Andreas Sohn hat beim Abtauchen Probleme mit dem Druckausgleich – das führt dazu, dass beide auf- und abpendeln (Fehler 2). Nach einiger Zeit klappt es aber – nur dann saust sein Sohn in die Tiefe wie ein nasser Sack. Andreas bekommt einen großen Schreck und versucht, seinem Sohn zu folgen. Gar nicht so einfach: Durch die aufsteigenden Atemblasen und die Hektik sieht er gar nichts mehr (Fehler 3). Das Ganze wird immer schlimmer, denn jetzt kommen die beiden in eine starke Gegenströmung.
Es dauert länger als eine Viertelstunde bis das Buddy-Team wieder zusammen ist. Der Guide, der mehr auf seine Gruppe fixiert ist, merkt erst spät, dass die beiden nicht gut klarkommen. Er bittet seine Gruppe zusammenzubleiben und zu warten und taucht den beiden hinterher.
Dann, beim Blick auf das Finimeter, kann der Tauchlehrer seinen Augen kaum trauen: Keine 20 bar mehr in der Pressluftflasche! Er reicht den Oktopus und zeigt Andreas an, aufzusteigen; Tauchgangsabbruch. An der Oberfläche kann Andreas sein Jacket nur noch mit dem Mund aufblasen. Dann schwimmen die beiden zum Boot. Durch die Hektik hat der Anfänger die Flasche nach nur 20 Minuten leergeatmet – und nicht auf seinen Finimeter geachtet (Fehler 4). Nur im Buddy-Team tauchen? Das war zu viel für die Anfänger!
Fehler 1: Hier hat der Guide alles andere als umsichtig reagiert. Blutige Anfänger sollte man bei einem Bootstauchgang in einem fremden Revier auf gar keinen Fall allein tauchen lassen.
Fehler 2: Spätestens beim Druckausgleich-Problem hätten beim Tauchlehrer die Alarmglocken läuten müssen. Seine Reaktion: Er taucht mit seiner Gruppe davon.
Fehler 3: Neulinge sind mit sich selbst genug beschäftigt. Anderen können Sie kaum helfen – als weiterer neuer Stressfaktor kommt auch noch Strömung dazu!
Fehler 4: Andreas hatte sein Finimeter vollkommen vergessen – aber so etwas passiert Anfängern. Für die Kontrolle sind Guides da!
EXPERTENTIPP
„Atemgas überprüfen!“
„Hier hat sich ein kleines Problem in eine gefährliche Ohne-Luft-Situation verwandelt. Bootstauchen, freier Abstieg, Strömung –und dann noch ohne Guide tauchen? Obwohl Open-Water-Diver befähigt sind, selbstständig im Buddy-Team zu avision die bessere Lösung gewesen. Wenn man von einem Boot taucht, ist das Benutzen einer Abstiegsleine hilfreich. Es ist leichter, zusammenzubleiben und die Tiefe sowie den Abstieg zu kontrollieren. Eine Möglichkeit, einen zu schnellen Abstieg zu vermeiden, ist das Überprüfen der korrekten Bleimenge. Das Tragen von zuviel Gewicht könnte hier eine Rolle gespielt haben. Der Stress und die Anstrengung führen in der Konsequenz zu einem extrem hohen Luftverbrauch. Eine Leistungsanforderung beim neuen PADI-OWD-Kurs lautet: ,Zeige deinen Atemgasvorrat mit einer maximalen Abweichung von 20 bar an, ohne zur Kontrolle auf den Finimeter zu schauen.‘ So werden Tauchschüler von Anfang an dazu angehalten, ihren Druckmesser zu kontrollieren und ein Gefühl für die Atemgasmenge zu entwickeln. Ebenso sollten Taucher ihren Luftverbrauch bei der Planung berücksichtigen. Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Situation glimpflich für die Taucher ausging. Es hätte ganz anders kommen können, wenn der Guide nicht den Finimeter kontrolliert hätte. Daher: Nicht zu viele neue Dinge vor einem Tauchgang ausprobieren. Und immer wieder den Atemgasvorrat kontrollieren! Weiterführendes Training, wie Spezialkurse hätte beiden sicherlich geholfen.“
Chris Heitkemper, PADI, Training Consultant Management