Wie mache ich eine außergewöhnliche Aufnahme an einem Ort, an dem schon Dutzende guter Fotografen waren? Die Wrackfotografie stellt verschiedenen Fähigkeiten eines Unterwasserfotografen auf den Prüfstand. Damit sich Ihre Aufnahme von Hunderten Qualitätsfotos abhebt, müssen Sie alle wichtigen Variablen berücksichtigen. Zusätzlich müssen Sie Ihrem Bild möglicherweise etwas mehr »Würze« hinzufügen.
Die beste Art und Weise, an Ihrer Wrack-Aufnahme zu arbeiten, sind anfängliche Analyse, Vorbereitung eines Plans und dessen konsequente Ausführung. Es gibt nur sehr wenig Raum für Improvisation. Und fast keinen Raum für Fehler. In früheren »Making-of«-Beiträgen haben wir die Bedeutung eines Foto-Logbuches hervorgehoben. Heute beschreiben wir, warum sich Vorbereitung und Planung auszahlen.
Typischerweise haben wir unsere Storyline durch festgelegte Elemente (Variablen) dargestellt, die wir bereits früher in vorangegangen Fotoschulen beschrieben haben. Wichtig: die sich ändernden Lichtverhältnisse sind Gegenstand unserer Analyse. Sobald wir die sich ändernden Variablen für die Lichtverhältnisse bestimmt haben, können wir einen genauen Plan erstellen. Einfach drauf los knipsen, kann manchmal funktionieren. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, die besten Aufnahmen gelingen kaum auf Anhieb. Deshalb kann das Eintragen von Notizen in das Foto-Logbuch zu einer perfekten Aufnahme beim zweiten Durchgang führen.
Tauchplatzanalyse
Sammeln Sie so viele Informationen wie möglich über den Ort und das Motiv. Recherchieren Sie im Internet, fragen Sie die Tauchbasis oder einen anderen Unterwasserfotografen nach allen relevanten Details. Besonders wichtig sind die Lichtverhältnisse zu bestimmten Tages- und Jahreszeiten im Hinblick auf das Wrack und seine Position. Um eine passende Wrack-Beleuchtung zu erreichen, muss man die Sonne im Rücken und je nach Tiefe des Wracks eventuell tiefer am Horizont halten. Je flacher das Wrack liegt, desto mehr kommt es auf die Position der Sonne an. Das hier gezeigte, relativ flach liegende Wrack der »USS Kittywake« wurde am 20. März 2022 gegen 16 Uhr fotografiert, als die Sonne in einem Winkel von etwa 30 Grad auf das Wrack traf und sein Deck schön beleuchtete.
Der richtige Winkel
Das Schiffswrack soll auf unserem Foto groß und majestätisch aussehen. Gleichzeitig wollen wir, dass viele Details eingefangen werden, was eindeutig die Tiefe und die Entfernung zum Wrack bestimmt. Unser Bestreben, viele Informationen und Farben einzufangen, wirkt sich auf die Kamera-Neigung (Winkel zur Wasseroberfläche und zum Horizont) aus.
Motiv ergänzen
Fügen Sie einen Taucher ins Bild ein. Er verleiht dem Bild einen Maßstab. Um die gewünschten Proportionen zwischen Wrack und Taucher zu erreichen, müssen wir an der Position des Tauchers arbeiten. Je natürlicher seine Pose, desto besser die Verbindung zwischen Bild und Betrachter. Der Taucher sollte auf das Hauptmotiv schauen, auf das auch die Kamera zielt. Mir gefallen Taucher in Halbprofil-Pose mit guter Körperhaltung, Flossen zusammen.
Belichtung
Blende 8 bis 11 bei einer Vollformat- und 7.1 bis 10 bei einer APS-C-Kamera. Die Verschlusszeit ist je nach den vorhandenen Bedingungen zu wählen. In einem ruhigen Gewässer können wir bei Bedarf bis zu 1/20s schießen. Bei stärkerer Strömung bleibe ich jedoch bei 1/100s oder schneller. Der Preis für eine längere Verschlusszeit ist heutzutage relativ gering und führt zu einem geringfügigen Anstieg des Rauschens, der bei High-End-Kameras bis ISO 1000 kaum auffällt.
Nachbearbeitung
Um eine realistischere Farbbalance zu erreichen, verwende ich die gleichen Werkzeuge wie in der vorherigen Serie »Making of« mit einigen Besonderheiten: »Entzerren« Sie das Bild um bis zu +30. Erhöhen Sie »Kontrast« und »Klarheit« auf bis zu +30. Korrigieren Sie den Weißabgleich, indem Sie warme Töne und einen Farbton hinzufügen, bis das Wrack eine natürliche hellbraune Farbe annimmt. Erhöhen Sie den »Aquamarin-Ton« und senken Sie die Sättigung in den Farbkorrekturen. Während die Azur- und Grüntöne verschwinden, bleiben die Rot- und Orangetöne erhalten. In einigen Bereichen können unschöne grüne Flecken auftreten. Um diese zu beheben, senken Sie die Sättigung in »Grün« ab. Durch Hin- und Herwechseln zwischen Weißabgleich und Farbkorrekturen erreichen Sie die gewünschte Farbbalance. Das letzte Element, das möglicherweise korrigiert werden muss, ist der blaue Wasserhintergrund. Sie können die »Sättigung« und die »Luminanz« der Blautöne leicht verändern, während ich nicht empfehlen würde, den Farbton zu verändern.
Notizen
Schreiben Sie detaillierte Notizen in Ihr Foto-Logbuch: Tageszeit, Jahreszeit, aktuelle Bedingungen und die Sichtverhältnisse. Zeichnen Sie Ihre eigene Karte.
Martin Strmiska
Unser Profi fotografiert bereits seit Jahren die Wunder der Unterwasserwelt und gibt seine Erfahrungen weiter. Mit seinen Aufnahmen hat er schon mehrere Preise und Auszeichnungen gewonnen. Mehr Arbeiten von ihm finden sie hier: aquasphere.sk.
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