Aus Fehlern lernen Praxis

TAUSCH mit und ohne Folgen – Tauchcomputer sind PERSÖNLICHE Schutzausrüstung

Ein Tauchcomputer gehört zu den wichtigeren Ausrüstungsteilen. Wie er funktioniert, sollte man wissen. Tauschen sollte man ihn nicht. Das weiß
jetzt auch unsere Leserin Lydia.

Wolfgang Pölzer

TEXT: Lydia (Nachname der Redaktion bekannt)

Mein Mann Paul, unsere zweijährige Tochter und ich waren im vorletzten Sommer auf Fiji. Paul (Rescue Diver, 130 Tauchgänge) war einige Tage hintereinander tauchen gewesen, während ich mich um unsere Tochter kümmerte. Dann sollte ich die Möglichkeit zum Tauchen bekommen.

Ich (OWD, 14 Tauchgänge) hatte keine eigene Ausrüstung, weshalb Paul mir seinen Tauchcomputer auslieh. Den Rest der Ausrüstung bekam ich von der Tauchbasis (Fehler 1). Paul hatte mir die Zeichen auf dem Tauchcomputer kurz erklärt, sodass ich wusste, wo ich die Tauchzeit, Tauchtiefe und verbleibende Nullzeit ablesen konnte (Fehler 2).

Tags zuvor hatte ich einen kurzen Checkdive zur Wiederholung der Skills absolviert, die ich aus meinem OWD-Kurs kannte. Alles hatte super geklappt.

Mit dem Tauchcomputer von Paul wollte ich zwei Tauchgänge vom Boot aus mitmachen. Der erste Tauchgang verlief ohne Zwischenfälle, und ich genoss die schönen Korallen und bunten Fische. Ich hatte aufgrund meiner relativ geringen Taucherfahrung einen Guide für mich allein.

Nach einer Oberflächenpause von einer Stunde ging es wieder ins Wasser zum zweiten Tauchgang. Dabei passierte es dann: Maximaltiefe war 18 Meter, Tauchzeit knapp eine Stunde. Auf Pauls Computer waren mehrere kleine Zahlen aufgetaucht, von denen ich nicht wusste, was sie bedeuteten.

Später wurde mir klar, dass es sich um Angaben zu Dekozeit und Dekostufen gehandelt hatte. Da ich aber das erste Mal mit einem Tauchcomputer tauchte, konnte ich mit den Zahlen nichts anfangen und wollte auch den Guide nicht danach fragen (Fehler 3).

Also tauchten wir weiter und genossen die vielen bunten Fische. Kurz darauf zeigte mir der Guide an, dass wir den Tauchgang beenden würden. Ich war einverstanden, und wir tauchten langsam bis auf fünf Meter auf, um dort unseren Sicherheitsstopp durchzuführen.

Der Computer zeigte immer noch Dekozeit an. Aber ich dachte mir nichts dabei, und nach den drei Minuten Sicherheitsstopp tauchten wir auf (siehe Fehler 3). Dabei piepte der Computer die ganze Zeit, und als wir an der Wasseroberfläche ankamen, stellte er sich in den Error-Modus.

Der Guide und der Skipper waren aufgeregt und fragten mich, was da los war. Ich sagte, dass der Computer wahrscheinlich noch Pauls Stickstoffsättigung mit eingerechnet hatte, also alles in Ordnung wäre. Sie waren erstmal beruhigt, fragten mich allerdings auf dem Weg zurück zur Tauchbasis noch einige Male, ob es mir gut ging. Das war der Fall. Ich fühlte mich nicht anders als sonst.

Zurück in der Tauchbasis, versorgte ich die Ausrüstung, schrieb Logbuch, und alles war wie immer. Etwa zwei Stunden später im Hotel bekam ich Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, und mir war ziemlich übel. Paul und die Kleine hatten sich gerade zum Mittagsschlaf hingelegt, weshalb ich nichts davon sagte. Außerdem hatte ich ein schlechtes Gewissen, weil Pauls Tauchcomputer nur noch Error anzeigte (Fehler 4).

Ich legte mich aufs Sofa und dachte über den vergangenen Tauchgang nach. Vielleicht hatte ich doch etwas falsch gemacht? Und die Übelkeit, der Schwindel und die Kopfschmerzen kamen von einer Dekompressionskrankheit? Ich schlief ein. Als ich nach etwa 90 Minuten von meiner Tochter geweckt wurde, waren die Übelkeit und der Schwindel verschwunden und die Kopfschmerzen besser. Ich habe wohl viel Glück gehabt an diesem Tag.

Vor dem nächsten Urlaub besorgte ich mir einen eigenen Tauchcomputer und studierte ihn genau, um mich mit allen Funktionen und Anzeigen vertraut zu machen. Und ich habe inzwischen meinen AOWD gemacht und tauche seit dem Vorfall immer sehr konservativ. Wobei ich meinen Tauchcomputer und vor allem die Nullzeitanzeige ständig im Blick behalte. 

Fehleranalyse

Fehler 1: Tauchcomputer befinden sich in jeder guten Tauchbasis als Leihequipment. Daher hätte Lydia diesen auch ausleihen können. Alternativ hätte sie den Computer ihres Mannes Paul, sofern möglich, reseten können. Was allerdings zur Folge gehabt hätte, dass Paul mit dem Gerät nicht mehr hätte tauchen sollen.

Fehler 2: Taucht man das erste Mal mit einem neuen Computer, sollte man wenigstens einmal durch die
Bedienungsanleitung (die es meist auch online gibt) gehen, um Anwenderfehler zu vermeiden und alle
Anzeigen wenigstens schon mal gesehen zu haben.

Fehler 3: Genau für solche Situationen ist der Diveguide an Ihrer Seite! Er hätte Lydia beruhigen können, da auch er mit einem Tauchcomputer unterwegs war und auch schon den ersten Tauchgang mit ihr zusammen absolviert hatte. So hätte Lydia gewusst, dass es keine Dekompressionspflicht für sie gegeben hätte.

Fehler 4: Bei Unwohlsein nach dem Tauchen immer anderen Bescheid geben. In diesem Fall waren aber eher die Dehydration, die ungewohnte Aktivität und das Bootfahren für Lydias Unwohlsein nach ihren beiden Tauchgängen verntwortlich.

expertenWissen
Gernot Hörnle , Professional Scuba Schools (PSS)

»Tauchcomputer in den Anfängerkurs«

»Wenn der Tauchcomputer unter Wasser piept, läuft gerade etwas schief. Nicht der richtige Zeitpunkt, um nach der Bedienungsanleitung zu suchen. Die Bedienungsanleitung eines neuen Tauchcomputers lese ich immer auf dem Hinflug zum Tauchurlaubsziel. Weil es wichtig ist! Anfänger tun sich leichter mit der Verwendung eines eigenen Tauchcomputers. So ist dessen Bedienung vertraut. Wenige Funktionen erleichtern seine Bedienung. PSS empfiehlt die Verwendung von Tauchcomputern schon im Anfängerkurs.«

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