Gute Vorbereitung ist alles: Katharina will auf jeden Fall genug Blei dabei haben – und überschreitet deshalb die für ihre Tarierweste mit integriertem Gewicht zulässige Höchstgrenze. Auf jede Seite stopft sie fünf Kilo Metall.
Doch schon beim Abtauchen verabschiedet sich die rechte Bleitasche und sinkt in die Tiefe. Völlig einseitig belastet und mit zu wenig Gewicht steht die Panik quasi vor der Tür und klingelt Sturm. Vom dritten Buddy keine Spur.
Doch Katharina behält die Nerven. Glücklicherweise bemerkt ihr Freund die Notsituation und handelt schnell: er hält sie fest und tariert beide aus, um einen zu schnellen Aufstieg zu verhindern.
So schaffen sie es schließlich auch, die verlorene Tasche wiederzufinden: Sie liegt im Riff auf 20 Meter. Jetzt wäre es Zeit aufzutauchen und das Blei neu zu verteilen. Doch die beiden setzen den Tauchgang fort – mit den völlig überlasteten Taschen! Zum Glück lösen sich diese aber nicht wieder aus dem Jacket. Der verlorene Buddy kommt auch zurück. Alleine hat es ihm wohl keinen Spaß gemacht.
Fehler 1: Man sollte sich nie zu einem Tauchgang überreden lassen, den man selbst nicht machen würde. Doch Katharina und ihr Freund verlassen sich auf den mysteriösen Fremden – der sofort nach dem Einstieg davonschwimmt. Herstellerangaben beachten! Generell empfiehlt sich das sogenannte „redundante Bleimanagement“: Die Hälfte des Gewichts kommt in die Taschen, der Rest auf den Gurt.
Fehler 2: Ein Bleicheck zeigt, ob man die richtige Menge an Gewicht dabei hat. Auch der Buddy sollte vor dem Einstieg die Ausrüstung überprüfen. Wenn unter Wasser ein Problem auftritt, dessen Ursache nicht behoben werden kann, gilt: Tauchgang beenden!
„Unfällen vorbeugen“
EXPERTEN-TIPP: Senol Kara, Barakuda-Ausbildungsleiter
„Dass die Taucherin nicht panisch wurde und unmittelbar zu ihrem Buddy schwamm um gemeinsam das Problem zu lösen, ist ein gutes Zeichen. Auch der Buddy hat, meiner Meinung nach, richtig reagiert und die Situation präzise eingeschätzt. Dennoch hätten die zwei auch gemeinsam und kontrolliert auftauchen können. Allerdings wäre die Tarierung nur mit sehr großer Anstrengung möglich gewesen. In so einer Lage (beim Aufstieg aus dieser Tauchtiefe) kann, wenn nicht anders machbar, aus medizinischer Sicht notfalls der Sicherheitsstopp ausgelassen werden. Barakuda empfiehlt neben einem Oberflächencheck der Ausrüstung in voller Montur noch eine zweite Überprüfung des Equipments während des Kontrollstopps in drei bis fünf Meter Tiefe. Dies dient neben der Systeminspektion unter Druck auch dem nochmaligen Sammeln und anschließenden gemeinsamen Abstieg. Dieser Fall zeigt deutlich, dass solche Checks sinnvoll sind: eine nicht richtig eingerastete Bleitasche hätte man dabei ziemlich sicher entdeckt. Natürlich wurden die Taschen viel zu voll geladen. Das Aufteilen des Gesamtbleis auf Hüftgurt und Jackettaschen ist definitiv eine gute Option, da es damit gelingt, zur Not auch unter Wasser das Jacket auszuziehen, ohne gleich unkontrolliert in die Höhe zu schießen. Es ist immer eine kluge Entscheidung einen Probetauchgang zu machen, während dem die Ausrüstung auf die lokalen Begebenheiten abgestimmt wird. Sich in einem unbekannten Revier zu einem Tauchgang auf 20 Meter überreden zu lassen, ist dagegen keine gute Idee.“