen zwei gravierende Unterschiede. Neben der Farbigkeit ist es die Gefährlichkeit. Nacktschnecken sind ungefährlich. Gehäuseschnecken können hingegen tödlich giftig sein, wenn es sich um die Gattung Kegelschnecken handelt. Finger weg, denn die Tiere können Giftpfeile verschießen. Wenn sie in Bewegung sind (meistens nachts) staunt man über deren Kriechgeschwindigkeit. Da heißt es schnell auslösen, Diagonale anpeilen und den Standpunkt tief ansetzen. Kompaktfotografen sollten den Autofokus-Punkt mit vorsichtigem Drücken vorwählen und dann erst auslösen. So kann man eine träge Auslöseverzögerung etwas austricksen.