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Interview mit Louisa Dellert: Aktivistin für das Gute

TAUCHEN: Seit wann bloggst du und wie bist du zum Bloggen gekommen? 


Louisa Dellert: Ich habe mich vor fünf Jahren bei Instagram angemeldet, weil ich mich zu dick gefühlt habe und abnehmen wollte. Mein Account drehte sich also zunächst um Fitness. Irgendwann war ich im Urlaub und wollte ein schönes Unterwasserbild von mir haben. Da sah ich, dass überall um mich herum Plastik und Müll im Wasser trieb. So bin ich zum ersten Mal mit dem Thema Nachhaltigkeit in Berührung gekommen. Ich fragte mich, woher das kommt und was ich dazu beitragen kann, dass es eben nicht mehr im Meer schwimmt. Das war der Anfang meiner Nachhaltigkeit. 



Wie äußert sich die in deinem Alltag? 


Louisa Dellert: Zunächst einmal muss ich sagen, dass auch ich nicht perfekt bin. Das muss auch nicht das Ziel sein. Aber für mich hat sich sehr viel verändert. Früher habe ich zum Beispiel nie auf dem Wochenmarkt eingekauft, aber jetzt achte ich sehr darauf, welche Lebensmittel ich einkaufe. Ich habe früher auch alles, jedes einzelne Brötchen, in Plastik verpackt. Das mache ich mittlerweile natürlich nicht mehr. Ich stelle unter anderem mein Waschmittel, feste Seifen und Geschirrspülpulver aus Natron, Soda, ätherischen Ölen und etwas Salz selbst her und fahre innerhalb Deutschlands Zug, statt zu fliegen. Ich benutze auch spezielle Waschbeutel, die in der Maschine das Mikroplastik von Klamotten auffangen, damit es nicht ins Abwasser gelangen kann.

Louisa Dellerts Apell: Wer Plastikmüll findet, sollte ihn einsammeln, entsorgen und über die Thematik mit Freunden sprechen. (Foto: L. Dellert)


Ein komplett plastikfreies Leben – Wunschtraum oder durchaus realisierbar?

Louisa Dellert: Ich habe es versucht, aber für mich war es nicht realisierbar. Ich scheiterte schon, als ich in den Supermarkt gegangen bin und Klopapier gekauft habe. Es gibt einfach noch zu wenige Alternativen, als dass man komplett plastikfrei leben könnte. Deshalb glaube ich nicht, dass es richtig ist zu sagen, dass wir zu 100 Prozent plastikfrei, sondern, dass wir müllfreier leben sollten. Ich finde, es sind eher die Kleinigkeiten, die man im Alltag leicht umsetzen kann, als der Zwang, es zu 100 Prozent richtig zu machen. Würde man solche Perfektion erwarten, würden die meisten frustriert scheitern und sagen: „Nein, das schaffe ich nicht.“ Ich ziehe den Hut vor allen, die es schaffen, komplett plastikfrei zu leben. Aber ich habe mal mit so jemandem gesprochen und diese Person gab auch zu, dass es viel Verzicht, viel Organisation und viel, viel Zeit kostet.



Wo und wie kann man mit einem müllfreieren Leben anfangen? 


Louisa Dellert: Wenn etwa jeder morgens beim Kaffeeholen auf die Einwegbecher verzichten würde, wäre damit schon sehr viel geholfen. Ich habe auf Reisen immer meinen To-Go-Becher, einen Behälter, um mir Essen zu holen, und mein Besteck dabei. Ein großes Thema ist auch der Verkehr. Da müssen sich nicht nur die Bürger an die eigene Nase fassen und wo möglich mit dem Fahrrad oder der Bahn fahren, auch die Politik muss einiges tun, damit Bahnfahren grundsätzlich attraktiver wird. Solche Kleinigkeiten machen in der Summe schon einen immensen Unterschied.

Plastikmüll wird der Kampf angesagt. Beim gemeinsamen Sammeln und der Aktion „Stoppt die Plastik-Flut“ in Berlin. (Foto: L. Heidenbluth)



Glaubst du, die Politik hat die Dringlichkeit der Situation unterschätzt?

Louisa Dellert: Ich glaube, dass die Themen Klimawandel und Klimapolitik auch durch Aktionen wie „Fridays for Future“ so stark in den Medien sind, dass die Politiker schon gemerkt haben, dass sie jetzt was tun müssen, weil gerade die jungen Menschen ja auch die pozentiellen Wähler der Zukunft sind. Das hat also auch damit zu tun, dass sie die Wahlen gewinnen wollen. Was man in sein Wahlprogramm schreibt und was man dann tatsächlich umsetzt, das sind natürlich zwei verschiedene Dinge. Aber ich denke schon, dass sie sich der Problematik sehr bewusst sind. 



Unsere Ernährung spielt eine ganz große Rolle, vor allem der massenhafte Fleisch- und Fischkonsum. Wie ernährst du dich?

Louisa Dellert: Ich esse kein Fleisch und keinen Fisch mehr, was mir auch überhaupt nicht schwerfällt. Ich esse sogar größtenteils vegan. Es kann aber vorkommen, dass ich mal Lust auf einen Auflauf habe, und da ist nunmal Käse drin. Aber Milch zum Beispiel trinke ich gar nicht mehr. 



Wenn du ein globales Gesetz zur Rettung der Welt machen dürftest, wie würde es lauten? 


Louisa Dellert: Ich persönlich halte es gerade im Businessbereich für sehr nötig, gesetzlich festzuhalten, dass mehr Telefonkonferenzen geführt werden. Ich werde oft von Kooperationspartnern eingeladen, die einen Flug für mich buchen, damit ich für zwei Stunden irgendwohin komme. Deshalb finde ich ein Gesetz wichtig, das besagt, dass man nicht mehr zu einem Meeting fliegt, wenn man es auch per Telefon- oder Videokonferenz abhalten kann. Fliegen komplett zu verbieten ist utopisch, aber im kleinen Rahmen kann man es zumindest minimieren, ohne dass es jemandem wehtut. 



„Plastic Planet“-Filmregisseur Werner Boote, Louisa Dellert und Ferdinand Barckhahn, Geschäftsführer SodaStream Deutschland/Österreich, bei einer Anti-Plastik-Aktion in der Spree. (Foto: L. Heidenbluth)

Worauf muss man beim Ökostrom achten? Sind alle Anbieter auch wirklich öko?

Louisa Dellert: Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Auch, wenn man bei einem 100-prozentigen Ökostrom-Anbieter Ökostrom kauft, ist es nie so, dass das, was aus der Steckdose kommt, auch zu 100 Prozent öko ist. Der wird mit konventionellem Strom gemischt. Aber man kann darauf achten, dass man seinen Strom von einem Anbieter bezieht, der ausschließlich in erneuerbare Energien investiert und da auch seinen Strom bezieht. Wegen gemeinsam genutzter Leitungen ist es nur leider immer noch nicht so, dass der Ökostrom dann auch als 100-prozentiger Ökostrom bei einem zuhause landet.


In deinem Post „Wenn Hoffnung die Welt retten kann“ schreibst du, dass wir die Welt retten können. Aktuelle Zahlen sind nicht so optimistisch. Warum glaubst du das?

Louisa Dellert: Ich finde es generell schlimm, wenn man pessimistisch ist. Wenn man sagt, man kann nichts mehr ändern, kapituliert man ja indirekt. Deshalb versuche ich, immer positiv zu bleiben. Ich glaube schon, dass wir noch ganz viel wuppen können, wenn wir jetzt unsere Aufmerksamkeit darauf richten. Die Wirtschaft darf nicht über dem Wohl unseres Planeten stehen. Global gesehen ist das sehr schwer, aber ich glaube dennoch, dass es machbar ist, wenn endlich alle verstehen, dass die Dringlichkeit da ist. 



Welche Umweltthemen und -projekte stehen bei dir demnächst noch an?

Louisa Dellert: Ich werde einen Podcast zusammen mit einem Meeresbiologen herausbringen. Da wird es um Themen gehen wie „Plastik in den Meeren“, „Palmöl“ und „Umweltkriminalität“, darum, dass immer noch sehr viele Kreuzfahrt- und andere Schiffe generell ihren Müll einfach über Bord werfen. Also alles Themen, die nicht schön sind, mit denen man sich auch angreifbar macht, die aber angesprochen und besprochen werden müssen. 


Das Interview führte Stefani Ann Will.

 

Zur Person

Louisa Dellert (Jahrgang 1989) ist ausgebildete Kauffrau für Bürokommunikation. Die Vollzeit-Influencerin betreibt zudem einen Online-Shop für nachhaltige und umweltbewusste Produkte. Man kann ihr auf folgenden Webseiten und Kanälen folgen: www.louisadellert.com, www.naturalou.de, www.instagram.com/louisadellert, www. facebook.com/louisa.dellert