Reise Reiseberichte

Tauchen im Schatten der Vulkankegel

Ankunft Aiport, St. Lucia. 17:50 Uhr. Direkt am Eingang begrüßt uns der Fahrer George mit einem holprigem „Bozu“. Während wir noch verdutzt überlegen, ob er „Bonjour“ meinte und warum er uns für Franzosen hält, sitzen wir auch schon im klimatisierten Kleinbus. Wie in der Karibik üblich auf Kühlschranktemperatur geregelt. Während der frostigen 90-minütigen Fahrt zum Anse Chastenet Resort bleibt ausreichend Zeit für erste Insel-Impressionen: „Piton?“, fragt George und verteilt ein paar Flaschen des Local-Beers, das nach dem Wahrzeichen der Insel gebrandet wurde: Die Vulkankegel zieren sogar das Etikett.

Die kurvenreiche Fahrt führt entlang kleiner Dörfer mit klangvollen Namen wie „Sapphire“ oder „Choiseul“ und wechselt mit schmalen Strandabschnitten. Direkt neben der Straßenbahn werden gegrillte Maiskolben verkauft – ältere Männer sitzen in den Hauseingängen und flechten Körbe aus Palmenwedeln. Bunte Häuser, aber auch teilweise sehr einfache Bretterbuden zeigen deutlich den Entwicklungsland-Status der Insel. Auch die Frage nach seinem Slang antwortet er nur flapsig „Das ist Patois, ein französisch-englischer Creole-Mix der Antillen.“ Während der Kolonialzeit hat St. Lucia vierzehnmal den Besitzer gewechselt. Franzosen und Engländer waren hier im Dauerclinch. „Bullshit man!“, brüllt er aus dem Fenster und hupt, weil ein verrosteter Pickup vor ihm ohne zu blinken einfach stehenbleibt. „Das ist auch Patois und passt immer“, gaffelt George. Und während er weiter seinen kurzweiligen Sprachkurs hält und uns durch die dichten, tropischen Regenwaldlandschaften kurvt, kommen die blumigen Beschreibungen von St.Lucia-Touristen in Erinnerung: Jeder, der diese Insel besucht hat berichtete mir wie wunderschön und zauberhaft es hier sei. St. Lucia ist unglaublich grün und undurchdringlich – ähnlich wie Dominica. Links und rechts neben der Straße wachsen feuerrote Helikonien und bunte Tropenpflanzen, die man in Hamburg bei Edelfloristen kaufen kann, wie Unkraut. Nach der Fahrt durch das schmucklose Soufriere führt eine zehnminütige steile Ruckelpiste zum Resort. Und da sind sie endlich zu sehen: Die Pitons. Der Anblick der beiden grünen Vulkankegel, die sich aus dem grünen Regenwald recken ist magisch. Hier vom Anse Chastanet Resort und Jade Mountain aus kann man von fast von jedem Zimmer aus diesen Ausblick genießen. Beinahe unwirklich sehen sie aus. Wie gemalt. Ganz versteckt liegt das Resort an der südlichen Karibikküste im landschaftlich schönsten Teil der Insel. Bei der Gestaltung legten der russisch-kanadische Architekt Nick Troubetzkoy und seine deutsche Frau Karolin besonderen Wert auf die Harmonie mit der Natur: Es gibt keine Fenster, Klimaanlagen, Fernseher und Telefone – nur Ventilatoren.  Alles ist offen gebaut. „Auch von WLAN musste der Architekt überzeugt werden, weil er wollte, das die Gäste die Natur genießen können und nicht auf ihre Smartphones starren“, sagt Hotel-Manager Edgar Krohn. Auch die Möbel wurden individuell entworfen und von lokalen Handwerkern aus dem Holz von Teak, Mahagoni, Zedern oder Brotfruchtbäumen gefertigt. Casuarina Suite verfügt sogar über einen eigenen großen Pool mit Aussen-Terrasse inmitten der tropischen Vegetation. Zur Hotelanlage gehören drei Restaurants und Bars inmiiten tropischer Vegetation oder direkt am Strand. Selbst ein vegetarisches/veganes Restaurant gibt es. Die Früchte, Gemüse – Kakao und bald Kaffee wird auf der eigenen Plantage in Bioqualität hergestellt. In der eigenen „Chocolate Laboratory“ im Jade Resort kann man diese Spezialitäten probieren und kaufen – lecker!

Doch nun sind wir gespannt auf die Tauchspots: 100 Stufen führen zur Tauchbasis am Strand. Aber zum Glück gibt es Shuttles direkt zum Strand – also keine Schlepperei. Der deutsche PADI-Tauchlehrer Bernd Rac begrüßt uns und macht eine kleine Führung durch die Basis: Gute Leihausrüstung, sauberer Kompressorraum, komfortable Tauchboote – passt! Zuerst geht es zum Check-Dive ans Hausriff. Der Grund ist die teilweise sehr starke Strömung. Sicherheit ist den Machern wichtig, deshalb wollen Sie ein paar Skills von den Tauchern sehen. Bei den Tauchgängen ziehen die Guides ständig eine Taucherboje hinter sich her. Leider regnet es unaufhörlich. Zwar meist nur eine halbe Stunde – aber mehrmals am Tag. Die Sicht ist dadurch nicht berauschend und das Wasser grünlich gefärbt. Aber nach den ersten Tauchgängen erleben wir trotzdem, was für eine wundervolle Unterwasserwelt St. Lucia zu bieten hat: Schwämme, Elchhornkorallen, Fächergorgonien und Fassschwämme in gigantischen Dimensionen. Wir finden viele große Langusten und Krebse, die sich teilweise in den Tonnenschwämmen verstecken. Was ist das? Ein Krake! Ein Wunder, das sich dieser Tintenfisch bei den unzähligen Versteckmöglichkeiten blicken lässt. Neben den üblichen Verdächtigen am Riff wie Doktor-, Kaiser- und Drückerfischen beeindrucken die schönen Unterwasserwelten. Das i-Tüpfelchen des Tauchgangs ist ein gepunkteter Adlerrochen – leider zu weit entfernt für ein schönes Foto. Beim Auftauchen hat man immer die Pitons im Visier. Die Spots sind keine zehn Minuten von der Basis entfernt. Klasse: Kurze Wege, keine langen Bootstouren. Nach dem Driftdive beim Spot mit passendem Namen „Supermans-Flight“ lassen wir uns in „Fairyland“, und dem „Turtle Reef“ verzaubern. Der marine Reichtum ist großartig. „Das Geheimnis für den Fischreichtum und die heile Korallenwelt ist der Marinepark, der direkt vor der Basis beim eigenen Hausriff beginnt“, erläutert Bernd. Nach dem in den Jahren nach 1990 immer weniger Fisch gefangen wurde, einigten sich Fischer, Tourismusindustrie und Umweltschützer darauf, Meeresschutzgebiete um St. Lucia einzurichten. Schon seit Jahren werden die Riffe vor überambitionierten Fischern und Rüpel-Tauchern geschützt. Handschuhe und Messer sind übrigens tabu! Die Guides achten streng auf die Einhaltung der Regeln. Etwa ein Drittel des Korallenriffs um St. Lucia steht sogar unter absolutem Schutz: In diesem Gebiet darf weder gefischt, getaucht noch gebadet werden. Morgen ist das Wrack „Lesleen M“ und die Piton Wall geplant. Hoffentlich spielt das Wetter mit! In drei Tagen gehts weiter Richtung Castries zu den Sandals im nördlichen Teil der Insel.
Michael Krüger

2. Blog St. Lucia von Michael Krüger „Karibischer Regenwald und magische Riffe“
https://tauchen.de/reise/reiseberichte/st-lucia-karibischer-regenwald-und-magische-riffe/

3. Blog Grenada von Michael Krüger „Zauberhaftes Spice-Island“
https://tauchen.de/reise/reiseberichte/grenada-zauberhaftes-spice-island


Tourist-Info

Saint Lucia Tourist Board, Tel. 06172 – 4994 138 www.stlucia.org

Unterkunft

Anse Chastanet Resort, Tel. 001/758/459 70 00, www.ansechastanet.com
Jade Mountain, Tel. 001/758/459 40 00, www.jademountainstlucia.com

Tauchbasis
Scuba St. Lucia, Tel. 001/ 758/459 77 55, www.scubastlucia.com