Praxis Wissen

Ohrenpflege: Ultimative Tipps für gesunde und tauchbereite Lauscher

Sie werden bei jeder Aktivität im Wasser besonders beansprucht: unsere Ohren. Was können wir tun, um sie vor, während und nach dem Tauchen zu pflegen und zu schützen?

Shutterstock

Die meisten Unterwassersportler habe es schon mal erlebt, vor allem, wenn man häufig taucht. Gerade auf Tauchsafaris mit mehreren Tauchgängen pro Tag geschieht es immer wieder: Die Ohren schmerzen. Wir haben mit unserem Mediziner Prof. Dr. Claus-Martin Muth gesprochen, welche Gründe es gibt, und was man im Vorfeld gegen diese Probleme tun kann. Zusätzlich auch, wie man sich während des Tauchens ohrenschonend verhält, was man nach dem Tauchen beachten sollte und was man tun kann, wenn es denn doch mal zwickt.

Vor dem Tauchen

Prof. Dr. Muth stellt direkt am Anfang klar: »Druckausgleichsprobleme haben nur sehr selten, sogar fast nie etwas mit verschmutzten Ohren zu tun. Dennoch ist es wichtig, die Ohren von Zeit zu Zeit professionell reinigen zu lassen, denn der äußere Gehörgang muss gepflegt werden. Durch ständige Feuchtigkeit und Nässe quillt die Haut im Außenohr auf. Das macht sie anfällig. Sie muss gepflegt werden.«

Der Mediziner rät dringend davon ab, sich selber irgendetwas in die Ohren zu stecken. Also: keine Wattestäbchen (Q-Tips), keine Taschentücher und erst recht keine mechanischen Geräte oder Ohrduschen in das Ohr einführen. Wattestäbchen schieben das Ohrenschmalz in das Ohr hinein. Sie verstopfen, so Prof. Dr. Muth, den äußeren Gehörgang. Der zusammengeschobene Zerumen (medizinischer Fachbegriff für Ohrenschmalz) wirke dort wie ein Pfropfen und habe dann die gleiche negative Wirkung wie Ohrenstöpsel, die beim Tauchen tabu sind.

Nicht benutzen! Wattestäbchen sorgen eher für Ohrenprobleme, als dass sie diese lösen. Das sollte inzwischen allgemein bekannt sein. Das zusammengeschobene Ohrenschmalz verstopft den äußeren Gehörgang. Hohlräume entstehen, was die Gefahr von Barotraumata erhöht.

Schlimmer noch seien mechanische Bestecke. Die Gefahr, die empfindliche Schleimhaut im äußeren Gehörgang damit zu beschädigen, sei sehr groß. Damit riskiere man unnötigerweise eine Ohren-Infektion.
»Für die meisten Menschen empfehle ich: Gehen Sie ein bis zwei Wochen vor Abflug zu Ihrem Hals-Nasen-Ohren-Arzt (HNO). Lassen Sie sich die Ohren dort professionell reinigen.

Das kann häufig einfach über die Krankenkassenkarte als individuelle Gesundheitsleistung abgerechnet werden.« Was durch schmutzige Ohren hervorgerufen wird, erklärt Prof. Muth, der selbst Tauchlehrer ist, ebenfalls: »Viele kennen das Gefühl nach dem Tauchen im Ohr: Es fühlt sich an, als sei noch Wasser drin. Das ist meist nicht der Fall. Es handelt sich um aufgequollenes Ohrensekret. Am nächsten Tag, wenn das Material im Ohr getrocknet ist, ist das Gefühl wieder weg,« der Arzt.

Das sei lästig, könne aber sehr gut mit einer ordentlichen Reinigung der Ohren verhindert werden. Laut Prof. Dr. Muth gibt es einige wenige Menschen, deren Gehörgänge trockener sind als die anderer. Vor allem diese sollten ihre Ohren vor dem Urlaub von einem HNO-Arzt untersuchen lassen. Der Tauchmediziner empfiehlt hier eine Ohren-Inspektion plus gründliche Reinigung.

Was hilft bei verstopften Ohren? Professionelle Ohrreinigungen durch den HNO-Arzt.

Während des Tauchens

Hier lässt sich ein einziger, aber sehr wichtiger Punkt festhalten: Machen Sie Ihren Druckausgleich so früh und so häufig wie möglich. Den ersten schon vor dem Abtauchen! Wer immer wieder Probleme mit Ohren-Entzündungen hat, dem empfiehlt Prof. Muth die Maske Proears, die die Ohren ebenfalls bedeckt. Da der Mediziner selbst gelegentlich mit dem Problem zu tun hat, nutzt er sie ebenfalls und empfiehlt aus Erfahrung. Wichtig: unbedingt deren Bedienungsanleitung lesen.

Nach dem Tauchen

Taucharzt Prof. Dr. Muth erläutert: »Der äußere Gehörgang ist mit einem schützenden Fettfilm ausgekleidet. Ständiges Wässern wäscht diesen Fettfilm aus. Das Ohr verliert so einen wichtigen Schutz.« Daher solle man, je nachdem, in welcher Art von Gewässer man tauchen war, folgendermaßen vorgehen:

➜ Im Süßwasser: Hier ist am wenigsten Pflege vonnöten. Am besten ist es, die Ohren mit einem Fön zu trocknen, der niedrig temperiert ist.

➜ Im Salzwasser verhält es sich anders: Trocknet das Salzwasser im Ohr, bleibt eine Salzkruste übrig. Dieses Salz trocknet wiederum die Schleimhaut aus, und der Schutz geht verloren. Am besten nimmt man Trinkwasser (kein Leitungswasser) und spült damit vorsichtig die Ohren aus. Dann trocknet man sie mit einem lauwarmen Fön nach.

Immer wieder hört man, dass man zur Pflege auch Olivenöl ins Ohr träufeln könne. Dazu Prof. Dr. Muth: »Das ist grundsätzlich nicht falsch, denn damit stellt man den verlorengegangenen Fettfilm wieder her.« Dennoch solle man sich das Olivenöl in der Apotheke kaufen. Denn dann ist es erstens steril, und zweitens erhält man dazu eine Pipette, mit der man das Olivenöl optimal ins Ohr dosieren kann. Generell gehe jedoch auch jedes milde Öl. So könne man ebenso gut Babyöl oder Rosenöl benutzen.

Der äussere Gehörgang ist mit Schleimhäuten ausgekleidet. Wenn deren Fettfilm zerstört wird, wird der Bereich anfällig für Entzündungen.

Was hält der Mediziner von den speziellen Tauchohrentropfen? Diese empfiehlt Prof. Muth nur den sehr ohrenempfindlichen Menschen. Denn darin seien Alkohol und Essig enthalten, was wiederum die Gehörgänge reizen könne. Tendenz: eher weglassen.

Weiterhin erklärt er, es mache überhaupt keinen Sinn, antibiotische Ohrentropfen prophylaktisch anzuwenden. Denn diese zerstören den natürlichen Bakterienfilm im Ohr, der ebenfalls eine wichtige Schutzwirkung besitzt.

Sollte eine Entzündung im äußeren Gehörgang entstehen, helfen Floxal-Augentropfen. In deren Beipackzettel stehen Ohren-Entzündungen ebenfalls als Anwendungsgebiet. Sollte man sich ein leichtes Barotrauma zugezogen haben, muss unbedingt eine Tauchpause von mindestens drei Tagen eingehalten werden, sagt der Mediziner.

Um das Abfließen von Sekret im Mittelohr zu erleichtern, darf dann gern auch Nasenspray benutzt werden. Dessen abschwellende Wirkung auf die Schleimhäute erleichtert den Heilungsprozess.