Als langjähriger Taucher habe auch ich schon einige Dekotauchgänge absolviert. Bei unserem letzten Wochenend-Ausflug nach Kroatien im vergangenen Herbst ist mir ein Malheur passiert, das ich nicht nochmal erleben möchte.
Ich war gemeinsam mit meinem Tauchbuddy Andrea unterwegs. Da das Wasser schon deutlich unter 20 Grad hatte, haben wir unsere Trockis verwendet. Nach einem spannenden Tauchgang hat uns mein Tauchcomputer eine Dekozeit von acht Minuten auf drei Meter angezeigt.
Wir waren bereits wieder im Flachwasser, und ich wollte endlich mal wieder meine Dekoboje benutzen, für die ich mir extra ein Spool zugelegt habe. Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, wenn wir unsere Deko einfach nur am Felsriff abgesessen hätten (Fehler 1) .
Ich habe also – ohne es meinem Buddy zu zeigen – meine Boje ausgepackt und begonnen, sie aufzublasen (Fehler 2). Da ich schon mal gehört habe, dass man sich beim Schießen der Boje leicht verheddern kann, wollte ich auf Nummer sicher gehen und habe die Boje – so wie es die Tekkies auch machen – mit dem Mund aufgeblasen, damit sie nicht so schnell nach oben schießt.
Das hatte ich mir allerdings leichter vorgestellt. Denn irgendwie muss sich ein Teil der Bojenleine um meine zweite Stufe gewickelt haben, als ich dabei war, die Boje mit dem Mund aufzublasen. Vermutlich habe ich auch zu viel Luft in die Boje geblasen. Denn ich hatte plötzlich das Gefühl, ich brauche sofort Luft von meinem Atemregler und habe mir diesen, ohne zu schauen, schnell in den Mund gestopft und fest und tief eingeatmet (Fehler 3).
Eigentlich wollte ich die Boje noch gar nicht loslassen. Aber sie ist mit einem Mal nach oben geschossen. Kurz darauf hat mir irgendjemand meinen Atemregler aus dem Mund gerissen, sodass ich total erschrocken bin. In dem Moment war mir noch nicht bewusst, dass mir die Boje den Regler aus dem Mund gerissen hatte.
Ich war einfach nur verdutzt, habe dann aber schnell nach meinem Zweitregler getastet und diesen zum Glück auch gleich gefunden. Endlich wieder Luft, ist mir durch den Kopf geschossen. Gleichzeitig hat es mich aber irgendwie nach oben gezogen. Und mein Tauchcomputer begann, heftig zu piepsen – ach ja, ich war ja in der Deko (Fehler 4).
Zum Glück hat mein Tauchbuddy Andrea die Situation sofort erkannt, Luft aus meinem Jacket gelassen und gleichzeitig versucht, meinen Hauptregler aus der Bojenleine zu entwirren. Im Endeffekt ist alles schnell genug gegangen, und wir konnten beide wieder auf unsere Dekostufe abtauchen.
Wir sind in der ganzen hier geschilderten Situation zwar nicht bis zur Wasseroberfläche aufgetaucht, haben aber zur Sicherheit dann noch ein paar Minuten Sicherheitsstopp zusätzlich eingelegt. Quintessenz: Auch mit Spool ist es nicht unbedingt leichter, eine Boje zu schießen. Und vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich das vorher mal geübt hätte. Und meinem Buddy angedeutet hätte, was ich vorhabe. Andrea hätte vermutlich vorher schon gesehen, dass sich die Leine verfangen hat.«
Fehleranalyse
FEHLER 1: Wie schon richtig erkannt, sollte man sich zunächst mit jeder Art neuer Tauchausrüstung auseinandersetzen, bevor diese zum realen Einsatz kommt. Das gilt auch im Fall des Setzens einer Boje. Der erste Einsatz und ein Test hätten bei einem Tauchgang erfolgen sollen, der nicht mit dem Einhalten bestimmter Tiefen im Rahmen einer Dekompressionspflicht verbunden ist.
FEHLER 2: Wenn es wie hier um einen grundlegenden »Eingriff« in den Ablauf des Tauchgangs geht, sollte der Buddy informiert werden. Das gilt nicht nur für das Setzen einer Boje. Gerade bei Deko-Tauchgängen ist in den Dekompressions-Phasen die Kommunikation mit dem Buddy nötig (!).
FEHLER 3: Wenn man die Boje unbedingt mit dem Mund aufblasen will, dann stets nur »ein wenig«: Es reicht mitunter schon das ganz normale Ausatmen, um die Boje zum Schweben zu bringen. Dies erleichtert dann das folgende Handling. Sollte die Boje einen Ventil-Anschluss haben, dann sollte der auch genutzt werden. In unserem Beispiel empfiehlt sich der Inflator-Schlauch des Trockentauchanzugs zum Belüften.
FEHLER 4: Setzt man eine Boje in der Dekompressions-Phase, so sollte das immer etwas unterhalb der Stopp-Tiefe beginnen.
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