Fotoschule

Zacki im Fokus

Martin Strmiska (aquasphere.sk)

T & F Martin Strmiska

Zackenbarsche sind große Lebewesen mit einem lustigen Gesicht und fast schon niedlichen Augen. Sie stehen stellvertretend mehr als jede andere Art für ein gesundes Riff-Ökosystem. Aufgrund ihrer schönen Färbung und ihrer interessanten Mimik können Zackenbarsche außerdem sehr »ergiebige Objekte« für die Unterwasser-Fotografie sein. Einst waren bestimmte Zackenbarscharten in allen Ecken unserer Ozeane zu finden. Heute sind Orte mit florierenden Zackenbarschpopulationen sehr selten geworden. Wenn sich Ihnen die Gelegenheit bietet, mit einem freundlichen Zackenbarsch zu interagieren und ihn zu fotografieren, nutzen Sie sie so gut wie möglich! Aus Erfahrung weiß ich, dass es nur zwei Kategorien von Zackenbarschbildern gibt, die zu überzeugenden Ergebnissen führen: ein präzises Porträt oder eine lebhafte Aufnahme des Verhaltens. Während es Glückssache ist, kämpfende, laichende oder fressende Zackenbarsche zu fotografieren, ist ein klassisches Porträt eine viel einfachere Aufgabe.     

Finden 

Das Finden eines »willigen« Zackis und der Aufbau einer gewissen Art Freundschaft mit dem Fisch sind bei Weitem das wichtigste Kriterium für den Erfolg. Normalerweise sind Zackenbarsche territoriale und dennoch recht scheue Tiere. Es ist nicht ihr natürliches Verhalten, Taucher zu begleiten. Aber sie sind neugierige und immer hungrige Kreaturen. Mancherorts bringen Taucher Futter mit, was die Fische dazu veranlasst, jeden vorbei schwimmenden Menschen genau zu untersuchen. Wir Fotografen können uns das zunutze machen, uns dem Tier auf kürzeste Distanz nähern und so Aufnahmen machen, die sonst nicht möglich wären.  
Tipp: Folgen Sie dem Zackenbarsch nicht. Tun Sie stattdessen so, als würden Sie nach Nahrung suchen. Graben Sie im Sand, schauen Sie unter die Felsen. Ihre Aktivität kann das Interesse des Zackenbarsches wecken und er wird sich Ihnen nähern, um zu sehen, was Sie tun.                 

Augenkontakt 

Ein Foto von einem Zackenbarsch ohne Augenkontakt ist ein Fehlschlag. Diese großen Augen erfordern eine starke visuelle Verbindung mit dem Betrachter des Fotos. Deshalb macht es keinen Sinn, auf den Auslöser zu drücken, wenn der Fisch nicht in die Kamera schaut.  
Tipp: Versuchen Sie, beide Augen zu erwischen. Wenn das Tier mit beiden Augen in die Kamera blickt, steigt die »Kommunikation mit dem Publikum« exponentiell! 

Der Winkel  

Richten Sie die Kameraparallaxe auf die Fischachse aus. Ganz gleich, ob Sie beide Augen in voller Frontalperspektive oder nur ein Auge in teilweise gedrehter Perspektive aufnehmen, vertikal müssen Sie sich auf gleicher Höhe mit dem Fisch befinden. Je mehr Sie von der perfekten Höhe abweichen, desto weniger aussagekräftig wird das Bild.  
Tipp: Vermeiden Sie es, von unten zu fotografieren, da dies den Fisch seltsam aussehen lässt. Wenn Sie sich für die symmetrische Frontalansicht entscheiden, warten Sie, bis sich beide Brustflossen weit geöffnet haben.    

Kamerakonfiguration 

Wählen Sie die Weitwinkel-Nahaufnahme. Je nach Größe des Fisches wollen wir auf kurze Distanz arbeiten (10 – 40 Zentimeter). Was bedeutet, dass ein Fish-Eye-Objektiv hinter einem Mini-Domeport eine perfekte Konfiguration ist. Manchmal kommt der Fisch zu nahe, da er von seiner eigenen Reflexion in der Kuppelöffnung angezogen wird.  
Tipp: Vermeiden Sie es, aus kürzester Entfernung zu fotografieren, da sich sonst das Maul des Fisches verformt und ein komisches Aussehen entsteht.       

Belichtung   

In vielen Ausgaben unserer »Making of«-Serie habe ich immer wieder auf die Bedeutung einer korrekten Belichtung des Hintergrunds hingewiesen, da ich die richtige Balance des Lichts im gesamten Bildausschnitt für wesentlich wichtig für die Fotografie halte. Da unser Hintergrund nur dem Umgebungslicht ausgesetzt ist, sollten wir zuerst Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert einstellen und erst dann die Blitzleistung entsprechend anpassen.  
Tipp: Probieren Sie längere Belichtungszeiten aus! Längere Zeiten (1/10s – 1/30s) helfen nicht nur bei der Belichtung des Hintergrunds, sondern können auch eine dramatische Bewegungsunschärfe erzeugen. Kombinieren Sie längere Verschlusszeiten mit bewusster Kamerabewegung. Durch Drehen oder Zoomen während der Belichtung lassen sich interessante Effekte erzielen.  

Blitz(ein)stellung

Da wir auf minimaler Entfernung arbeiten, müssen wir unsere Blitzgeräte nahe an der Kameraparallaxe positionieren (10 bis 20 Zentimeter vom Domeport). Um den Fisch richtig auszuleuchten, ist eine relativ geringe Blitzleistung erforderlich. Auch hier ist die Blitzleistung die letzte Variable, die eingestellt werden muss.  
Tipp: Achten Sie darauf, dass das Licht der Blitze nicht die Vorderseite des Fisches verfehlt. Wenn die Blitze zu »breit« positioniert sind, trifft das Licht auf den Körper des Fisches, während der Kopf unterbelichtet bleibt.   

Kamera- & Blitzeinstellungen

Aufnahmeort Navio Madeirense, Porto Santo/Portugal, Nov. 2016
Kamera Nikon D7200, Tonika 10-17 mm @10 mm, Subal-Gehäuse
Einstellungen F/8, 1/80s, ISO400
Beleuchtung Keine Stroboskope Pro160 @ 1/8 Leistung

Unser Experte

Martin Strmiska fotografiert bereits seit Jahren die Wunder der Unterwasserwelt und gibt seine Erfahrungen weiter. Mit seinen Aufnahmen hat er schon mehrere Preise und Auszeichnungen gewonnen (aquasphere.sk).