Praxis

Platsch: Ein- und Ausstieg aus einem kleinen Boot

Für viele Taucher ist der Einstieg ins Nass von einem kleinen Beiboot aus mit Kribbeln im Bauch verbunden, fühlt man sich doch wie irgendeine Spezialeinheit, wenn man rückwärts ins Wasser platscht. Wir zeigen, wie dies klappt und wie man wieder zurück ins Boot kommt.

Benjamin Schulze

Schlauchboote sind extrem nützliche kleine Helfer. Sie bringen uns nahe an einen Tauchspot heran. Oder sie holen uns ab, wenn wir geplant oder ungeplant einen Drifttauchgang gemacht haben. Der Ein- und Ausstieg ist kein Hexenwerk. Wie die meisten Dinge im Tauchsport sollte man auch diese Aktion üben.

Der Einstieg ins Meer, insbesondere bei kräftigen Wellen weit draußen über einem spannenden Tauchplatz, ist ein aufregendes Manöver – selbst erfahrene Taucher spüren dabei oft ein Kribbeln im Bauch. Umso wichtiger ist es, dass Handgriffe, Körperhaltung und die Ausrüstung optimal eingeübt sind. All das lässt sich im Vorfeld trainieren.

Für dieses »Üben« muss man nicht zwingend die Wulst eines Schlauchboots zur Verfügung haben. Zur Not reicht selbst das 1-Meter-Brett im Schwimmbad oder ein Steg in einem See.

Die kleinen Boote haben eines gemein: Platzmangel. Häufig legt man daher das Tauchgerät schon vorher an. Etwas größere Boote bieten Befestigungsmöglichkeiten. Dort wird das Tauchgerät fest verzurrt und wenn es soweit ist an Bord angelegt. Kommunikation ist gefragt, damit jeder sein Gerät und seine Flossen in Ruhe anlegen kann. Im Optimalfall sitzen die Buddyteams gegenüber. So kann vor dem Einstieg noch einen kurzer gegenseitiger Check stattfinden.

Sehr wichtig: Blei niemals während der Bootsfahrt tragen, wenn man keine Flossen an hat. Denn sollte man mit Bleigurt aber ohne Flossen versehentlich ins Wasser fallen, muss man unangenehm strampeln und ziemlich wahrscheinlich den Bleigurt abwerfen, damit man nicht absäuft. Der ausgefallene Tauchgang wegen eventuellem Bleimangel ist dann nur das kleinere Übel.

Doch wie fällt man nun gewollt und gekonnt ins Wasser? Die Rückwärtsrolle stellt selbtsverständlich den klassischen Einstieg dar. Wir beschreiben sie unten anhand einer Bilderreihe. Sie wird in den meisten Fällen praktiziert. Bei sehr wenig Platz, relativ ruhigen Oberflächenbedingungen und wenig Strömung kann man das Jacket auch ins Wasser rutschen lassen und hinterher ins Wasser gleiten.
Das Anlegen des Tauchgeräts und ein kurzer Buddycheck kann dann dort erfolgen. Wer mit Rückenproblemen kämpft, wird diese Methode ohnehin befürworten. Das Prozedere ist für alle vor allem dann nützlich, wenn man möglichst geräuschlos ins Wasser möchte. Beispielsweise, wenn man scheue Tiere wie Delfine nicht verscheuchen möchte.

1.) Am besten sitzt man sich gegenüber und fällt dann auf ein gemeinsames Zeichen als Buddyteam ins Wasser. So wird verhindert, dass sich das Boot sich stark zu einer Seite neigt. Wichtig: Schläuche, Instrumente und Kameras sollten im vorderen Bereich der Taucher sichtbar und eng am Körper fixiert werden. Es wäre ungünstig, wenn sich ein Finimeter irgendwo verheddert, wenn man von Bord kippt.
2.) Etwas Luft ins Jacket. Die Tauchflasche wird nun über die Gummiwulst geschoben. Das Kinn nimmt man auf die Brust. Man fixiert Atemregler und Maske mit Arm und Ahnd. Dann kommuniziert man mit dem Bootsführer, ob der Einstieg hinter einem frei ist und ob der Zeitpunkt gerade günstig ist. Der Körper wird nach hinten verlagert, dabei kreuzt man die Flossen. Mit gespreizten Beinen läuft man Gefahr, seinen Nachbarn uncharmant abzuräumen. Mit angewinkelten Knien kippt man nach hinten. Platsch! Im Wasser angekommen: Orientierung in Richtung Wasseroberfläche. Auf dem Boot möchte man wissen, ob alles okay ist. Ist dem so, bitte das OK-Zeichen geben.
3.) Die Alternative ist, das Tauchgerät im Wasser anzulegen. Dazu das aufgeblasene Jacket ins Wasser gleiten lassen.
4.) Dann geht es mit angelegten Flossen, Bleigurt und Maske hinterher. Das Anlegen des Jackets im Wasser sollte auch vorab geübt werden. Dabei immer alle Gurte weit öffnen, mit dem Gesäß auf‘s Jacket setzen und hinein rutschen. Im Liegen kann man ruhig seine Schnallen festzurren und schließen. Dann werden die Schläuche verstaut. Ein kurzer Check vom Buddy sollte auch hier noch drinnen sein.
5.) Der Wiedereinstieg nach dem Tauchgang ins Schlauchboot ist für viele eine Plackerei. Zwei Dinge sind hier wichtig: Flossen anlassen. Gerät ablegen und schon mal der Bootswache (oder anderen Tauchern an Bord) angeben. Ausrüstung wie Kamera und Bleigurt etc. sollten Sie vorher der Bootscrew übergeben. Zudem hilft es, wenn es ein Seil gibt, an dem man sich hochziehen kann.
6.) Dann sollte man mit ein paar kräftigen Flossenschlägen für Schub sorgen und sich gleichtzeitig am Seil hochziehen. Das sollte mindestens den Bauch über den Rand des Schlauchboots bringen, sodass jemand an Bord den Taucher ganz hinauf auf‘s Boot ziehen kann. Vielleicht schaffen Sie es ja aus eigener Kraft.
7.) Mit ein wenig Übung bekommt man diese Aktion mit mehr Eleganz hin, als es ein Walross je schaffen würde.