Während unsere Making of-Serie einen passionierten Unterwasserfotografen in der Theorie durch verschiedene Vorlagen und Fototechniken führt, ist die anschließende Praxis wichtig, um die Theorie in greifbare Ergebnisse umzusetzen. Die technische Qualität unserer Bilder sollte nicht mehr ausschlaggebend sein, und die Ideen sollten ganz natürlich entstehen, wenn das inspirierende Objekt auf der Bildfläche erscheint. Der nächste Schritt auf dem Weg ist die Verankerung des Prozesses in unserem Unterbewusstsein, so dass bestimmte Fähigkeiten immer und ohne nachzudenken angewendet werden. Indem Sie die Aufgaben in Ihren »RAM«-Speicher schreiben, »befreien Sie Ihren Geist« und lassen ihn sich auf die Kreativität konzentrieren.
Wettbewerbe sind Gelegenheiten, bei denen alle Fähigkeiten des Fotografen auf einmal unter Beweis gestellt werden müssen. Um erfolgreich zu sein, darf Ihr Geist nicht mit der Festlegung von Kameraeinstellungen oder grundlegenden Fotoregeln beschäftigt sein. Er braucht seine ganze Kapazität, um in Echtzeit interessante Ideen zu entwickeln. Die Ausführung sollte nur eine Frage des »Klickens« sein.
Beobachtung
Bei »Echtzeit«-Wettbewerben vor Ort gibt es in der Regel einen Trainingstauchgang, bevor das eigentliche Shooting beginnt. Dies ist bei weitem der wichtigste Moment der gesamten Veranstaltung! Bei diesem Tauchgang sollten die Augen weit offen sein, und die Intuition sollte durch die Szene leiten. Gehen Sie auf diesen Tauchgang als Taucher und nicht als Fotograf. Konzentrieren Sie sich auf Ihre Vision und die Gefühle, die die Szene hervorruft. Nehmen Sie Ihre Kamera mit und machen Sie Probeaufnahmen in Positionen, die Sie ansprechend finden. Aber konzentrieren Sie sich nicht auf Perfektion. Analysieren Sie stattdessen die Szene und passen Sie die Idee an. Wiederholen Sie den Vorgang, bis Sie genau wissen, was Ihre Geschichte ist und wie Sie diese anschließend in ein Bild umsetzen.
Analyse und Originalität
Das Siegerbild erfüllt in der Regel drei Kriterien: Originalität, Kreativität und hohe technische Qualität. Nach dem Trainingstauchgang muss die Idee entwickelt werden. Sie steht für Originalität. Im Laderaum der »Tristar Lockheed«, dem Flugzeugwrack auf Aqabas Meeresgrund, hatte ich die Idee für ein klassisches »Gang«-Flugzeugfoto. Die leeren Sitze und die blauen Fenster waren meine Hauptmotivobjekte. Mein Ziel war es, den Blickwinkel eines Passagiers zu imitieren, der den Gang entlanggeht, wobei Sitze und Fenster deutlich sichtbar sind. Durch eine perfekte zentrale Komposition versuchte ich, den Tunneleffekt zu betonen.
Kreativität
In diesem speziellen Fall bringt selbst eine perfekte zentrale Komposition nicht viel Kreativität. Es wurden unterstützende Elemente benötigt, um die Geschichte weiterzuentwickeln. Ein perfekt platzierter Taucher ist ein starkes Übergangselement, das die Geschichte zum Leben erweckt und der Szene diverse starke Effekte verleiht. Gegenlicht wurde eingesetzt, um eine ansprechende Taucher-Silhouette zu erzielen und mehr Licht in die Szene zu bekommen. Der Taucher befindet sich in der Mitte des Bildes, wobei die Lichtstrahlen um ihn herum deutlich sichtbar sind. Die Lampe des Tauchers verbindet den Taucher mit der Umgebung und unterstreicht die Erkundung.
Technische Qualität
Eine schlechte technische Qualität würde jede großartige Idee und kreative Umsetzung zum Scheitern bringen. Das Umgebungslicht spielt in der Wrackfotografie eine entscheidende Rolle. Und auch im Inneren des »Tristar«-Wracks war es mein Hauptziel, so viel wie möglich davon zu nutzen. Perfekte zentrale Komposition, perfekte Übereinstimmung mit dem Taucher und die richtige Belichtung waren die wichtigsten Punkte, auf die ich mich konzentrieren musste. Weitere wichtige Elemente waren die Belichtung in den Fenstern und die Tauchlampe, die so ziemlich alle Belichtungsvariablen in die endgültige Form einbrachten.
Kameraeinstellungen
Verwendet wurde für diese Aufnahmen eine spiegellose Vollformatkamera in Kombination mit einem geradlinigen Weitwinkelobjektiv hinter einem Neun-Zoll-Seacam-Super-Domeport. Ich wählte das 14-35-Millimeter-Objektiv, um eine gebogene tonnenförmige Verzeichnung, wie sie bei einem Fisheye-Objektiv entsteht, zu vermeiden. Infolgedessen war eine etwas höhere Blende f8 erforderlich, um eine anständige Randschärfe zu erhalten. Diese beiden Variablen führten zu einer verlängerten Verschlusszeit von 1/25 s und bestimmten die endgültige Belichtung, indem der ISO-Wert auf 1600 eingestellt wurde. Blitzgeräte wurden nicht verwendet.