Peitschenkorallen
Sie sind nicht zu übersehen: Wie überdimensionierte rote Rasierpinsel stehen sie an sanft abfallenden bis steilen Riffhängen. Die einzelnen Ruten sind ungegabelt und können bei gutem Nahrungsangebot über zwei Meter hoch werden. Wenn sie sehr dicht stehen, bilden sie ein imposantes Gebilde, das nach einem großen Bildwinkel verlangt. Insofern ist das Fisheye hier bestens platziert. Wenn es sich machen lässt, sollten Sie den Peitschenkorallenstrauch gegen die Sonne ablichten oder einen Taucher im Freiwasser platzieren. Sofern Sie ein Makroobjektiv aufgezogen haben oder mit dem Zoom einer Kompaktkamera fotografieren, ist das nicht weiter tragisch, denn in der Nahaufnahme entfalten die Peitschen überaus interessante Oberflächendetails. Drehen Sie die Kamera dann immer so, dass die Ruten in der Diagonalen liegen. Blende schließen und die Verschlusszeit verkürzen, damit der Hintergrund ins Schwarze versinkt. Das erhöht den Kontrast und gibt den Farben das Feuer, das sie für leuch-tende Abbildungen benötigen. Peitschenkorallen kommen in Thailand auch in gelber Farbe vor, sind aber sehr selten. Auf den Drahtkorallen leben kleine Grundeln und Krebse. Sie sind nicht einfach zu fotografieren, weil sie sich meistens vom Fotografen abwenden und auf die andere Seite wandern. Der Tauchpartner kann Sie dabei unterstützen, indem seine Hand sich dem Tier etwas nähert, dann huschen die Untermieter zurück in Richtung Fotograf. Ein Problem kann die Tarierung sein, weil man sich im Makrobereich bewegt, wo die Schärfentiefe sehr gering ist. Vorteilhaft ist dann, wenn die Kameragerätschaft schwebt und der Autofokus schnell und zielsicher arbeitet.
Makros von Korallen
Makrofotografie von Korallen ist etwas Besonderes. Denn sie gelingt nur wirklich gut, wenn man sich mit dieser Materie beschäftigt. Denn im Nah-und Makrobereich gelten die Regeln der Bildgestaltung, der Ausleuchtung, Schärfe und Schärfentiefe, der Farben und des Hintergrundes. Vorteile hat man allerdings bei Trübstoffreflexionen, die aufgrund der extremen Motivnähe nicht ins Gewicht fallen. Auch Mischlichtdarstellungen fallen weitgehend unter den Tisch.
Makro heißt, dass man entweder mit einem Makro-Objektiv oder einem -Zoom fotografiert. Makroobjektive gibt es viele, echte Makrozooms mit großem Abbildungsmaßstab nur ein einziges: Das Sigma 17–70 Millimeter.
Kompaktkameras lassen sich zwar in der Regel sehr nah einstellen, trotzdem empfehlen wir den Erwerb einer Nahlinse, damit man mit dem Zoom auch im Nahbereich bei Vergrößerung arbeiten kann. Die Bezeichnung spielt keine Rolle, wenn Sie die Blende bis zum Anschlag zudrehen. Kleinere Blenden als 16 sollten Sie nur in Ausnahmefällen vorwählen. Je nach Pixelzahl und Sensorgröße kommt es bereits mit Blende 8 zu Beugungsunschärfen, die sich durch weiteres Schließen sichtbar verstärken, wenn man das Bild auf 100 Prozent vergrößert.
Manchmal ist es besser, etwas weiter wegzubleiben, die Blende nur moderat zu schließen und später im Bildbearbeitungsprogramm einen Bildausschnitt zu wählen. Und lassen Sie sich nicht von „Fotoaposteln“ sagen, dass hätte nichts mehr mit UW-Fotografie zu tun. Man muss mit der Zeit gehen und da gehören gut gemachte Bildausschnitte einfach dazu. Keine Frage auch, dass Nah- und Makroaufnahmen von Korallen immer geblitzt werden müssen. Wegen der kurzen Naheinstellung kann übrigens bedenkenlos mit der TTL-Blitzsteuerung gearbeitet werden.
Korallenlandschaften
Man kann Fotos praktisch in jedem tropischen Meer machen, aber das Rote Meer und Südostasien gelten zusammen mit den Malediven als die Favoriten. Wenn das Wasser sehr klar ist, benötigen Sie nicht zwingend ein Superweitwinkel oder ein Fisheye. Das zu unrecht verpönte Kit-Objektiv funktioniert ebenfalls. Man blitzt den Vordergrund an, um farbige Elemente zu stabilisieren. Der Hintergrund wird durch die Sonne beleuchtet. Das Wasser kommt in sattem Türkis oder Blau, wenn der Blick ins Freiwasser geht.
Die beste Brennweitenempfehlung für Korallenlandschaften ist allerdings der Griff zu Superweitwinkel oder Fisheye, weil man mehr aufs Bild bekommt. Je größer der Bildwinkel desto perfekter kann man die Mystik einer UW-Landschaftsaufnahme darstellen.
Riffhänge, Drop-Offs und Korallenansammlungen in Canyons können mit einem Fisheye am besten umgesetzt werden, weil hier die tonnenförmige Abbildung an den Seiten nicht störend ins Gewicht fällt.
Was das Bild rüberbringen soll, hängt auch stark von der Riffstruktur und der Perspektive ab: UW-Landschaften sollten mit einem Fisheye möglichst aus einem tiefen Standpunkt heraus erfolgen. Das geeignetste Objektiv ist in diesem Fall ein starkes Superweitwinkel, das verzeichnungsfrei abbildet. Voraussetzung ist allerdings ein sehr gut angepasstes Domeglas, das die optische Leistung der Linsen nach außen bringen kann. Daran hapert es bisweilen. Und denken Sie daran, auch auf einem sonnendurchfluteten Riffdach gilt das Gesetz der Extinktion, also der Ausfilterung der Spektralfarben. Blitzlicht muss in den meisten Fällen eingesetzt werden.
UW-Fotografen mit Kompaktkameras müssen sich beim Ablichten von Korallenlandschaften übrigens nicht in Enthaltsamkeit üben. Auch ohne Fisheye? Ja! Allerdings gehört ein Konverter unbedingt ins Gepäck: Ein starker Weitwinkel- oder Fisheye-Adapter bringt die gewünschte Tiefe und Dramatik aufs Bild.
Objektive für Korallenfotografie
Korallenfotografie kann man vom Fisheye bis zum Tele-Makroobjektiv betreiben. Außerdem macht es sich in der Regel gut, wenn man zwei Blitzgeräte verwendet. Es gilt, dass sich der Blitzschein nicht im Bild wiederfinden darf. Deshalb die Blitzgeräte etwas nach hinten setzen. Man kann große Korallenfächer auch mit nur einem Gerät fotografieren, muss dann aber das Licht sehr zentral ausrichten, sodass eine große Korallenfläche erfasst wird. Licht und Schatten können spannender wirken. Das andere Extrem ist Korallenfotografie mit dem Makroobjektiv. Das dafür geeigneter Objektiv ist ein 50- oder 60-Millimeter-Makro. Im APS-C Format ist es dann ein 30- oder 35-Millimeter-Makroobjektiv. Solche Optiken sind nicht sehr verbreitet. Es gibt sie beispielsweise von Pentax (35 Millimeter), Tokina (35 Millimeter) und von Sony (30 Millimeter). Wer mit dem MFT-System (Micro-Four-Thirds) von Olympus und Panasonic arbeitet, kann sich das 35-Millimeter-Objektiv von Olympus zulegen. Als Alternative bleibt das 45-Millimeter-Leica-Makro von Panasonic, das die Wirkungsweise eines 90 Millimeters (bezogen auf das Vollformat) besitzt. Große Korallenflächen kann man nicht einfangen. Aber Details, die in die Kategorie der schönen „Kleinkunst“ gehören.