Medizin

Tauchgangsplanung

Nein, diese Aussage ist mitnichten überholt. Von sehr vielen Dekompressionsphysiologen wird ein Tauchverhalten, bei dem Folgetauchgänge tiefer sind als die vorherigen Tauchgänge, nach wie vor als mit einem höheren Dekompressionsrisiko behaftet angesehen.
Die Meinung, dass dies überholt sei, ist inzwischen weit verbreitet, hat ihren Ursprung aber nicht auf einer wissenschaftlichen Untersuchung mit eindeutigem Ergebnis, sondern ist auf dem Boden einer "demokratischen Abstimmung" entstanden. Der Leiter einer amerikanischen Regierungseinrichtung, die zum Beispiel für Forschungstaucher und Unterwasserarchäologen zuständig ist, hat sich an der bekannten Empfehlung gestoßen. Der Grund: Diese Empfehlung erschwere den Tauchern die Arbeit und koste gegebenenfalls den Versicherungsschutz, wenn sie gegen die alte Empfehlung verstoßen. Ende der 90er-Jahre gab es dann einen Workshop, bei dem Betroffene sich über diese Thematik ausgetauscht haben, allerdings ohne dass es dekompressionsphysiologische Studien gab. Am Ende des Workshops fand dann eine "Konsensusbildung" statt – in Form der demokratischen Abstimmung. Seither geistert die Nachricht umher, dass es wissenschaftlich erwiesen sei, dass die alte Regel Unsinn ist. Und das stimmt eben so nicht.
Tatsächlich ist es so, dass mit modernen Tauchcomputern mit einem erträglichen Restrisiko nahezu jedes Tauchverhalten, wenn es nicht grob gegen die Dekompressionsphysiologie verstößt, möglich ist. Dennoch wird derzeit nach wie vor, ich erwähnte es eingangs, von vielen Dekompressionsphysiologen ein geringeres Risiko gesehen, wenn mit dem tiefsten Tauchgang begonnen wird.