TEXT: Ute Offergeld
Meine diesjährige Reise ging nach Kenia. Nach kurzer Eingewöhnungsphase und einem orangefarbenen Sonnenaufgang ging es mit dem Pick-up, hinten im Freien sitzend, zur Tauchbasis. Ich hatte zwar eine Boje mitgebracht, jedoch teilte man mir mit, dass bei den Tauchplätzen keine benötigt wird.
Um die Gewichte besser in die Tasche zu bekommen, plante ich die Boje beim Tauchgang dann auch nicht mit ein (Fehler 1). Nachdem mein eigenes Equipment in der Tasche verstaut war, brachten Helfer diese mit den Tauchflaschen auf das Boot. Das Briefing war kurz und wurde während des Anziehens der Anzüge durch den Guide vorgenommen.
Ein »two-tank«-Bootsausflug stand auf dem Plan mit zwei bekannten Tauchspots. Nun waren alle fertig, und es ging auf das Boot.
Nach Ankunft am Tauchplatz sprang der Guide einer anderen Gruppe ins Wasser, um das Seil des Bootes am Meeresboden zu befestigen. Es gab an dem Platz leider noch keine Ankerbojen. Meine Gruppe bestand aus einem erfahrenen Taucher, dem Guide und mir.
Ein Buddy-Check wurde abgelehnt, »das hätte der Guide schon erledigt.« Scheinbar wurde beim Anlegen der Ausrüstung »aufmerksam zugeschaut«, was den persönlichen Buddy-Check mit dem Tauchpartner überflüssig machte (Fehler 2).
Ich war dann auch schon fertig und saß auf dem Bootsrand, um mich nach Freigabe des Kapitäns nach hinten ins Wasser fallen zu lassen. Mir war warm, und ich war als erste an der Reihe. Kaum im Wasser angekommen, rief man mich hektisch zurück auf‘s Boot, da sich das Seil am Meeresboden gelöst hatte.
Nachdem ich wieder auf dem Boot war, wurde entschieden, dass unser Guide gemeinsam mit uns am Meeresboden das Seil befestigen sollte. Also wieder auf die Bootskante und ab ins Wasser. Wir tauchten ab, und der Guide schaute nach einer geeigneten Stelle, um das Seil zu befestigen.
Da das Seil beim ersten Versuch nicht am Meeresboden hielt, wurde eine andere Stelle gesucht. Dort gelang unserem Guide schließlich das Anbringen des Seils. Endlich konnten wir zu dritt lostauchen. Nach einem interessanten Tauchgang mit Schildkröten, Krokodilfischen und anderen submarinen Schönheiten kamen wir an das befestigte Seil zurück.
Mein Tauchcomputer war konservativ eingestellt und zeigte eine baldige Deko-Pflicht an. Daher schickte mich der Guide zuerst zum Aufstieg an das Ankerseil, um den Tauchgang samt Sicherheitsstopp zu beenden. Den machte ich im Freiwasser, ohne mich am Seil festzuhalten (Fehler 3).
Buddy und Tauchguide waren für mich nach ein paar Metern nicht mehr sichtbar. Nach der Hälfte der Zeit sah ich das Ende des Seils an mir vorbeihuschen und hatte Angst, das Boot zu verlieren. Daher tauchte ich schnell zum Seil und hielt mich fest. Das führte dazu, dass ich vor Beendigung des Sicherheitsstopps meine Tarierung verlor und unkontrolliert an die Oberfläche gezogen wurde (Fehler 4).
Nicht auszudenken, wenn eines der am Tauchplatz zahlreich vorhandenen Schlauchboote mich überfahren hätte. Ich schwamm dann zum Heck unseres Boots und äußerte Bedenken, da ich meine Gruppe verloren hatte. Man sagte mir, die tauchen sicher noch gemeinsam.
Nach zehn Minuten tauchten dann beide auf. Zurück auf dem Boot, sagte mir der Guide, er habe mir Zeichen gegeben, dass er noch das Seil lösen wird. Das hatte ich zumindest so nicht verstanden (Fehler 5).
Unabhängig davon, was man mir sagt, werde ich nicht mehr ohne Boje im Meer tauchen.
Ich hätte mich um einiges wohler gefühlt, den Sicherheitsstopp mit Boje im Freiwasser zu beenden. Egal, was mit dem Boot passiert wäre: Die hätten sicher nach mir gesucht. Und mit Boje wird man auch schneller gefunden.
Fehleranalyse:
Fehler 1: Warum an Sicherheitsausrüstung sparen, wenn man sie schon dabei hat? Bojen lassen sich an vielen Stellen des Jackets oder der Tauchflasche befestigen, um schnell genug erreichbar und dennoch nicht im Weg zu sein. Allerdings sollte man nicht erst kurz vor dem Tauchgang damit anfangen, eine geeignete Stelle zu suchen. Am besten baut man die Bojenbefestigung in die Routine ein, wenn das Tauchgepäck zuhause verstaut wird. Noch besser: beim Checktauchgang vor dem Urlaubsflug.
Fehler 2: Immer wieder muss man lesen, dass der Buddy-Check vernachlässigt wird. Wenn man sich am Boot keine Zeit für Sie nimmt, machen Sie den Check eben selbst – mit oder ohne Buddy. Es geht um Ihre eigene Sicherheit! Und in vielen Fällen rettet dieser Check nicht nur Ihr Leben.
Fehler 3: Warum nicht das nutzen, was nützlich ist? In diesem Fall bricht man sich keinen Zacken aus der Krone, wenn man die Ankerleine als Aufstiegshilfe nutzt. Im Gegenteil. Denn ohne Fixpunkt ist man gerade im Blauwasser schnell verloren, da man nicht merkt, ob und wie stark man mit der Strömung mitgenommen wird. Greifen Sie also zu!
Fehler 4: In diesem Fall wurde sinnbildlich ins fallende Messer gegriffen. Völlig überflüssig anzumerken, dass es gereicht hätte, sich mit dem Seil beziehungsweise in dessen Richtung zu bewegen, um in Bootsnähe sicher und kontrolliert aufzutauchen.
Fehler 5: Briefings, abfragen unter Wasser und nachfragen – daran sollte es in unserem Sport nicht fehlen. Leider ist ignorieren und sich mit dem Unverständnis abfinden aber eher Alltag als Ausnahme. Ging ja sonst auch immer gut. Leider das völlig falsche Motto!
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