Fotoschule

So gelingen Großfisch-Fotos

Herbert Frei
Zackenbarsch, Islas Medas, Costa Brava, Spanien, Mittelmeer
Die Zackenbarsche der Islas Medas vor der Costa Brava sind nicht scheu und kommen nah heran. Ein Traum für Fotografen! (Herbert Frei)

Zackenbarsch

Für viele Hobbyfotografen sind Zackenbarsche die ultimativen Großfische. Die Größe der Tiere schwankt je nach Art zwischen 30 Zentimetern und bis zu drei Metern Länge – und einem maximalen Körpergewicht von bis zu einer halben Tonne!  Das Fotografieren dieser Muskelmänner kann zu einem nervenaufreibenden Geduldsspiel werden, wenn die Tiere von einheimischen Fischern und Harpunierern gejagt werden.
Ganz anders in Tauchregionen mit Fischereiverbot: Hier werden Zackis sehr zutraulich, wenn sie das Gefühl haben, dass ihnen keine Gefahr droht. Zweifelsohne kommt man in UW-Parks am besten zum Schuss: Die Fische stehen dort wie Elitesoldaten im Riff. Ausgestoßene Luftblasen irritieren sie in keinster Weise.
Welche Objektive sollten UW-Fotografen verwenden? Wenn Zackenbarsche ihre Scheu verloren haben, sind sogar Fisheyebilder aus nächster Nähe mit oder ohne Taucher möglich. Ansonsten dominieren starke Weitwinkelobjektive, bei mittlerer Körperlänge (bis 1,5 Meter) kommt auch das Kit-Objektiv effektiv zum Einsatz. Kompaktfotografen sind mit dem internen Kamerazoom und einem Weitwinkelkonverter übrigens bestens bedient.
Blitzen ist bei den großen Exemplaren fast ein Muss, denn die massigen Fische besitzen häufig eine dunkel-gefleckte Körperoberfläche mit lichtschluckenden Schuppen. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn in den Weltmeeren tummeln sich auch gelbe, rote (siehe Foto) und goldfarbene Zackenbarsche. Die sind meist deutlich kleiner und wesentlich scheuer. Bei diesen Fischen muss man eher das Blitzlicht drosseln. Wenn die Fische das Sensorformat ausfüllen, funktioniert übrigens auch TTL-Blitzen. Zackis kommen nicht nur in tropischen Riffen vor: Auch im Mittelmeer und Atlantik tummeln sich die Brummer in den Naturparks (Estartit/Spanien, Madeira, Mallorca).

    Ungewöhnliche Perspektive: Napoleons kann man sehr gut im Hochformat von vorne ablichten (Herbert Frei)
Ungewöhnliche Perspektive: Napoleons kann man sehr gut im Hochformat von vorne ablichten (Herbert Frei)

Napoleon

Unter den Lippfischen ist der Napoleon mit über zwei Metern Länge und bis zu 300 Kilogramm der Superstar. Eine echte Wuchtbrumme – diese attraktiven Tiere gehören zu den beliebtesten Großfisch-Motiven. Der massige Körper ist mehr als imponierend, die Schuppenzeichnung atemberaubend, wenn Sonnenkringel und Lichtflecken darauf spielen. Wenn sie, wie an vielen Stellen im ägyptischen Teil des Roten Meeres an Taucher gewöhnt sind, lassen sich spektakuläre Bilder gestalten. Manchmal kommen sie so nah an den Fotografen heran, dass selbst ein Fisheye beim Scharfstellen an seine Grenzen kommt.
TTL-Blitzen ist gut möglich, weil die Oberfläche der Fische kaum reflektiert. Es ist eher so, dass man Licht zugeben muss, also TTL-blitzbelichten mit einer Pluskorrektur. Manuelles Blitzen kann ebenso etwas  kräftiger angegangen werden. Man muss hier allerdings etwas differenzieren, denn juvenile Napoleons sind heller als die adulten. Je älter die Fische sind, desto lichtschluckender sind die dunkelgrünen Schuppen.
Nahaufnahmen der Augen, der Lippen oder der Schuppenzeichnung sind beliebte Motive. Darauf sollten Sie achten: Wenn die Fische beim Gähnen und Fressen ihr Maul nach außen stülpen, bildet sich um den Fressapparat ein heller Rand, der beim Blitzen zur Überbelichtung neigt. Meist begegnet man den kleineren Exemplaren – diese Fische lassen sich sehr gut mit einem Standard-Kit-Objektiv (28–55-Millimeter) ablichten. Hier passt dann auch das Zoom einer Kompaktkamera sehr gut zur Größe des Fisches. Bilder mit Fisheyes sind immer spektakulär, wenn der Napoleon sehr groß ist und sehr nah heran-kommt. Auch Bilder mit dem Tauchpartner einplanen: Nur so können Betrachter die Dimensionen dieses hübschen Schwergewichts erkennen. Wegen ihrer Größe eignen sich Napoleons auch für Gegenlichtaufnahmen, als Silhouette oder mit Blitzlicht von unten gegen den Bauch. An manchen Spots kommen auch Schnorchler zum Schuss, denn die Fische zieht es ins Flachwasser, wo sie auf Fotografen zuschwimmen.
Napoleons findet man im Roten Meer, Indopazifik, Süd- und Ostafrika sowie im Südpazifik.

Stachelrochen, Rochen, Malediven, Indischer Ozean
Stachelrochen sollte man immer von vorne anschwimmen (Herbert Frei)

Stachelrochen

In der Familie der Stachel-rochen finden UW-Fotografen sehr unterschiedliche Motive, wie riesige, graue Stechrochen oder kleinere bunte Blaupunktrochen (rechts) – die größte Gemeinsamkeit ist, dass sie die meiste Zeit des Tages flach im Sand ruhen. Blaupunktrochen sieht man häufig im Roten Meer unter Korallenblöcken oder Tischkorallen. Große Stachelrochen lassen sich hauptsächlich in Seegraswiesen entdecken. Manchmal schauen nur die Augen heraus. Kompaktfotografen können sich hier wie in ihrem Element fühlen, denn das Kamerazoom ist perfekt für Kopfporträts. Systemkameras sollten mit einem Superweitwinkel oder einem Fisheye bestückt sein. Dann sind Bilder vom Tauchpartner mit Rochen möglich. Sehr wirkungsvoll ist ein Close-Up der Rochenaugen – richtig gut klappt das nur mit einem Tele-Makroobjektiv. Solche Bilder entstehen meistens aus einer Verlegenheitssituation, weil die Makrooptik für andere Zwecke montiert wurde. Vom Blaupunktrochen sind dann auch Muster der blauen Punkte realisierbar.
Vorsicht: Der Stachel eines Rochens kann tödlich sein. Man sieht den blitzschnellen Peitschenschlag des Schwanzes nicht kommen! Nur von vorn und nicht seitlich anschwimmen oder dicht über dem Rochen schweben – nie bedrängen. Rochen findet man weltweit in warmen Gewässern.

Die skurrilen Mondfische wirken am schönsten vor Blau (Wolfgang Pölzer)
Die skurrilen Mondfische wirken am schönsten vor Blau (Wolfgang Pölzer)

Mondfisch

In englischen Bestimmungsbüchern heißt der Mondfisch „Sunfish“ – egal, welcher Stern oder Planet Pate stand: Ihren Namen haben sie von ihrem scheibenförmigen Aussehen. Einige Exemplare sollen bis zu drei Meter groß werden. Die Flossen stehen dabei wie Schwerter ab. Das Maul ist gemessen an der Fischgröße winzig klein.
Mondfische kann man mit TTL blitzbelichten, weil die große Oberfläche eine sichere Registrierung der Messblitze in der Kamera möglich macht. Wenn die Sonne scheint und der Fisch dicht unter der Wasseroberfläche dahintreibt, kann man auch mit dem Umgebungslicht fotografieren. Sonne im Rücken ist aber Voraussetzung für solche Bilder.
Mondfische sind harmlose Quallenfresser, die sich hin und wieder an der Wasseroberfläche treiben lassen. Manchmal kann man sich ihnen ohne Mühe nähern, ein andermal geht das gar nicht. Kleine Exemplare sind scheuer als die großen. Aufgrund ihrer Größe kann man Mondfische mit dem Kit-Objektiv nur vernünftig fotografieren, wenn sie sich im juvenilen Stadium befinden.
Dasselbe gilt für Kompaktkameras. Die passenden Objektive wären Superweitwinkel und Fisheye. Deshalb muss ein Weitwinkelkonverter montiert sein! Insbesondere, wenn man den Partner mit auf dem Bild haben möchte.
Weil Mondfische nicht zu den schnellen Schwimmern gehören, schützen sie sich mit einer mehrere Zentimeter dicken und lederartigen Haut, die nicht mal Haie durchbeißen können. Obwohl die merkwürdigen Tiere bis 100 Meter tief tauchen, kann man sie mit etwas Glück auch beim Schnorcheln antreffen und sogar fotografieren. Viele Tauchbasen werben mit Mondfischsichtungen zu bestimmten Jahreszeiten. Die grauen Fische kommen auch im Mittelmeer vor. Vor Tamariu (Spanien) sieht man sie im Juni, sowie im Roten Meer und im Indischen Ozean. Ebenso anzutreffen sind sie in Mikronesien, vor Bali und im Atlantik.

Mehr Spannung geht nicht! Riesendrücker mit Taucherin dahinter (Wolfgang Pölzer)
Mehr Spannung geht nicht! Riesendrücker mit Taucherin dahinter (Wolfgang Pölzer)

Riesendrückerfisch

Wer im Roten Meer und auf den Malediven unter Wasser war, kennt den legendären „Pitbull der Meere“. Das knapp einen Meter lange Kraftpaket mit hochrückigem Körper hat ein Rambo-Image.
Solange er sein Gelege bewacht, ist es nicht ratsam, ihm mit der UW-Kamera nah auf die Schuppen zu rücken. Insbesondere nicht, wenn man nur eine winzige Kompakte zur Abwehr mit sich führt. Denn, wenn sich der Titandrücker bedrängt fühlt, wird es echt gefährlich. Explosionsartig startet er seinen ersten Angriff. Manchmal rammt er zuerst den Taucher, der einen dicken blauen Fleck kassiert. Wenn man sich dann nicht fix aus dem Staub macht, wird es unangenehm. Der „UW-Rambo“ verbeißt sich mit seinen Hauern in Armen, Beinen, Flossen und Jacket. Kamera als Schutz vors Gesicht halten und schnell das Weite zu suchen!
So brandgefährlich ist er allerdings nur in der Laichzeit. Außerhalb dieses Zeitfensters ist er die Freundlichkeit selbst und lässt sich mühelos fotografieren. Ein tolles Motiv ist der bullige, bunte Fisch mit seinen komischen Kulleraugen sowieso. Am besten mit dem Kit-Objektiv oder dem Kompaktkamerazoom ablichten. Makroobjektive sind eher für Kopfporträts oder kleinere Exemplare geeignet.
Wer mutig ist und etwas riskiert, kann auch mit dem Fisheye arbeiten, denn während der Bewachungsphase der Laichgrube kommt er dem Domeglas so nah, dass spektakuläre Bilder möglich sind. Aber beklagen Sie nicht sein Verhalten, wenn im Nachspiel ärztliche Hilfe benötigt wird. TTL-Blitzen ist gut möglich, weil der Fisch kaum reflektiert. Beachten Sie aber, dass der Sand um die Laichgrube unangenehm aufhellen kann. Dreidimensionale Motive ergeben sich am Riff mit dem Riesendrücker vorm Dome und dem Buddy im Hintergrund.

 

Alle Tipps und Tricks für perfekte Großfisch-Fotos finden Sie auf unserer Info-Grafik

Auf einen Blick: Foto-Tipps für Großfische (Grafik Sabine Timmann)
Auf einen Blick: Foto-Tipps für Großfische (Grafik Sabine Timmann)