Wie wirkt sich nächtliches Kunstlicht auf Tiere entlang unserer Küsten aus?
Das aktuelle Projekt des internationalen Forschungs- und Ausbildungsprogramms GAME (Globaler Ansatz durch Modulare Experimente) des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel untersucht die Auswirkungen von Lichtverschmutzung auf Filtrierer wie Muscheln in Küstenregionen. Bereits 2021 zeigten Experimente mit Schnecken, Krebsen und Seeigeln, dass einige Arten nächtliches Licht eher meiden, weil es das Risiko erhöht, von Fressfeinden entdeckt zu werden. Dadurch verkürzt sich aber die Zeit, die die Tiere für die Nahrungsaufnahme haben. Andere hingegen blieben aufgrund des Kunstlichts länger aktiv und fraßen mehr. Um mehr über die Reaktionen festsitzender Organismen zu erfahren, führen zwölf Studierende über sechs Monate hinweg vergleichbare Experimente mit weltweit verbreiteten Muschelarten in sieben verschiedenen Ländern durch. Unseres Wissens nach ist dies das erste Mal, dass die Reaktionen von Muscheln auf künstliches nächtliches Licht systematisch an verschiedenen Stationen über mehrere Monate beobachtet werden, sagt Dr. Mark Lenz, Meeresökologe am GEOMAR und Koordinator von GAME. Es ist durchaus möglich, dass nächtliches Kunstlicht diese Organismen beeinträchtigt. Muscheln nehmen das Licht wahr, ohne in der Lage zu sein, ihm zu entfliehen. Aber sie können das Risiko, von tagaktiven Räubern gefressen zu werden, begrenzen, indem sie ihre Schalen geschlossen halten. Wenn sich der Tag durch nächtliches Kunstlicht verlängert, bleibt ihnen dadurch weniger Zeit, um Nahrung aus dem Wasser zu filtern. Daher könnte die Filtrationsleistung von Muschelbänken unter dem Einfluss von Kunstlicht abnehmen.