Meine Geschichte ist schon einige Tauchgänge her und wird mir so gewiss (hoffentlich) nicht noch mal passieren: Es war mein 25. Tauchgang, und ich hatte gerade erst das Level des Advanced Open Water Diver (PADI) erreicht. Es war das erste Mal, dass ich einen Tauchgang machte, der nicht mit der Tauchschule meines Vertrauens war. Dementsprechend waren mir die Umgebung und alle Taucher vollständig unbekannt. Ich habe mir allerdings gedacht: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Ich war damals noch relativ schüchtern und bin nicht direkt auf meinen zugewiesenen Tauchbuddy zugegangen und habe keine offene Kommunikation darüber geführt, wie erfahren ich bin (Fehler 1). Man hatte mich auch nur nach meinem Brevet gefragt und nicht nach meinen tatsächlich durchgeführten Tauchgängen (Fehler 2).
Ich musste mir das komplette Equipment bei der damaligen Schule leihen und habe den Fehler gemacht, mir eine größere Neoprengröße aufschwatzen zu lassen, als ich normalerweise tragen würde (Fehler 3). Das geschah mit den Worten: »Es ist ja dein Urlaub, und da musst du dich ja nicht einzwängen«.
Es war ein Tauchgang auf 25 Meter geplant, und mein Equipment war viel zu groß! Ich aber zu schüchtern, um in die aktive Kommunikation zu gehen und zu sagen, dass das so nicht geht. Ich habe versucht, den Tauchgang durchzuführen (Fehler 4).
Zu Beginn hat das Abtauchen erst gar nicht geklappt, weshalb man mir mehr Blei aushändigte. Unter Wasser gab es dann eine leichte bis mittlere Strömung, gegen die getaucht wurde. Das war mit dem viel zu großen Equipment überhaupt kein Spaß, da der Wasserwiderstand viel zu hoch war.
Aufgrund der erhöhten Anstrengung war mein Luftverbrauch viel höher als normalerweise. Ich musste nach schlappen 20 Minuten wieder auftauchen. Was für eine Enttäuschung!
Das gleiche Problem hatte ein Ehepaar, das den Tauchgang ebenfalls gebucht hatte. Wir drei sind zusammen aufgetaucht, während die restliche Gruppe den Tauchgang fortgeführt hat. In 15 Metern Tiefe hing eine Strömungsleine, an der man sich festhalten konnte, um einen Sicherheitsstopp einzulegen.
Wir haben uns alle drei an dieser Leine festgehalten, und dann passierte es! Der Ehefrau rutschte die Bleitasche aus dem Jacket, und wir alle drei schossen ohne Sicherheitsstopp nach oben durch die Wasseroberfläche (Fehler 5).
An der Wasseroberfläche sammelte uns die Crew des Tauchboots ein und half uns, das Equipment auszuziehen. Nachdem dann auch die restlichen Gruppenmitglieder aufgetaucht waren, wurden wir auch schon zu einem zweiten Tauchplatz gebracht. Uns dreien wurde die Wahl gelassen, zu tauchen oder an Bord des Bootes zu bleiben.
Mir selbst ging es ausgesprochen gut. Ich war einfach nur über den ersten Tauchgang frustriert. Der Ehefrau hingegen ging es gar nicht gut. Ihr war so schlecht, dass sie sich mehrfach übergeben musste und Nasenbluten hatte. Sie hätte eigentlich direkt zu einem Arzt gebracht werden müssen (Fehler 6).
An diesem Tauchtag sind viele Dinge schief gelaufen, die so nicht hätten passieren dürfen. Seit diesem Tauchgang bin ich deutlich offener mit meiner Kommunikation im Tauchsport. Ich verstecke mich nicht hinter Schweigen und schaue mir so viel wie möglich von erfahreneren Tauchern ab.
Wie wir alle wissen: Es gibt keine dummen Fragen! Zudem bin ich deutlich penibler geworden, was den Buddy-Check angeht und tausche mich mit meinem Tauchpartner viel mehr vor einem Tauchgang aus. Nicht nur über das Equipment, sondern auch über die körperlichen Fähigkeiten, die Anzahl der Tauchgänge, die Lieblingstauchplätze und vielleicht, wenn die Zeit bleibt, auch noch über die Lieblingsbiersorte.
Fehleranalyse
Fehler 1: Schweigen ist Silber, Reden ist Gold. Das gilt gerade auch in einer Sportart, in der man unter Umständen vom Tauchpartner abhängig ist und dessen Hilfe über Leben oder Unfall entscheiden kann. Offensive Kommunikation ist wichtig. Allein schon, um herauszufinden, welchen Erfahrungsgrad der Tauchbuddy mit in die Runde bringt.
Fehler 2: Nicht immer sagt die Anzahl der Tauchgänge etwas über das Tauchvermögen aus. Allerdings lassen sich daraus für den Guide und Tauchlehrer Schlüsse ziehen, ob man bereits in Strömungs-Situationen oder ähnlichen erschwerten Bedingungen unterwegs war. Klarer Fehler der Tauchschule und des Guides. Sprechen Sie immer Ihre eigene Erfahrung an. Das hilft am Ende der gesamten Tauchgruppe.
Fehler 3: Zu eng oder zu weit? Beide Extreme bei den Tauchklamotten führen zu Unwohlsein, was wiederum der erste Faktor einer Kettenreaktion mit negativem Ausgang sein kann. Nichts einreden lassen! Schließlich kennen Sie sich selbst am besten und sind am Ende des Tages der zahlende Kunde.
Fehler 4: Mund auf! Reden und fordern – auch auf die Gefahr hin, als unbequemer Kunde abgestempelt zu werden. Es ist Ihr (Taucher-)Leben, Ausflug und Urlaub.
Fehler 5: Wenn es eine Dekoleine zum Festhalten gibt, sollte diese immer mit genügend Konterblei ausgestattet sein, damit so etwas wie das hier Geschilderte nicht passiert. Warum gleich alle drei Taucher zur Wasseroberfläche durchschießen, ist rätselhaft. Hält man sich an einer Dekoleine fest, ist es immer ratsam, eher negativ tariert zu sein. So kann man das Aufsteigen verhindern. Das setzt allerdings auch voraus, dass man von Anfang an genügend Blei dabei hat und nicht schon beim Abtauchen an der Grenze zum positiven Auftrieb ist, obwohl das Jacket völlig luftleer ist.
Fehler 6: Der Vorfall hätte klar kommuniziert werden müssen. Die Tauchguides hätten reagieren müssen. Bei Zieltiefen von 25 Meter kommt man relativ schnell in den Bereich der Deko-Pflicht beziehungsweise an die Deko-Grenze. Und gerade wenn die letzten 15 Meter des Aufstiegs viel zu schnell stattfanden, muss entsprechend sensibel reagiert werden. Sauerstoffgabe und Beobachtung der betroffenen Taucher sind der erste Schritt. Gefolgt von einer Vorstellung beim Arzt. Bei den Symptomen der betroffenen Taucherin wäre es zudem ratsam gewesen, sofort die Rückfahrt anzutreten.
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