TEXT: Prof. Dr. med. Claus-Martin Muth & Prof. PD Dr. med. Tim Piepho
Zunächst der Muskelkater. Jeder kennt ihn: Steigt man nach mehreren Wochen körperlicher Inaktivität wieder in das Schwimm- oder Flossentraining ein oder beginnt anderweitig mit sportlicher Aktivität, kommt es häufig vor, dass jeder Treppengang am Folgetag zu einer schmerzhaften Angelegenheit wird. Ein Muskelkater.
Wurde in früherer Zeit ein Muskelkater mit einer »Übersäuerung des Muskels durch Milchsäure« erklärt, weiß man heute, dass die tatsächliche Ursache eine ganz andere ist: mikroskopische Einrisse der Muskelzellen. Im Grunde also Mikroverletzungen der betroffenen Muskulatur als Folge einer Überlastung.
Hierdurch kommt es über eine Entzündungsreaktion in diesem Bereich zur Ausbildung eines Ödems, also zum Eindringen von Wasser in und zwischen die Muskelzellen und zum Anschwellen des Muskels. Die erwähnte Entzündungsreaktion führt zum Abbau der geschädigten Bestandteile und zur Reparatur.
Typischerweise leiden Betroffene bei einem Muskelkater unter Schmerzen, die verzögert erst etwa zwölf bis 24 Stunden nach der Belastung auftreten und vor allem zu Beginn einer Bewegung der betroffenen Muskeln besonders unangenehm sind. Meist klingen diese Beschwerden nach wenigen Tagen wieder ab, sodass das Training mit niedrigerer Belastung wieder aufgenommen werden kann.
Im Gegensatz zu anderen Sportarten spielt der Muskelkater beim Tauchen eine sehr wichtige Rolle, da durch die örtliche Entzündungsreaktion und die Flüssigkeitsansammlung in der Muskulatur ein Muskelkater das Risiko für eine Dekompressionserkrankung drastisch erhöht.
Daher sollte bei starkem Muskelkater so lange nicht getaucht werden, bis die Beschwerden abgeklungen sind. Auch bei nur leichtem Muskelkater sollte man besser ein bis zwei Tage auf das Tauchen verzichten, bzw. falls doch getaucht werden soll, die Tauchgänge entsprechend konservativ durchführen, also flach und kurz ohne Wiederholungstauchgänge.
Die tauchfreie Zeit kann man sich gut mit Schwimmen und Schnorcheln verkürzen, denn leichte Bewegung mit geringer Belastung mindert die Beschwerden. Muskelkater kann vermieden werden, indem man Überbelastungen vermeidet und regelmäßig trainiert. Regelmäßiges Schwimm- und Flossentraining vor dem Urlaub verhindert Muskelkater auch nach anstrengenden Tauchgängen.
Auch Prellungen sind bei sportlichen Aktivitäten nicht so seltene Begleiter. Als Prellung bezeichnet man prinzipiell die Schädigung von Teilen des Körpers nach stumpfer Gewalt von außen ohne sichtbare Verletzung. Das können kleinere Verletzungen, zum Beispiel das Anstoßen des kleinen Zehs am Bett sein.
Aber auch schwere Verletzungen sind möglich. Eine besonders gefürchtete Prellung ist die des Bauchs durch den Sicherheitsgurt bei einem schweren Verkehrsunfall. Zwar sorgt der Anschnallgurt dafür, dass die Person nicht aus dem Auto geschleudert wird.
Allerdings kann es durch die Prellung zu einer Verletzung der inneren Organe wie Milz oder Leber kommen. Prellungen in der Sportmedizin treten vor allem bei Sportarten mit direktem Körperkontakt auf. Aber auch der Sturz auf nassen Fliesen im Schwimmbad, Körpertreffer beim Tennis oder Squash können zu einer solchen Verletzung führen.
Bei einer Prellung wird das Körpergewebe – meist Haut und Muskulatur – gegen Knochen oder Gelenke gedrückt, sodass es zu Quetschungen des weichen Gewebes kommt. Hierdurch können kleinere Blutgefäße einreißen und auch das Gewebe geschädigt werden. Typisch sind hier ein sofortiger heftiger Schmerz und eine Schwellung.
Manche Prellungen sind sogar schmerzhafter als ein Knochenbruch, sodass die Stärke des Schmerzes nicht unbedingt zur Schwere der Verletzung passen muss. Nach einiger Zeit kommt es dann zu einem Bluterguss und einem Druckschmerz an der betreffenden Stelle. Bei schweren Prellungen kann es zu einem Gelenkerguss, Taubheitsgefühlen und Bewegungseinschränkung kommen.
In diesen Fällen ist die Untersuchung bei einem Arzt unbedingt notwendig. Die sofortige Anwendung von Kälte, Kompression und Hochlagerung des betroffenen Körperteils kann größere Blutergüsse verhindern.
Nach Abschwellen und schmerzfreier Beweglichkeit ist das Tauchen nach einer Prellung problemlos wieder möglich. In der Regel dauert das zwischen drei und zehn Tagen. Vorsicht ist aber bei größeren Einblutungen und Hämatomen geboten.
In diesen Bereichen ist die Durchblutung des Gewebes verändert und hierdurch auch der (Ab-)Transport des Stickstoffs. Daher ist das Risiko einer Dekompressionserkrankung hier erhöht. In diesem Fall ist es sinnvoll, bis zur vollständigen Abheilung mit dem Tauchen zu pausieren.