Aus Fehlern lernen Praxis

AUF EINMAL WAR DAS MUNDSTÜCK AB

Eine Situation, die jedem Taucher passieren kann. Aber niemandem passieren muss, wenn man den Buddy Check richtig durchführt.

Wolfgang Pölzer
(nachgestellt)

TEXT: Simon Mayer

Liebes TAUCHEN-Team! Selbst sehr erfahrenen Kreislaufgeräte-Tauchern kann etwas Unvorhergesehenes passieren. Folgendes Erlebnis vom vergangenen Wochenende hätte für weniger routinierte Taucher oder jene, die auf bestimmte Checks ihrer Ausrüstung verzichten, schlimm ausgehen können:

Mein Kumpel Hans und ich tauchen seit vielen Jahren gemeinsam und sind vor rund fünf Jahren vom offenen System auf geschlossene Kreislaufgeräte der Marke »JJ« umgestiegen. Damit sind wir mindestens jedes Wochenende in unseren heimischen Seen, meist mit Trimix, unterwegs. Man kann uns also als erfahrene technische Taucher und als eingespieltes Buddy-Team bezeichnen.

Trotzdem oder gerade deswegen nehmen wir die Sicherheit sehr ernst und verzichten nie auf entsprechende Checks der Ausrüstung. Voriges Mal ist mir jedoch offensichtlich etwas entgangen. Meine Bail-out-Regler (montiert am redundanten Atemgas-Tank) sind frisch vom Service gekommen. Nachdem es damit in den letzten Jahren noch nie Probleme gegeben hat, habe ich sie routinemäßig montiert und nicht besonders inspiziert (Fehler 1).

Beim Bubble-Check wird vom Tauchbuddy am Kreislaufgerät- System geprüft, ob alle Elemente »dicht« sind.

So ist mir auch nichts aufgefallen. Bis wir als letzten Check vor dem eigentlichen Abstieg auf unsere geplante Tiefe von 60 Metern auch noch ein paar Atemzüge aus unseren Bailout-Reglern gemacht haben (Fehler 2). Als ich den Regler in den Mund genommen habe, hat er zwar gut Luft gegeben, aber auch etwas Wasser gezogen.

Sofort alarmiert, habe ich noch einen vorsichtigen Atemzug genommen und wollte den Regler gerade aus meinem Mund ziehen, als ich plötzlich nur noch das Mundstück und kaltes Wasser zwischen meinen Zähnen spürte. Das Mundstück hatte sich vom Regler getrennt! Entweder ist es abgerissen, oder der Kabelbinder ist schadhaft, kam mir in den Sinn.

Die redundante Ausrüstung wird ebenfalls genau geprüft.

Ich nahm einfach den Regler nochmals vorsichtig ohne Mundstück in den Mund und holte vorsichtig Luft. Von früheren Versuchen und Trainingseinheiten weiß ich, dass das problemlos geht.
Danach wechselte ich wieder auf mein Kreislaufgerät, und mein Buddy Hans und ich konnten in Ruhe meinen defekten Regler begutachten.

Nachdem nirgends ein defekter oder abgerissener Kabelbinder zu sehen war, und das Mundstück nagelneu aussah, vermuten wir, dass der Kabelbinder beim Service schlicht und einfach vergessen wurde. Wir sind nochmals kurz aufgetaucht, haben aus dem Auto einen Reservekabelbinder geholt und mein Mundstück fixiert.

Das Mundstück des Lungenautomaten vom Backup-Gas löst sich vom Lungenautomaten, da kein Kabelbinder diesen fixiert.

Dann sind wir wieder abgetaucht. Nicht auszudenken, wenn ein weniger erfahrener Taucher nach einem Dekotauchgang auf sein Bailout angewiesen wäre, sich am kalten Wasser verschlucken würde und Panik bekäme! Ich hoffe, meine Schilderung hilft, dass auch erfahrene Taucher nicht auf wichtige Checks verzichten.

Ein schneller Wechsel zurück auf das Kreislaufgerät.

Fehleranalyse

FEHLER 1: Vor allem Kreislaufgeräte bedürfen eines besonders detaillierten Checks. Aber nicht nur die Geräte selbst, sondern auch die immer mitzuführende, redundante Ausrüstung muss sorgfältig gecheckt werden. Denn von ihr hängt im Notfall ab, ob man die ohnehin schon brenzliche Situation ent- oder verschärft. Gerade nach Wartungen an Atemreglern, Atemgasflaschen oder dem Jacket sollte man besonders aufmerksam sein und nach Möglichkeit erst einmal weniger anspruchsvolle Tauchgänge machen, um die einwandfreie Funktionalität zu testen.
FEHLER 2: Der Check, auch jener der redundanten Ausrüstung, hätte außerhalb des Wassers erfolgen müssen. 

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