Diese Information allein dient wohl nicht grade dazu, Badeurlauber im Mittelmeer zu beruhigen. Bedient werden dabei von den Boulevard-Medien und den bei Youtube geteilten Aufnahmen gleichermaßen wohl mehrere Ängste der Badenden und Schwimmer: Erstens die Angst, von einem Tier beim Schwimmen verletzt oder getötet zu werden, das man nicht kommen sieht. Zudem gibt es bei den Urlaubern natürlich die Befürchtung, dass der Erholungswert des wohlverdienten Urlaubs gemindert werden könnte, wenn man sich nicht mehr ins Wasser traut. Eine Ursache für diese irrationalen Ängste könnte sein, dass „in unseren Köpfen Filme ablaufen wie „Der Weiße Hai“ oder „Hai-Alarm auf Mallorca““, wie man beim Mallorca Magazin so treffend kommentierte.
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Natürlich ist die Panik nicht gerechtfertigt – und die Haie im Mittelmeer leiden
Die Wirklichkeit über den „Hai-Alarm“ am Badestrand sieht mal wieder ganz aus, wie man bei Sharkproject weiß: „Es braucht niemand wirklich Angst zu haben, denn schlicht… das Mittelmeer ist so gut wie leergefischt. Das betrifft leider auch die Hai-Populationen. Die spanischen Flotten treiben leider nicht nur im Atlantik ihr Unwesen, sondern fangen auch das Mittelmeer leer. Die Langleinen werden überall ausgelegt und so ist es nur allzu verständlich, dass sich Haie von den Leinen los reißen können und schwer verletzt durch das Meer schwimmen, bis sie oft einen langen qualvollen Tod sterben. Nicht nur Finning ist qualvoll, einen Haken zu verschlucken oder ihn in die Kiemen oder die Augen zu bekommen, ist genauso schlimm für die Tiere und endet meist mit deren langsamen Tod“, berichtet Sharkproject-Vorsitzende Kremer-Obrock und rät zur Gelassenheit: „Diese Panik ist natürlich nicht berechtigt. Blauhaie sind Hochseehaie, die sich normalerweise nur sehr selten in Küstennähe aufhalten. Dass das Tier verletzt gewesen ist, konnten die Urlauber nicht ahnen. Auch ich würde als normaler Mensch das Wasser verlassen, allerdings sicherlich nicht panisch, sondern ruhig, denn das ist das Mittel der Wahl. Diese Reaktionen, unter anderem in den Medien, sind immer noch auf viel Unwissenheit zurück zu führen, aber wir arbeiten daran, das zu ändern!“ Und da helfen im Zweifelsfall sogar die Negativschlagzeilen.
Medienrummel könnte Haien dennoch helfen
Trotz aller Panik und Hysterie könnte der Medienrummel den Haien dennoch helfen: Zumindest bei einigen Publikationen scheint es einen Lerneffekt zu geben. So hat beispielsweise „die Welt“ einen Artikel hervorgeholt, der speziell die unberechtigte Angst von Haien thematisiert. Und auch die Süddeutsche Zeitung stellt sich auf die Seite des Hais und titelt: „Ein Strand zum Fürchten – für den Hai“. Offensichtlich haben einige Medien verstanden, dass es auch sinnvoll sein könnte, für den Hai eine Lanze zu brechen. Das sieht auch Friederike Kremer-Obrock so: „Ich habe auch viele gute Artikel gelesen, musste zusammen mit unseren Mitstreitern bei Sharkproject viele Fragen in den letzten zwei Tagen beantworten und glaube, dass viele Menschen die reißerischen Schlagzeilen in der Boulevard-Presse richtig einschätzen können. Solche Artikel und das riesige Medienecho darauf sind für die Aufklärungsarbeit oftmals auch gut, gibt es uns doch die Gelegenheit, einer breiten Masse gegenüber den Hai als das darzustellen, was er wirklich ist: Ein sanfter und für das Ökosystem Meer extrem wichtiger Räuber, der durch uns Menschen bis zur Ausrottung hin gefährdet ist und nicht wir Menschen durch ihn!“ Vielleicht hat die Hysterie über den Mallorca-Hai, vor dem die Badegäste schreiend und in Panik fliehen, am Ende doch etwas Gutes für die Hai-Population im Mittelmeer gebracht – nämlich etwas mehr Verständnis.