Fotoschule Praxis

Fotoschule: Rasante Motive

M. Strmiska

T & F Martin Strmiska

Im Allgemeinen bin ich ein großer Fan des Einsatzes von Blitzbelichtung bei fast jeder Gelegenheit. Sei es, um mein Objekt vollständig zu beleuchten, oder um die künstliche Lichtquelle als Feinabstimmung zu nutzen, um mehr Schärfe in die Schatten zu bringen. Wie ich bereits in früheren Ausgaben der »Making of«-Serie erwähnt habe, hilft das Blitzlicht, das Vordergrundobjekt vom Hintergrund abzugrenzen, fügt ihm Farben und Kontrast hinzu, aber vor allem, was das heutige Thema betrifft, friert es das Vordergrundobjekt ein und verhindert so unerwünschte Bewegungsunschärfe im Bild. Was aber, wenn wir aus irgendeinem Grund keine Blitze verwenden können? Oder was ist, wenn die Bedingungen es erfordern, dass wir uns »stromlinienförmiger« als sonst bewegen, um uns für eine perfekte Aufnahme zu positionieren?

Auf der mexikanischen »Sardinenjagd« vor der Halbinsel Baja California sind die Blitze nur hinderlicher Ballast, wenn es darum geht mit dem rasanten Geschehen unter Wasser Schritt zu halten. Die Verfolgung des Geschehens mit einer kompakten Ausrüstung ohne Blitze und die Anwendung der richtigen Technik mit den passenden Kameraeinstellungen können bessere Ergebnisse liefern als das Mitschleppen der Blitze und das Hoffen auf ein Wunder.         

Suche nach dem Licht

Die Positionierung der Kamera in Bezug auf unser Motiv und die Sonne ist bei weitem die wichtigste Aufgabe. In der Regel gilt: Je näher wir an der Oberfläche fotografieren, desto besser sind Quantität und Qualität des verfügbaren Lichts. Ebenso bietet sonniges Wetter viel angenehmere Lichtbedingungen als bewölkter Himmel. Vor allem in den Morgen- und Nachmittagsstunden beleuchtet das Sonnenlicht, das in einem spitzeren Winkel auf die Wasseroberfläche fällt, das Motiv von der Seite und erzeugt einen schönen 3d-Effekt. Die goldene Regel, die es zu befolgen gilt: Halte die Sonne hinter im Rücken! Wir wollen, dass die Sonne unser Objekt von der gleichen Seite beleuchtet, von der aus wir es betrachten. Leichte Winkelveränderungen können ebenfalls zu ansprechenden Ergebnissen führen, aber wir wollen auf jeden Fall vermeiden, gegen die Sonne zu fotografieren.  

Kameraausrichtung

Richten Sie die Kamera geradeaus oder nach unten: Da die Wasseroberfläche eine flache und möglicherweise langweilige Grenze unserer Szene darstellt, wollen wir vermeiden, zu viel davon einzufangen. Um den großen Raum darunter zu betonen und die Wirkung des von oben kommenden Lichts zu maximieren, sollten wir zwischen einem perfekt horizontalen (0 Grad) und einem geraden Winkel nach unten (-90 Grad) arbeiten. Tipp: Ein vollkommen horizontaler Winkel, der die Reflexion einfängt, ist bei ruhiger Oberfläche sehr gut geeignet. Es macht keinen Sinn, die Kamera nach oben zu neigen!      

Die Ausrüstung

Eine DSLR- oder hochwertige spiegellose Kamera mit Fisheye- oder Weitwinkelobjektiv und einem größeren Domeport liefern die besten Ergebnisse. Eine Crop-Faktor-DSLR mit Tokina 10-17mm FE-Zoom wäre meine erste Wahl, während die spiegellose Vollformatkamera mit dem Fisheye-Objektiv + Telekonverter die zweitbeste Option ist. Ein reines Fisheye-Objektiv könnte für die meisten Situationen zu weitwinkelig sein, aber ein ultraweites, geradliniges Zoomobjektiv könnte eine weitere gute Möglichkeit sein (16-35mm oder 14-35mm).

Belichtungseinstellungen

Halten Sie die Verschlusszeit extrem kurz! Im Allgemeinen gibt es bei der Fotografie mit Umgebungslicht nur sehr wenig Spielraum für Fehler bei der Belichtung, aber die geeignete Verschlusszeit je nach Art des Objekts ist die wichtigste Variable, die korrekt eingestellt werden muss. Je schneller sich das Tier bewegt, desto kürzer ist die Verschlusszeit. Je kürzer der Abstand zwischen Kamera und Objekt ist, desto kürzer muss die Verschlusszeit sein. Bei sich schnell bewegenden Haien, Marlins oder Seelöwen ist die 1/640s die optimale Einstellung. 1/640s – 1/320s kann mit akzeptabler Erfolgsquote verwendet werden, insbesondere bei sich langsamer bewegenden Objekten (Walfotografie). Bei einer Verschlusszeit von mehr als 1/400s besteht ein höheres Risiko für Bewegungsunschärfe, was die Qualität des Bildes erheblich verschlechtert. Der Blendenwert ist zweitrangig, sollte aber dennoch im Bereich von F/5,6 bis F/7,1 liegen. Hier beginnt der Kompromiss. Selbst an einem hellen Tag, direkt an der Oberfläche, erfordert eine kurze Verschlusszeit (1/640 s) in Kombination mit F/7,1 einen ISO-Wert von 1250 für eine korrekte Belichtung. Bei bedecktem Himmel klettern die ISO-Werte leicht auf bis zu 3200, was bei einigen Kameras zu störenden »Rauschen« führen kann. Allerdings wird die technische Qualität der Umgebungslicht-Fotografie bei schlechteren Lichtverhältnissen immer beeinträchtigt sein. Tipp: Überprüfen Sie das Histogramm und stellen Sie die Belichtung richtig ein.      

Serienbilder

Nehmen Sie Sequenzen mit hoher Bildrate auf: Wenn es um die Geschwindigkeit geht, ist dies der richtige Ort, um das volle Potenzial Ihrer Kamera zu nutzen. Stellen Sie die höchste Bildrate ein, die möglich ist, und behalten Sie gleichzeitig die höchste Bildqualität bei. Mit einer Serie von Aufnahmen ist die Chance, den richtigen Moment einzufangen, deutlich höher!  

Fokusart       

Wählen Sie die richtige Fokusmethode: Wenn Ihre Kamera schnell genug fokussieren kann, um mit sich schnell bewegenden Objekten Schritt zu halten, verwenden Sie die Fokustaste und den Auslöser. Wenn die Kamera nicht mithalten kann, fokussieren Sie auf eine bestimmte Entfernung (ihre eigene Flosse) und schalten Sie den Autofokus aus. Auf diese Weise verhindern Sie, dass die Kamera dem Objekt nachjagt und die Aufnahme möglicherweise verpasst.

Aufnahmedaten

Ort: Magdalena-Bucht, Baja California, Mexiko, November 2021

Kamera: Canon R5, Canon 8-15mm FE + Kenko 300 PRO 1.4 Telekonverter

Gehäuse: SEACAM

Belichtung: keine Blitze

Einstellungen: F/7.1, 1/640s, ISO1250