Medizin

Kontraindikationen fürs Tauchen: Tauchverbot? Nicht unbedingt!

Mit vielen Krankenheiten, die früher Kontraindikationen fürs Tauchen bedeuteten, lässt sich heute ins Wasser gehen.
Das Tauchen hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert, und das betrifft nicht nur die Ausrüstung. In dem Handbuch für Taucher von Hermann Stelzner ist folgendes nachzulesen: „Taucher sind Männer mit großer Muskelkraft und gesunden Organen (…). Es gibt keinen Beruf, der so hohe Anforderungen an körperliche Leistungsfähigkeit stellt, wie der Beruf des Tauchers. Nicht nur gelegentlich, sondern häufig.“ Zugegebenermaßen stammt dieses Zitat aus einem Buch von 1931. Allerdings verdeutlichen diese Zeilen auch den Wandel, der in der Tauchmedizin zu finden ist. Denn es haben sich nicht nur die Anforderungen an das Geschlecht und die Kraft deutlich verändert.

Tauchen nach Herzinfarkt

Bis vor einigen Jahren wurde ein Herzinfarkt von vielen Tauchmedizinern als klare Kontraindikation für die Ausübung des Tauchsports angesehen. Heute wird dies sehr viel differenzierter betrachtet. Ist ein Herzinfarkt eingetreten und pumpfähiges Herzmuskelgewebe verloren gegangen, ergeben sich zwei Fragen, die zur Beurteilung nicht nur der Tauchtauglichkeit beantwortet werden müssen: Wie groß ist die Gefahr eines zweiten Herzinfarktes? Wie groß ist die Einschränkung der Pumpfunktion? Beides lässt sich verlässlich aus dem Belastungs-EKG und der Ultraschalluntersuchung des Herzens ableiten. Ob dann getaucht werden kann oder nicht, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Wichtig zu wissen ist, dass das Herz Zeit bis zur stabilen Verheilung und Belastbarkeit benötigt. Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte daher erst nach zwölf Monaten wieder an das Tauchen gedacht werden und nur unter der Maßgabe, dass keine Einschränkung der Belastungsfähigkeit besteht. Zudem dürfen unter und nach Belastung keine Herzrhythmusstörungen nachweisbar sein. Nach einem Herzinfarkt müssen auch die neuen Dauermedikamente bei der Beurteilung der Tauchtauglichkeit beachtet werden. Sollte dann das Tauchen wieder geplant werden, muss man künftig beachten, dass vorhersehbar anstrengende, kalte und sehr tiefe Tauchgänge gemieden werden. Betroffene sollten möglichst nur entspannte Tauchgänge in Tiefen von 20 bis 25 Meter einplanen. Obwohl Tiefenbegrenzungen aus gesundheitlichen Gründen in der Regel strittig sind, haben die Limits in diesem Fall eine große Bedeutung: Zum einen sollen die Mengen freiwerdender Gasblasen reduziert werden, weil diese auch in die Herzkranzgefäße gelangen und eine entsprechende Symptomatik bei vorgeschädigtem Herzen verursachen können. Viel wichtiger ist es aber, dass mit zunehmender Tiefe die Atemarbeit und damit auch der Sauerstoffverbrauch deutlich steigen – das ist gefährlich!

Bis vor einigen Jahren wurde ein Herzinfarkt von vielen Tauchmedizinern als klare Kontraindikation für die Ausübung des Tauchsports angesehen. Heute wird dies sehr viel differenzierter betrachtet. Foto: fotolia
Bis vor einigen Jahren wurde ein Herzinfarkt von vielen Tauchmedizinern als klare Kontraindikation für die Ausübung des Tauchsports angesehen. Heute wird dies sehr viel differenzierter betrachtet. Foto: fotolia

Asthma

Auch Asthma-Patienten war lange das Tauchen grundsätzlich verwehrt. Dabei ist diese chronisch entzündliche Erkrankung der Atemwege behandelbar und lässt die Patienten ein weitgehend normales Leben führen. Sport ist in vielen Fällen möglich: Sportliche Spitzenleistungen mit Asthma sind auch aus der Presse bekannt. Bei Tauchern, die nur gelegentlich und bei Kontakt mit bestimmten Allergenen einen Asthma-Anfall erleiden, kann die Tauchtauglichkeit großzügig erteilt werden. Dazu müssen aber die auslösenden Faktoren bekannt und die Lungenfunktion im anfallsfreien Intervall normal sein.