Fotoschule

So gelingen Großfisch-Fotos

Herbert Frei
TAUCHEN-Autor und Fotograf Herbert Frei gibt Tipps für die Großfisch-Fotografie.
TAUCHEN-Autor und Fotograf Herbert Frei gibt Tipps für die Großfisch-Fotografie.

Wer Großfische fotografieren will, muss dorthin reisen, wo man mit Begegnungen rechnen kann. Wer an Spots taucht, bei denen der letzte Hammerhai vor fünf Jahren im Netz der Fischer gelandet ist, wird kaum fündig werden. Magazine, Reiseveranstalter, UW-Fotografen und Websites helfen bei der Suche weiter. Grundsätzlich gilt: Große Jäger lieben Strömung. Rochen trifft man eher im Seegras als inmitten von Geweihkorallen an und Barrakudaschwärme schwimmen selten im Flachwasser.
Großfisch-Fotografie muss man genau planen, wenngleich sich auch zufällige Begegnungen ergeben können. Wenn Sie die Chance haben, mit großen Kalibern zu tauchen, sollten Sie nichts vermasseln. Stellen Sie die Kamera besser schon vorher auf die möglichen Befindlichkeiten ein. Nichts ist ärgerlicher, als ein teurer Tauchgang mit Haifütterung, bei dem man hinterher nur verwackelte und überbelichtete Motive im Kasten hat. Vergessen Sie auch niemals, ihren Tauchpartner als Model einzusetzen. Denn die Größe der Fische wirkt umso eindrucksvoller, wenn man eine Referenz hat. Mit den Tipps unseres TAUCHEN-Autors und Profi-Fotografen Herbert Frei sind Sie bei der Jagd nach den „Big Pictures“ perfekt vorbereitet.

Barakuda-Schwarm, Ägypten, Rotes Meer
Barrakuda-Schwarm gegen die Sonne fotografiert. (Herbert Frei)

Barrakuda & Tarpun

Barrakudas und Tarpune sind belichtungstechnisch die Hölle. TTL-Blitzbelichtungen sind nur zu empfehlen, wenn man das Blitzlicht mit einer Minuskorrektur um zwei Blenden regulieren kann. Besser: manuell mit gedämpfter Blitzleistung und Diffusor vor dem Reflektor. Wenn der Barrakuda dicht unter der Wasseroberfläche in der Sonne steht, sollte man den Blitz weglassen. Denn selbst dann können seine Schuppen reflektieren. Achten Sie auf den Reflexionswinkel der Sonnenstrahlen. Die Kamera so drehen, bis man auf dem Monitor oder im Sucher keine Reflexionen mehr erkennen kann. Die meisten kennen Barrakudas oder Tarpune als Schwarmfische. Tarpune sind vollkommen harmlos – Angst muss man auch vor Barrakudas nicht haben. Denn obwohl sie manchmal in Schulen von einigen hundert Exemplaren in der Dämmerung auf Jagd gehen und einem Taucher durchaus gefährlich werden könnten, gibt es keinen nachgewiesenen Angriff. Sie können sich als UW-Fotograf bedenkenlos nähern und ihre Bilder machen. Das Fisheye macht aber hier nur Sinn, wenn man wirklich nah heran kommt. Sonst ist ein starkes Weitwinkel die bessere Lösung. Mit dem Kit-Objektiv und dem Zoom der Kompaktkamera können gut Ausschnitte geschossen werden.
Für die großen Einzelgänger sind sie wie geschaffen. Diese Art wird bis zu zwei Meter lang und hat Zähne wie ein Schäferhund. Ihnen ist Furcht fremd. Wenn der Barrakua gut gelaunt ist, kann man ihm das Domeglas fast aufs Maul drücken. Meist ist der Fisch friedfertig. Wenn er mit dem Maul schnappt ist Vorsicht geboten. Potenziell gefährlich!

Manta Rochen, Rochen, Malediven, Indischer Ozean
Tolle Dynamik: Dieser Manta-Rochen kommt schräg in die Kamera geschwommen. (Herbert Frei)

Manta

Die großen Rochen mit bis zu sieben Metern Spannweite gehören zu den attraktivsten und beliebtesten Großmotiven. Wegen der schieren Größe sind Superweitwinkelobjektive und auch Fisheye-Optiken in vielen Fällen die passende Antwort. Allerdings greifen die großen Bildwinkel nur, wenn sich die Tiere wirklich nähern. Sonst sind das Kit-Objektiv, das Kompaktkamera-Zoom oder ein gemäßigtes Weitwinkel die bessere Wahl.
Mantas sind harmlos, ja sogar vorsichtig, um einen ja nicht mit den mächtigen Flossen zu treffen. Im Blasenschwall der ausgestoßenen Luft lassen sie sich massieren.
Sichere Fotoplätze sind Putzerstationen, an denen sie sich von Parasiten reinigen lassen. Die örtlichen Tauchbasen und die Guides kennen die Stellen. Man muss sich dort nur ruhig verhalten, dann kommen die Riesenrochen von alleine angeschwommen. Möglicherweise werden sie vom Ausatemgeräusch der Atemregler und den ausgestoßenen Luftblasen angezogen. Entgegenschwimmen bringt nicht immer das gewünschte Resultat. Manche lassen es sich gefallen, andere schwimmen dann leider gemächlich davon und kommen auch nicht wieder. Hingegen kann man sich freischwebend treiben lassen, ohne sie zu beunruhigen.
Ein beliebtes Motiv sind Silhouetten von unten gegen die Sonne (siehe links). Blitzen oder nicht? Entscheidend ist die Sichtweite. Mantas lieben trübes Wasser, weil sie Planktonfiltrierer sind.
Bei eingeschränkter Sicht ist es manchmal besser, auf Blitzlicht zu verzichten. Da Mantas außer Schwarz (Rücken) und Weiß (Bauch) über keine anderen Farben verfügen, kann man bis zehn Meter Tiefe bei hellem Umgebungslicht auch ohne Blitz agieren. Dazu zählen auch Silhouettenaufnahmen gegen die Wasseroberfläche. Bei hoher Transparenz und der entsprechenden Motivnähe (maximal zwei Meter) ist Blitzlicht aber eine durchaus zu empfehlende Option. Aufpassen vor Überbelichtungen! Die weißen Bäuche kalken gern auf: Blitzlicht drosseln.
Manta-Spots sind weltweit bekannt. Beispielsweise auf den Malediven, nahe der mikronesischen Insel Yap, vor Cocos, Malpelo, Socorro, Raja Ampat oder vor den Galapagos-inseln. Aber auch im Roten Meer oder Atlantik trifft man sie mit etwas Glück.

Walhai, Hai, Mexiko
Alles dabei: Walhai, Schnorchler und Sonnenstrahlen ergeben ein tolles Bild (Herbert Frei)

Walhai

Einen größeren Fisch gibt es nicht. 15 bis 18 Meter lang und zig Tonnen schwer kann er werden. Für Walhaibilder kommen ein starkes Weitwinkel und das Fisheye infrage. Ein Jungtier könnte man zur Not auch mit dem Kit-Objektiv ablichten. Auch junge Walhaie mit nur fünf Metern Länge kommen einem wie kleine Lastwagen vor, wenn sie gemächlich vorbeiziehen. Weil sie oft dicht unter der Wasseroberfläche mit geöffnetem Maul dahingleiten, kann man starke Aufnahmen auch ohne Blitzlicht gestalten. Argument gegen einen Blitz ist das mäßig klare Wasser, denn nur in dichten Planktonsuppen fühlen sich Walhaie wohl. Selbst, wenn man nicht blitzt, rauben einem die Trübstoffe die gute Laune. Für Systemfotografen gilt: Stellen Sie die Kamera auf Blendenautomatik, die Verschlusszeit auf 1/60- oder 1/125-Sekunde ein und überlassen sie den Rest der Kamera. ISO 400 reicht. Weißabgleich auf Automatik.
Walhaie kann man auf den Malediven, vor Mexiko, Galapagos, Cocos, Mosambik, Thailand und den Philippinen treffen. Wichtig: Fragen Sie auch nach, ob Sie auch tauchen dürfen. Beim Schnorcheln müssen häufig Rettungswesten getragen werden. Auch, wenn es verboten ist: Nehmen Sie Blei mit, sonst liegen Sie wie ein Korken auf dem Wasser und die Walhaifotografie ähnelt dem Versuch, einen Pudding an die Wand zu nageln. Kompaktfotografen sollten auf gar keinen Fall einen Weitwinkelkonverter vergessen.

Karibischer Riffhai, Schiffshalter, Bahamas, Karibik
Der Moment kurz bevor der Hai abdreht ist perfekt zum Auslösen der Kamera. So bekommt dieser Karibische Riffhai eine tolle Drehung. (Herbert Frei)

Riffhai

Mit einer Größe bis zu drei Metern sind diese Haie eindrucksvolle Jäger. Das Ablichten dieser Tiere ist ein Traum vieler UW-Fotografen. Zu dieser Art zählen Schwarzspitzenhaie, Weißspitzen-, Karibische, Graue, Leoparden-, Ammenhaie, Teppich-, und in gewisser Weise auch Seidenhaie. In der Karibik ist das Anfüttern übrigens äußerst populär.
Wer meint, dabei einfache Bilder schießen zu können, täuscht sich. Zum einem ist es schwer, einen Meeresräuber fotogen aufs Bild zu bringen, ohne Mittaucher oder andere Haie abzulichten. Zum anderen sorgt der weiße Bauch von einigen Riffhaien für Fehlbelichtungen. Fotografen, die mit Vollautomatik arbeiten, ärgern sich über verwackelte Bilder. Tipp:  Kurze Verschlusszeit (1/125-Sekunde) einstellen.
Das Fotografieren dieser Tiere verbinden viele Systemfotografen mit dem Einsatz von Superweitwinkelobjektiven und Fisheyes. Das funktioniert nur, wenn die Fische nah herankommen oder in einer Höhle liegen. Die übliche Fotodistanz liegt normalerweise kaum unter zwei Metern – zu weit für die Bildwinkel von starken Weitwinkeln und Fisheyes. Die idealen Hai-Objektive sind das Kit-Zoom sowie das 50-mm-Makroobjektiv. Manchmal ist sogar ein 90–105-mm-Makro perfekt für ein gutes Close-Up vom Kopf. Riffhaie werden gelegentlich von Guides mit einer Plastik-Wasserflasche angelockt, die unter Wasser zusammengedrückt wird. Dabei entsteht ein knarzendes Geräusch, das auf die Jäger unwiderstehlich wirkt. Riffhaie finden Sie in der Karibik, Mikronesien, Cocos, Galapagos und vor den Malediven.

Typisch für Hochseehai-Fotos: Tier vor Blau. So lenkt nichts von der Eleganz des Blauhais ab. (Herbert Frei)
Typisch für Hochseehai-Fotos: Tier vor Blau. So lenkt nichts von der Eleganz des Blauhais ab. (Herbert Frei)

Hochseehai

Früher fürchtete man diese Haie, weil die Begegnung mit ihnen angeblich tödlich verlief. Heute wissen wir das besser – aber harmlos sind diese Jäger wahrlich nicht. Wer leichtsinnig ist, kann gefährliche Situationen heraufbeschwören, denn der Biss eines großen Hais hat fast immer dramatische Folgen. Das Ablichten der großen Jäger muss mit Erfahrung und nötiger Distanz geschehen. Während man dem Weißen Hai besser nur im Käfig begegnet, kann man die anderen mit Umsicht im Freiwasser fotografieren.
Solche Haitouren basieren immer auf einer Anfütterungsstrategie. Das Streifen des Fotografen mit der Brustflosse oder das Anstoßen mit der Schnauze ist ein Zeichen, dass Sie auf Fressbarkeit untersucht werden. Bei diesem Ritual sind von Seiten des Fotografen Nerven erforderlich und möglichst eine Fotogerätschaft, hinter der man sich verstecken kann.
Welche Objektive sind geeignet? Durch professionelles Anfüttern kommen die Haie (große und kleine) extrem nah heran, sodass man auch ein Fisheye einsetzen kann. Das Problem sind in diesem Fall die anderen Mittaucher, die man dann ungewollt aufs Bild bekommt. Deshalb ist ein starkes Weitwinkel manchmal besser. Käfigtauchen hat ebenso seine Tücken: Das Fisheye fängt zu viele Käfigstäbe in seinen exorbitanten Bildwinkel ein. Da auch der Weiße Hai nicht immer so nah herankommt, hat sich ein Zoom mit Bildwinkel von 75 bis 100 Grad als geradezu ideal erwiesen. Insofern haben Kompaktfotografen keine schlechten Chancen, zu ordentlichen Bildern zu gelangen.
Dass man das Blitzlicht bei der Haifotografie behutsam einsetzen muss, liegt an den extrem weißen Bäuchen. Bis zu zwei Meter Tiefe kann man das Blitzlicht bei hohem Sonnenstand und guter Sicht getrost weglassen. Es ist besser als ein überbelichtetes Haimotiv auf der Speicherkarte. Spezielle Haitauchgänge werden auf Kuba und den Bahamas (Tiger-, Bullenhaie), Mexiko, Südafrika und Australien (Weißer Hai), den Azoren (Blauhaie, Makos), Cocos-Island und Malpelo (Hammerhaie) und im Roten Meer (Weißspitzen-Hochseehai/Longimanus) angeboten.