Reportage

Plädoyer für den See

Unser Autor hat das »Kaltwasser«-Tauchen neu entdeckt und nimmt Sie mit zu einem Tauchtag am See, bei dem die gesamte Familie auf ihre Kosten kommt.

Martin Steinmeier

TEXT & FOTOS: MARTIN STEINMEIER

In den letzten Jahren war es nicht einfach oder teilweise nicht einmal möglich, das Meer oder spezielle Tauchspots zu erreichen. Was tun? Das Tauchgerödel im Keller einmotten und auf bessere Zeiten warten? Oder schauen, was man vor der Haustür unter Wasser ergründen könnte? Die Taucher sind unterschiedlich mit der Zeit der Reisebeschränkungen umgegangen. Die einen tauchen schon immer überall und vorwiegend in heimischen Gewässern. Die anderen lehnen Tauchen im Süßwasser grundsätzlich ab.

Eine dritte Gruppe war zwar mal im süßen Nass aktiv, aber irgendwie dann nicht mehr. Werfen wir einen Blick auf diese dritte Gruppe: Taucher, bei denen der heimische See oder Fluss in Vergessenheit geraten ist. Und schauen wir mal im Südwesten von Deutschland nach, was es da so an Abtauch-Möglichkeiten gibt.

Wer suchet, der findet

Entlang des Rheins bis an die Schweizer Grenze gibt es viele Seen und Möglichkeiten, im Süßwasser zu tauchen. Aber nicht in jedem Gewässer ist das Tauchen erlaubt. An der einen oder anderen Stelle benötigt man dafür eine Anmeldung, Tageskarte oder Jahreskarte. Teilweise sind die Gebühren bei privaten Anbietern oder Tauchbasen zu entrichten, in der Regel aber eher bei den lokalen Gemeinden. Hier gibt es gestempelte Zettel mit der Autonummer hinter der Windschutzscheibe oder einen bußgeldähnlichen Bescheid, den man im Vorfeld bezahlen muss.

Manchmal ist es auch einfach nur eine Parkplatzgebühr. Ja, man sollte sich an die Regeln halten. Denn es wird kontrolliert. Wir wollen ja nicht, dass noch mehr Seen schließen, oder das Tauchen verboten wird. Leider nehmen die spontanen kostenlosen Möglichkeiten zunehmend ab. Die Voranmeldungen oder Gebühren werden zur Regel. Die Gewässer für die Tauchausbildung wurden auch weniger, und so sammeln sich die Unterwassersportler an den bekannten Hotspots, wo die Sicht meist schlechter ist. Aber es gibt sie noch, die Seen mit Taucher-Einstieg, kleinem Badestrand und wenig Trubel.

MEHR VON DIESEM AUTOREN? HIER GEHTS LANG!

Familientag

Der Südwesten von Deutschland hat hier viel zu bieten. Mit etwas Recherche findet man mit Wasser gefüllte Steinbrüche mit glasklarer Sicht und einem Feeling wie im Mittelmeer. Oder auch kleine Tümpel, in denen man mit geschärftem Blick das ein oder andere Highlight entdecken kann. Also erst einmal rein ins kühle Nass! Siehe da: Aus der Not heraus findet man sich so im Süßwasser wieder und beginnt, das in Vergessenheit Geratene wieder lieben zu lernen.

Aber nicht nur das. Denn die Kinder sind mittlerweile größer geworden, und die Lust auf überfüllte Freibäder hält sich auch bei ihnen in Grenzen. Daher morgens die ganze Familie eingepackt und ab an den See! Mit im Gepäck Neoprenhüllen und Schnorchel- oder Tauchmasken für alle. Je nach Laune noch etwas Luxus mit Kühlbox, Sonnenzelt, Campingtisch und -Stühlen. So wird aus dem Tauchtrip am See ein rundum gelungener Familientag! Mama nutzt die Chance auf ein entspanntes Sonnenbad.

Die Kiddies schnorcheln und toben im Wasser. Und Papa taucht zwischendurch mal eine Runde ab. Nach dem Tauchgang werden die Atemregler okkupiert und die Tauchflasche an der Wasseroberfläche als »Schnorchelhilfe« eingesetzt. Die Kinder lassen sich nur von der Kälte aus dem Wasser treiben und lieben die Suche nach Fischen und sonstigen Lebewesen, die es im See zu entdecken gibt.

Die Highlights im Flachwasser sind die großen Krebse. Wenn zwischen den Wasserpflanzen dann auch noch ein fetter Hecht seiner Beute auflauert, kommt der Nachwuchs aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Für Gesprächsstoff sorgen normalerweise aber eher die Sonnen- und Flussbarsche oder Rotfedern, die im Flachwasser hin und her flitzen.

Natur näher bringen

So ein Familientag macht auch dem »Gruppe 3-Taucher« Freude. Denn alle sind entspannt und können die Stunden am See auf ihre Weise genießen. Vorbei die Zeiten, als man versuchte, möglichst lang oder tief im Wasser zu bleiben. Das Motto heute heißt: relaxt mit Kind und Kegel im sonnigen Flachwasser flosseln.

So stellt man plötzlich fest, dass es ein Fehler war, das Tauchen im Süßwasser auf ein Minimum zu begrenzen. Mit ein wenig Gefühl dafür, wann die Sicht im Gewässer gut ist, was sich meist an Wasserstand, Wetter und Jahreszeit ableiten lässt, kann nichts schief gehen. Ach so, ein Grill sollte natürlich auch nicht fehlen. Die Nähe zur Natur und die Ruhe kommt allen in der Familie  zugute. Vor allem aber die Kinder werden so sensibilisiert, die Natur zu schützen und sie mit allen Sinnen zu erleben.

Genügend Abwechslung

Haben Sie Lust bekommen, wieder mehr Zeit an und in heimischen Gewässern zu verbringen? Prima! In der nächsten Ausgabe verraten wir Ihnen, warum auch »Papa« die Truppe am liebsten jedes Wochenende zum See fahren möchte. Und warum die Speicherkarte der Unterwasserkamera dort ganz schön gefordert wird.