Praxis

Der Kick mit den Beinen -wichtige Flossenschlagtechniken

Größtmöglicher Effekt bei kleinstmöglichem Kraftaufwand: Entspannt tauchen heißt auch entspannt vorwärts (oder auch rückwärts) kommen. Hier drei Flossenschlag-Techniken.

Benjamin Schulze

Mit Flossen erzeugen wir Vortrieb. Und das nicht nur mit Kraft, sondern auch mit Technik. Wir müssen lernen, die Vergrößerung unserer Körperfläche effizient durchs Wasser zu führen. Dafür stehen uns einige Techniken zur Verfügung: klassischer Kraulbeinschlag, Frog-Kick, Delfin-Kick, Back-Kick (rückwärts schwimmen), Shuffle-Kick (wenn es eng wird, oder wenn loses Sediment zu erwarten ist) und der Helicopter-Turn (zum Drehen auf der Stelle).

Keine der Techniken ist besser oder schlechter. Jede hat ihren Einsatzbereich. Es schadet also nicht, möglichst viele zu beherrschen, um sie entsprechend einsetzen zu können. Drei dieser Techniken hier im Detail:

Tipps für die Trainingsgestaltung

Suchen Sie sich einen Partner, der Sie konstruktiv kritisieren darf. Am Beckenrand von oben kann man zum Beispiel den Frog-Kick gut korrigieren. Im Wasser hilft eine kleine Videoanalyse am besten. Sie sollten alle Bewegungen anfangs sehr langsam und äußerst bewusst ausführen.
Später können Sie Geschwindigkeit und Streckenlänge steigern.

Kraulbeinschlag

Er ist weit verbreitet, muss aber ebenso wie alle anderen Techniken geübt werden. Fehlerbilder sind vielfältig. Dennoch ist er leicht zu erlernen, denn wir kennen die Bewegung vom Kraulschwimmen.

Dieser Flossenschlag ähnelt von allen Schlagtechniken dem Gehen am ehesten. Warum? Die Beine kommen abwechselnd (alternierend) zum Einsatz. Es gibt jedoch wesentliche Unterschiede. Beim Gehen stoßen wir uns nach vorne ab. Der Abdruck erfolgt von der Fußsohle. Es kommt zu einer Streckung des Hüft- und Kniegelenks. Muskelkontraktionen des Gesäßes, des hinteren Oberschenkels und der Wade erzeugen den Kraftimpuls. Das Bein wird nach hinten abgewinkelt.

Beim Kraulbeinschlag ist es genau andersherum. Der vordere Oberschenkelmuskel (Oberschenkelbeuger) beugt die Hüfte nach vorne. Er erzeugt die meiste Kraft. Der Druck lastet auf dem gestreckten Spann, nicht auf der Sohle. Unsere Wade muss den Fuß in Position halten und wird dabei verkürzt. Dadurch ist diese Schwimmtechnik krampfanfällig bei Muskulatur, die nicht an diese Belastung gewöhnt ist oder/und bei mineralischer Unterversorgung. Denn unsere Muskulatur ist nicht für diese Bewegung ausgelegt. Es hilft, wenn sie regelmäßig trainiert wird. Am besten mit dem Flossenschwimmen selbst.

Vorteile:

- leicht zu erlernen
– kraftvoll (Strömungen werden damit am besten bewältigt)
– hohe Schwimmgeschwindigkeiten kann unsichere Tarierung ausgleichen
– gelenkschonend

Nachteile:

- Die Bewegung kann Rotationen um die Körperlängsachse hervorrufen. Das ist strömungsungünstig und bringt Unruhe in das Tauchen
– krampfanfällig
– nur kurze Gleitphasen
– nah am Grund wird viel Sediment aufgewirbelt.

Bewegungsbeschreibung

1) Beide Beine werden abwechselnd hoch und runter geführt. Das Fußgelenk ist gestreckt. 
2) Der Taucher streckt sich maximal. Der Impuls kommt aus der ebenfalls getreckten Hüfte.
3) Große Muskelgruppen werden beteiligt. Anfangs ist das Knieglenk ebenfalls getreckt. 
4) Wird das Bein nach unten geführt, wird das Kniegelenk passiv gebeugt. Das Bein, nach oben geführt, wird maximal gestreckt.

Frog-Kick

Viele fortgeschrittene Taucher nutzen diesen Flossenschlag. Er bringt Ruhe in die Fortbewegung, denn er ist nicht alternierend, sondern gleichförmig. Die meisten Menschen kennen ihn vom Brustbeinschlag des Schwimmens, wobei er technisch anspruchsvoller ist, als der Kraulbeinschlag, da sich das Bewegungsmuster des Brustbeinschlages nicht 1:1 übertragen lässt. Die Bewegung ist wegen der großen Fläche der Flossen technisch aufwendig und muss präzise ausgeführt werden.

Da der Abdruck im Wasser mit der Unterseite der Flossen erfolgt, ist der Flossenschlag weniger krampfanfällig. Ein anderes Problem ist die Scherbelastung für die Kniegelenke, denn biomechanisch gibt es diese Bewegung an Land nicht, weswegen sie eventuell zu Knieschmerzen führen kann, wie Dr. Uwe Hoffmann, ehemaliger Tauchausbilder der Deutschen Sporthochschule Köln berichtet.

Unsere Empfehlung: mit Bedacht einsetzen und nur bei sehr niedrigen Schwimmgeschwindigkeiten. Beim Höhlen- und Wracktauchen sowie sämtlicher technischer Tauchausbildung wird der Frog-Kick im Detail geschult. Seine Vorteile in engen Räumen oder bei viel Sediment liegen auf der Hand.

Vorteile:

- stabile Wasserlage
– sehr gleichmäßige Schwimmgeschwindigkeiten
– lange Gleitphasen sparen Kräfte.
– Richtig ausgeführt, wird sehr wenig Sediment aufgewirbelt.

Nachteile:

- technisch anspruchsvoll
– belastend für die Kniegelenke
– nur bei niedrigen Geschwindigkeiten/wenig Strömung einsetzbar

Bewegungsbeschreibung

1) Oberkörper und Beine liegen bis zu den Kniegelenken in der Horizontalen. Die Knie sind im rechten Winkel gebeugt. Die Knie bleiben möglichst nah beieinander. 
2) Die Beine werden nach außen rotiert. Die Fußgelenke werden ebenfalls nach außen gedreht. 
3) Jetzt folgt die Streckung der Beine. Der Druck des Wassers sollte jetzt auf der Unterseite der Flosse sein. 
4) Die Füße werden nun wieder nach innen rotiert. Die Unterschenkel und Fersen werden zusammengeführt. Die Kniegelenke werden wieder um 90 Grad angewinkelt. Die Ausgangsposition wird erneut erreicht.
Hier siehst du den Unterscheid zwischen den beiden Flossenschlagarten »Kraulbeinschlag« und »Frog-Kick« inkl. klassischer Fehlerbilder.

Back-Kick

Ja, man kann auch rückwärts schwimmen! Je kürzer die Flossen, desto einfacher ist diese Technik zu realisieren. Einen Apnoeisten mit langen Flossen wird man wahrscheinlich nie bei dieser Technik beobachten können.

Sie ist in erster Linie etwas für technische Taucher, die in engen Räumen von Wracks oder in Höhlen unterwegs sind. Doch auch Ausbilder oder Taucher mit Kamera nutzen diese Technik gern. Im Prinzip wird der Frog-Kick in entgegengesetzter Richtung, also rückwärts, ausgeführt. Ohne ein gutes Buddy-Feedback oder eine solide Videoanalyse kann es sehr lange dauern, diese Technik perfekt zu erlernen.

Vorteile:

- in engen Räumen anwendbar
– schafft Flexibilität in den Bewegungsrichtungen
– vermeidet Sedimentaufwirbelung

Nachteile:

- schwer zu erlernen
– sehr langsame Geschwindigkeit

Bewegungsbeschreibung

1) Die Knie sind rechtwinklig gebeugt. Die Fersen sind zusammen. 
2) Nun werden beide Beine gleichzeitig vollständig gestreckt. Die Fußgelenke sind maximal gestreckt. 
3) Jetzt werden die Beine aus der Hüfte heraus um 90 Grad nach außen rotiert und die Fußgelenke leicht angewinkelt, so dass beim »Nach-Vorne-Ziehen« der Flosse der Wasserwiderstand auf die Flossenoberseite drückt 4) Die Beine werden in dieser gespreizten Position nach vorne gezogen, wobei die Kniegelenke wieder in 90-Grad-Stellung gebracht werden. Am Ende
4) Die Beine werden in dieser gespreizten Position nach vorne gezogen, wobei die Kniegelenke wieder in 90-Grad-Stellung gebracht werden. Am Ende der Bewegung werden die Fersen wieder zusammen geführt. So kommt man wieder in die Ausgangsposition von Punkt eins.