Reiseberichte

Die spektakulärsten Wracks der Welt

Wracks zählen zu den aufregendsten Tauchplätzen dieser Welt. Es sind schlafende Riesen, die, oft von einer tragischen Geschichte begleitet, unter der Wasseroberfläche ihre letzte Ruhestätte fanden. Man sollte ihnen immer mit Ehrfurcht begegnen und alles so hinterlassen, wie man es vorgefunden hat. Wir präsentieren Ihnen die spannendsten und schönsten Wracks der Welt, für Sport- und Tech-Taucher sowie für Schnorchler.

Wracks des Atlantiks

„U-352“ North Carolina/USA

Perfektes Fotomodell für Unterwasserfotografen: das U-Boot-Wrack „U-352“ (Foto: Tanya Houppermans).

Vor der Küste North Carolinas liegen etliche deutsche U-Boote, eines sogar in sporttaucherfreundlichen Tiefen von rund 35 Metern. „U-352“ befindet sich – obwohl häufig betaucht und weitestgehend geplündert – in einem sehr guten Zustand und gilt als eines der fotogensten überhaupt. Insbesondere das Heck des Bootes vom Typ VII C sieht unzerstört aus, das Turmluk mittschiffs steht offen. Ein Eindringen in die Kommandozentrale verbietet sich von selbst: 17 Seeleute kamen damals ums Leben, das Wrack gilt als Kriegsgrab. Kurz nach der Entdeckung 1975 hat trotzdem ein Tauchshop die Knochen herausgeholt und im Schaufenster ausgestellt – ein US-Senator bezeichnete dies als „nationale Schande“. Heute liegen die Gebeine wieder im U-Boot. Infos: www.olympusdiving.com

„U-869“ New Jersey/USA

Nur etwas für erfahrene Techtaucher: das deutsche Unterseeboot „U-869“ (Foto: Becky Kagan Schott).

Kaum eine Geschichte des Tauchsports ist so abenteuerlich wie diese: ein deutsches Unterseeboot vom Typ IX, welches 1991 von einer Handvoll Tauchern in 70 Metern Tiefe entdeckt wurde – an einer Stelle, wo laut offiziellen Unterlagen kein U-Boot hätte liegen dürfen. Sechs Jahre hat es gedauert, bis das unbekannte „U-Who“ als „U-869“ identifiziert werden konnte, unzählige Tauchgänge waren dafür nötig, bei denen drei Beteiligte ihr Leben ließen. Die Story rund um die beiden Hauptakteure John Chatterton und Richie Kohler wurde in Filmen und Dokumentationen verewigt, ein fantastisches Buch („Shadow Diver“ – deutscher Titel: „Im Sog der Tiefe“) ist daraus entstanden. Heute wird „U-869“ nur noch selten auf Wracktouren angesteuert: Mit ihrer Identifizierung endete auch der Reiz, von dem sie jahrelang umgeben war. 
Infos: www.u869.com

„Frankenwald“ Norwegen

Eines der Top-Wracks in Norwegen: die „Frankenwald“ (Foto: Alexander Mustard).

Norwegen ist eines der Topziele für kaltwassererprobte Wracktaucher, und das nicht nur wegen des Wrackfriedhofs bei Narvik. Auch weiter südlich, bei Gulen, finden sich knapp 20 herausragende Objekte, wobei das Wrack des 122 Meter langen Frachters „Frankenwald“ zu den spannendsten gehört. 1922 in Hamburg gebaut und am Neujahrstag 1940 gesunken, liegen seine Decks heute in 24 bis 34 Metern Tiefe. Schon der vordere Bereich mit seinen Pollern, Winschen und Lüftern ist ein Erlebnis, welches im hinteren Teil des Schiffes noch getoppt wird. Bei Sichtweiten, die bis zu 35 Meter betragen können, gibt das Heck mit seinen darüber liegenden hinteren Aufbauten ein prächtiges Fotomotiv ab.
Infos: www.gulendiveresort.com

„Laurentic“ Irland

Im Wrack der „Laurentic“ sollen immer noch 20 Barren Gold versteckt sein (Foto: Steve Jones).

Wenn die Karibik die See der künstlich versenkten Schiffe ist, ist der Atlantik das Grab der Kreuzfahrtschiffe: Die vor der Nordküste Irlands in nur 40 Meter Tiefe liegende „Laurentic“ ist ein weiteres Beispiel dafür. 1909 in Dienst gestellt, fiel der 172 Meter lange Riese 1917 einem von deutschen U-Booten gelegtem Minenfeld zum Opfer. Zu ihrer Ladung gehörten auch 35 Tonnen Gold – der Großteil davon konnte geborgen werden, 20 Barren gelten immer noch als verschollen. 
Taucher, die keinen davon finden, können sich trösten, indem sie sich dem gut erhaltenen Bug der „Laurentic“ zuwenden: Ein fantastisches Fotomotiv, auch dank der mehr als 20 Meter Sichtweite, die hier oftmals herrschen. Infos: www.mevaghdiving.com

„Andrea Doria“ Nantucket/USA

Zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich um das Wrack der „Andrea Doria“.

Was wurde nicht alles über diesen Luxusliner geschrieben? Einst „das schönste Schiff der Welt“, dann der „Mount Everest der Wracktaucher“. Heute ist die „Andrea Doria“ vor allem ein Mythos, um den sich zahlreiche Geschichten und Legenden drehen. Sie alle handeln von wagemutigen Tauchern, die Hunderte Kilo Porzellan aus ihrem Bauch entfernten, von Tragik und 16 Menschen, die bei Tauchgängen dort ums Leben kamen. Noch immer ist ein Abstieg zu dem 213 Meter langen und in 70 Meter Tiefe liegenden Kreuzfahrtschiff eine Herausforderung, angefacht durch die hohen Wellen, die tiefe Dünung, die starken Strömungen und die schlechte Sicht. Die „Andrea Doria“ selbst hat ihre besten Tage mittlerweile allerdings hinter sich: Die Decksaufbauten sind größtenteils zerfallen, die Innenräume leergeräumt. Ein Vorstoß zu ihr ist heute vielleicht kein Abstieg zu einem prächtigen Wrack mehr – es ist die Begegnung mit einer Legende, die den Reiz ausmacht. 
Infos: www.seaturtlecharters.com

Wracks der Karibik

„USS Vandenberg“ Florida/USA

Die „USS Vandenberg“ vor Florida ist für alle Erfahrungsstufen geeignet (Foto: Wolfgang Pölzer)

Die seit 2009 auf dem Meeresgrund ruhende „USS Vandenberg“ ist der stählerne Beweis, dass auch ein künstlich geschaffenes Wrack faszinierend sein kann – alleine schon aufgrund ihrer Länge von 159 Metern und der beiden riesigen Kommunikationsschüsseln auf dem Deck, die ihr eine unverwechselbare Optik verleihen. Die Kabinen des Deckaufbaus, die Innenräume, die Funkanlagen – hier ist auch das Schiffsinnere problemlos zu erkunden, da vor der Versenkung überall Löcher angebracht wurden, sodass der nächste Ausstieg jederzeit in Sichtweite liegt. Auch der moderate Tiefenbereich (12 bis 42 Meter) lässt das ehemalige Kriegsschiff zu einem Wrack für Jedermann werden, egal welcher Erfahrungsstufe. Infos: www.nautilus-tauchreisen.de

„USS Kittiwake“ Cayman Islands

Das Wrack der „USS Kittiwake“ liegt vor der Karibikinsel Grand Cayman (Foto: Alexander Mustard).

Von ganz anderer Art ist die „Kittiwake“: ein 76 Meter langes ehemaliges Rettungsschiff der US-Navy, welches 2011 vor Seven Mile Beach künstlich versenkt wurde. Zuvor wurde an ihr alles entfernt, was für Taucher eine Gefahr darstellen würde: Türen und Luken, Gerätschaften und Leinen. In nur knapp 20 Meter Tiefe auf Sandgrund stehend, ragt sie bis auf vier Meter an die Wasseroberfläche heran – ein Wrack, an dem sich auch Anfänger in sämtlichen Bereichen austoben können. Dass sie es trotz dieser eher unspektakulären Eigenschaften in unsere Liste geschafft hat, ist vor allem ihrer Schönheit zu verdanken: Besser und einfacher lässt sich kaum ein Wrack ins rechte Licht der Fotografen setzen! Infos: www.belugareisen.de

„Bianca C“ Grenada

Die „Bianca C“ vor Grenada ist mittlerweile zu einem künstlichen Riff geworden (Foto: Wolfgang Pölzer).

Ihre Fans nennen sie liebevoll die „Titanic der Karibik“: Mit 180 Metern Länge ist der ehemalige Luxusliner, der jetzt in Tiefen zwischen 27 und 50 Metern liegt, ein gewaltiger Koloss. 1961 nach einer Explosion gesunken, ist die „Bianca C“ heute zu einem künstlichen Riff geworden, das von Korallen und Gorgonien dicht besiedelt ist. Barsche kreisen um die Relings, man sieht Thunfische, Makrelen und mit ein wenig Glück auch Haie. Die Oberdecks sind weitgehend eingefallen, die Innenräume von Souvenirjäger leergeräumt. Passende Fotomotive gibt es dennoch: bewachsene und überwucherte Winschen, Leitern und Fenster. Fast das gesamte Wrack steht aufrecht auf seinem Kiel, nur das beim Untergang abgebrochene Heck liegt auf der Steuerbordseite. Infos: www.nautilus-tauchreisen.de

„Spiegel Grove“ Florida/USA

Wurde künstlich versenkt und ist jetzt ein Spielplatz für Taucher: die „Spiegel Grove“ (Foto: Brandon Cole).

Ein weiteres interessantes Schiff auf dem „Florida Wreck Trek“ ist die „Spiegel Grove“, deren Daten auch sonst viele Gemeinsamkeiten mit denen der „Vandenberg“ aufweisen: Mit 160 Metern Länge ist sie fast gleich groß, wurde 2002 ebenfalls künstlich versenkt, dazu besitzt sie als ehemaliges Docklandungsschiff auch eine bewegte Historie als Kriegsschiff der US-Navy. Selbst das Tauchen an ihr gestaltet sich in Tiefen zwischen 15 und 40 Metern sehr ähnlich, die Anforderungen gleichen sich. Dass die „Spiegel Grove“ heute aufrecht auf dem Kiel steht, hat sie übrigens einem Sturm zu verdanken: Erst der Hurrikan Dennis richtete sie 2005 in die für Taucher perfekte Lage auf, nachdem sie zuvor auf ihrer Seite ruhte. Infos: www.aquaactive.de

„Superior Producer“ Curaçao

Tarpone halten sich häufig an der „Superior Producer“ auf (Foto: R. Lipmann).

Ebenfalls für alle Erfahrungsstufen geeignet ist die dicht an der Küste in 30 Meter Tiefe liegende „Superior Producer“: ein 72 Meter langer Frachter, der 1977 nahe Willemstad gesunken ist, vermutlich aufgrund von Überladung. Die Laderäume und die Brücke können einfach erkundet werden, nur der Abstieg in den Maschinenraum ist eng und dunkel und sollte erfahrenen Wracktauchern vorbehalten bleiben. Wer außen an ihr entlangschwebt, kann den Blick dafür auch immer mal ins Freiwasser richten, wo man häufig Tarpone sieht: bis zu zwei Meter große Raubfische, die aussehen wie grimmige Ritter in silberner Rüstung. Ein Tipp: bei 30 Metern Maximaltiefe sind Tauchgänge mit Nitrox wie geschaffen. 
Infos: www.orca.de

Wracks des Indopazifiks

„Liberty“ Bali

Mittlerweile ist die „Liberty“ vor Bali fast komplett von Korallen überwuchert – ein Traum für Taucher! (Foto: Tobias Friedrich)

Neben der „Thistlegorm“ ist das bei Tulamben direkt an der Küste liegende Wrack der „Liberty“ sicherlich eine der meistbetauchten Schiffsruinen der Welt. Gerade in den frühen Morgenstunden, bevor die Massen kommen, lohnen sich Tauchgänge dort: weniger wegen den komplett zerbrochenen Strukturen des 134 Meter langen Wracks, sondern wegen der großen Gruppe Büffelkopf-Papageifischen, die dann in aller Seelenruhe den Schiffsstahl umkreisen. 1942 wurde die „Liberty“ von einem japanischen U-Boot torpediert und auf den Strand gesetzt, wo der Frachter aufgegeben und von Einheimischen geplündert wurde. Zu ihrer zweiten Karriere verhalf ihr 1963 der Ausbruch des Vulkans Agung, dessen Lava den leer-geräumten Frachter wieder zurück ins Meer schob, um damit in maximal 30 Meter Tiefe eine von Balis größten Tauchattraktionen zu werden. Infos: www.rcf-tauchreisen.de, www.wernerlau.com

„Maldive Victory“ Malediven

Eines der Top-Wracks auf den Malediven: die „Maldive Victory“ (Foto: Christian Skauge).

Die Malediven sind ein Tauchparadies – ein Wrackparadies jedoch nicht. Trotzdem ist der 1991 im Nord-Male-Atoll nahe der Flughafeninsel Hulhulé gesunkene Frachter einen Abstecher wert. Das 110 Meter lange Schiff steht aufrecht auf sandigem Grund. Vorstöße in die Innenräume bis in die Kabine des Kapitäns sind problemlos. Wer auf irgendwelche Artefakte hofft, kann sich die Hoffnung darauf gleich abschminken: Bis auf tolle Erlebnisse und unzählige Zementsäcke wird man hier nichts mehr finden, zudem wäre jede Mitnahme strengstens verboten. Während des Tauchgangs öfter daran denken, wo man gerade ist: Ein Blick ins Freiwasser lohnt sich – oftmals ziehen große Fischschwärme vorbei. 
Infos: www.waterworld.at, www.wedive.ch, www.euro-divers.com

„San Francisco Maru“ Truk Lagoon/Chuuk

Die „San Francisco Maru“ ist aufgrund der Tiefe nur etwas für Tech-Taucher (Foto Becky Schott).

Sie ist die „Thistlegorm“ des Pazifiks, beladen mit Panzern, Flugzeugmotoren und militärischen Gütern: die „San Francisco Maru“. Aufgrund der Tiefe zwischen 42 und 65 Metern bleiben Ausflüge zu dem 117 Meter langen Frachter meist technischen Tauchern vorbehalten. Diese erfreuen sich dann an einem 
nahezu ungeplünderten und aufrecht stehenden Wrack, üppig mit Weichkorallen bewachsen. Angefangen bei der Kanone auf dem Vordeck bis hin zum Heck gibt es keinen Meter, an dem Langeweile aufkommt. Alleine schon die leicht zugänglichen Laderäume sind einen ganzen Tauchgang wert. Vorsicht ist dennoch angebracht: Noch immer befinden sich massig scharfe Munition und Minen an Bord. Infos: www.waterworld.at

„Yongala“ Australien

Kaum ein Wrack auf der Welt zeigt solch eine Fülle an Korallen und Fischen wie die „Yongala“ (Foto: Brandon Cole).

1911 in einem Sturm gekentert, ist das 110 Meter lange Dampfschiff heute Australiens bekanntestes Wrack – und eines der meistbetauchten weltweit, wozu auch der gute Zustand und die verhältnismäßig geringe Tiefe von maximal 30 Meter beitragen. Wie bei vielen gesunkenen Passagierschiffen sind auch an der „Yongala“ die inneren Bereiche besonders interessant. Überall lassen sich Details erkennen, sieht man Einrichtungsgegenstände und spürt die Grandezza einer untergegangenen Epoche. Taucher mit dementsprechender Erfahrung und Ausbildung zieht es meistens in die Kabinen, den Speiseraum oder zu der dreifach expandierenden Dampfmaschine, die einst ein Höchsttempo von 17 Knoten ermöglichte. Um das Schiff in seiner ganzen Pracht zu erkunden sind mindestens zehn Tauchgänge nötig. Infos: www.yongaladive.com

„Fujikawa Maru“ Truk Lagoon/Chuuk

Bier- und Sakeflaschen im Wrack der „Fujikawa Maru“ (Foto: Becky Schott).

Die geschützte Bucht Truk ist mit knapp 60 Objekten einer der größten Wrackfriedhöfe weltweit, und der 132 Meter lange Frachter „Fujikawa Maru“ eines der Highlights dort – gerade wegen seiner interessanten Ladung, die aus Flugzeugteilen, Torpedos und sonstigen Waffen besteht, angereichert durch unzählige Flaschen Bier und Sake. Der oberste Teil der Brücke beginnt in 15 Metern Tiefe, der Kiel ruht in rund 40 Metern. Über und über bewachsen ist der 1944 amerikanischen Fliegerangriffen zum Opfer gefallene Frachter ein erstklassiges Fotomotiv geworden. Ein künstliches Riff, an dem so viele Details zu bestaunen sind, dass es auch für zehn Tauchgänge reicht. Immer noch sind an Bug und Heck Geschütze zu finden, und der Maschinenraum ist ein Paradies für erfahrene Wracktaucher. Viele behaupten, dass die „Fujikawa Maru“ zu den Top-5-Wracks weltweit gehört. Infos: www.waterworld.at

„President Coolidge“ Vanuatu

Die Skulptur „The Lady“ im Wrack der „President Coolidge“ (Foto: Christian Skauge).

Der fast 200 Meter lange Luxusliner sank im Oktober 1942, nachdem er nahe der Hafenausfahrt zwei Minen rammte. Als Truppentransporter eingesetzt, konnten sich damals 5340 Menschen retten, nur der Kapitän und der Erste Offizier starben. Heute liegt die „President Coolidge“ in Tiefen zwischen 20 und 80 Metern auf ihrer Backbordseite. Das Schiff ist größtenteils fantastisch erhalten, viele der Räume und Gänge sind für erfahrene Taucher einfach zu erkunden. Überall stößt man auf Artefakte: Hier liegt eine Gasmaske, dort mehrere Gewehre, es fühlt sich an wie ein Spaziergang durch ein Unterwasser-Museum. Besonders lohnenswerte Abstecher sind der Speiseraum der Ersten Klasse mit der Skulptur, die als Wahrzeichen des Schiffes gilt – kurz „The Lady“ genannt –, und der Maschinenraum, ebenso das frei zugängliche Promenadendeck und die vorderen Laderäume. Infos: www.wedive.ch

„Saratoga“ Bikini-Atoll

Der 270 Meter lange Flugzeugträger „Saratoga“ ist bis heute noch nicht vollständig erkundet (Foto: Robert Wilpernig).

Der 270 Meter lange Flugzeugträger ist eines der Prunkstücke der „Geisterflotte im Bikini-Atoll“. 1946 nach Kernwaffentests gesunken, ist der Stahlkoloss heute nahezu strahlungsfrei. Der Kiel der 1920 gebauten „Saratoga“ liegt in 58 Meter Tiefe, die Aufbauten ragen bis auf zwölf Meter an die Wasseroberfläche heran. Das Hauptziel für Wrackpenetrationen stellt der offen zugängliche Hanger auf dem Vordeck dar, wobei weite Bereiche des Innenlebens immer noch nicht erkundet sind. Neben der Historie und den gigantischen Ausmaßen ist es vor allem auch das Umfeld, welches Jahr für Jahr Taucher auf Expeditionsschiffen in diese abgelegene Gegend zieht: Riffhaie gehören bei jedem Tauchgang zum Standard, ebenso riesige Makrelenschwärme, Barsche und Thunfische. Infos: www.wirodive.de

Wracks in der Nordsee

„Cöln“ Scapa Flow/Schottland

Die „Cöln“ liegt in Europas bekanntestem Wrackfriedhof: Scapa Flow.

Die im südlichen Teil der Orkneys gelegene Bucht Scapa Flow ist Europas bekanntester Wrackfriedhof und die Überreste des 155 Meter langen Kleinen Kreuzers „Cöln“ eines der lohnenswertesten Ziele dort. Das liegt vor allem an dem guten Zustand, in dem sich das auf seiner Steuerbordseite liegende Kriegsschiff befindet – fast 100 Jahre nach der Selbstversenkung. Obwohl über und über bewachsen, lassen sich an ihm perfekt die eleganten Linien des Schiffsbaus im frühen 20. Jahrhundert bewundern. Leider fehlen dem Schiff die Geschütze, aber der vordere Hauptmast, die Brücke und der gepanzerte Kommandoturm sind gute Anlaufstationen. Mitten auf dem Vordeck stößt man dann auf ein riesiges Loch, von dem aus die ehemaligen Mannschaftsunterkünfte zu sehen sind.

„Seattle“ Norwegen

Nicht ganz ungefährlich für Taucher: die „Seattle“ (Foto: Christian Skauge).

Das Fracht- und Passagierschiff, 1940 bei Kristiansand versenkt, ist ein beliebtes Ziel für Sporttaucher – aber kein ganz ungefährliches. Einige tödliche Vorfälle haben sich hier ereignet. In 25 Meter Tiefe beginnt das Heck, welches bis auf 38 Meter reicht. Dem abwärts führenden Schiffsverlauf zum Bug folgend, erreicht man die Maximaltiefe von 72 Meter. Im Inneren steht ein Großteil der Struktur allerdings vor dem kompletten Zusammenbruch, Tauchgänge führen nur noch außen vorbei, aber es lohnt sich: Kaum ein anderes Wrack verfügt über diese einzigartige Stimmung, die irgendwo zwischen erhaben und bedrohlich angesiedelt ist. Infos: www.oneocean.no

Wracks im Mittelmeer

„Zenobia“ Zypern

Eines der bekanntesten Wracks des Mittelmeeres: die „Zenobia“ (foto: Tobias Friedrich).

Die „Zenobia“ – eine 172 Meter lange und 23 Meter breite Fähre – liegt in 43 Meter Tiefe auf einer Sandbank und ist sicherlich die größte Attraktion, die Zypern unter Wasser zu bieten hat. Weniger erfahrene Taucher werden das auf seiner Backbordseite ruhende Schiff von außen erkunden, erfahrene Wracktaucher hingegen können sich auch in einen der Passagiergänge begeben, deren Zugang auf 23 Meter Tiefe liegt. Immer noch sind die Fensterscheiben intakt, man taucht von Lichtkegel zu Lichtkegel, eine fast schon mystische Stimmung. Über sich die Bordwand, unter sich die Kabinen, gelangt man immer weiter nach vorne, wo man die 1980 gesunkene Zenobia unterhalb der Brücke wieder verlässt. Infos: www.tauchen-weltweit.de, www.wernerlau.com

„Britannic“ Griechenland

Die „Britannic“ gilt als Königin aller Wracks (Foto: Derk Remmers).

Sie ist das Schwesterschiff der „Titanic“, sie liegt in einer für technische Taucher erreichbaren Tiefe, und sie ist deutlich besser erhalten als ihre prominente Schwester: Die „Britannic“ ist definitiv die Königin aller Wracks! Alleine schon ihre schieren Daten erschaffen Ehrfurcht: 269 Meter lang, über 28 Meter breit, 48 158 Bruttoregistertonnen schwer, und das alles in rund 120 Metern Wassertiefe – mit Abstand das größte und schönste Schiff, das im Ersten Weltkrieg gesunken ist! Zuletzt als Truppentransporter eingesetzt, hat das vor der Küste der Insel Kea liegende Wrack heute eine Eigenschaft mit anderen Königinnen gemeinsam: Audienzen sind nur schwer zu bekommen. Wer zur „Britannic“ vordringen will, braucht die Genehmigung der griechischen Regierung und die des Eigners Simon Mills! Infos: www.hmhsbritannic.weebly.com

„Stubborn“ Malta

Eines der wenigen intakten U-Boote, das auch für Sporttaucher erreichbar ist: die „Stubborn“ (Foto: Steve Jones).

Ein nahezu intaktes U-Boot aus den Zeiten des Zweiten Weltkriegs, das in für Sporttaucher (gerade noch) erreichbaren Tiefen liegt, ist immer eine Sensation – gerade dann, wenn es vor der Küste einer Insel ruht, die für Wracktaucher eine der lohnendsten Regionen in Europa darstellt. 1946 in gut 50 Meter Tiefe als Objekt für Sonarübungen versenkt, ist das 66 Meter lange U-Boot der britischen S-Klasse nichts für Anfänger: Tauchgänge hier sind zwangsläufig mit Dekompressionsstopps verbunden, mitten im Meer, rund drei Seemeilen von der Küste entfernt. Ein Aufwand, der sich lohnt: Neben der in Frankreich liegenden „Rubis“ ist die „Stubborn“ das vielleicht schönste gesunkene Unterseeboot in europäischen Gewässern. Infos: www.extradivers-worldwide.com, www.nauticteam.com

„Baron Gautsch“ Kroatien

Die „Baron Gautsch“ gilt als eines der spektakulärsten Wracks der Adria (Foto: Wolfgang Pölzer).

Der 1908 gebaute und 1914 gesunkene Passagier-Dampfer ist so etwas wie das „Hauswrack“ der österreichischen Tauchsportszene, die in Kroatien traditionell stark vertreten ist. Einst fuhr sie unter der Flagge Österreich-Ungarns, bis ihr eine Mine der eigenen Kriegsmarine zum Verhängnis wurde. Mit 84,5 Metern Länge und knapp zwölf Metern Breite gilt sie vielen als attraktivstes Wrack der Adria, obwohl die Brücke und der vordere Schornstein mittlerweile zerfallen sind. Taucher, die sie erkunden möchten, müssen sich einer der dafür zertifizierten Basen anschließen. Aufrecht in rund 40 Meter Tiefe auf dem Grund stehend, strahlt die „Baron Gautsch“ heute vor allem eines aus: die Grandezza einer untergegangenen Epoche. Infos: www.diving-rovinj.com

„Amoco Milfort Haven“ Italien

Die „Haven“ ist mit 250 Metern Länge das größte Wrack des Mittelmeeres (Foto: Erhard Schulz).

Dass der vordere Bereich abgerissen ist, tut der Imposanz des größten Wracks im Mittelmeer keinen Abbruch: Der verbliebene Rest des Öltankers ist immer noch 250 Meter lang! Der interessanteste Bereich dabei sind die Aufbauten der Brücke – gemeinsam mit dem Schiffskiel sind sie so hoch wie ein 16-stöckiges Hochhaus, wobei der flachste Punkt in gut 30 Metern Tiefe liegt, der tiefste in rund 80 Metern. Untergangen ist die „Haven“ 1991 nach einer Explosion, die den Bug abriss und in einem verheerenden Feuer mündete, welches fünf Besatzungsmitgliedern das Leben kostete. Wer sich der „Haven“ heute nähert, sollte dies mit Respekt tun – nicht nur wegen der Toten, sondern auch wegen der Tiefe, in der sich der Tauchgang abspielt. Infos: www.techdive.it

„Le Donator“ Frankreich

Unglaublich Fischreich und mit wunderschönen Gorgonien bewachsen: die „Le Donator“ (Foto: Kurt Amsler).

Wer zum ersten Mal zu dem in knapp 50 Meter Tiefe liegenden Wrack herabtaucht, glaubt kaum noch, im Mittelmeer zu sein: über und über bewachsen, eine Farbexplosion in Purpur, Rot und Gelb. Korallen und Gorgonien haben jeden Zentimeter Schiffsstahl bedeckt, der 78 Meter lange Frachter ist zu einem künstlichen Riff geworden – auch aufgrund der Strömung, die häufig in dem Gebiet herrscht. Im Bereich der abgerissenen Bugsektion lässt sich die Schiffsruine recht einfach von innen betauchen, wobei oftmals Zackenbarsche und Muränen den Weg kreuzen. Taucher, die das 1945 gesunkene Schiff in seiner ganzen Pracht erleben möchten, sollten allerdings ein Drei-Sterne-CMAS-Brevet haben, ansonsten schiebt das französische Tauchgesetz einem Abstieg in diese Tiefe einen Riegel vor. Infos: www.europeandiving.de

„Le Polynesien“ Malta

Die „Le Polynesien“ liegt schon seit über 100 Jahren auf dem Meeresgrund (Foto: Steve Jones).

Ein Tauchgang, der für technische Taucher noch als moderat gilt, und ein Wrack, welches viele als eines der zehn schönsten weltweit bezeichnen: Die in rund 70 Meter Tiefe ruhende „Le Polynesien“ – 1890 als Passagierdampfer mit 352 Plätzen erbaut – ist 152 Meter lang und 15 Meter breit: ein wahres Prachtstück ihrer Zeit! 1918 von einem deutschen U-Boot torpediert, bietet ihr Innenleben jetzt Raum für unzählige Erkundungen. Immer noch finden sich zahlreiche Artefakte in ihr, raubt einem die Schönheit der Linien den Atem. Taucher, die die „Polynesien“ erkunden möchten, sollten sich allerdings beeilen: Nach rund 100 Jahren auf dem Meeresgrund beginnt ihre Struktur, instabil zu werden. Infos: www.nauticteam.com, www.tauchen-weltweit.de

Wracks im Roten Meer

„Turkia“ Golf von Suez/Ägypten

Nahezu unberührt und mit einem enormen Fischreichtum: die „Turkia“ (Foto: Tobias Friedrich).

Ein 91 Meter langes Wrack in in gerade mal 24 Meter Tiefe, nahezu unberührt und umgeben von Fischmassen: Was wie ein Tauchertraum klingt, wird an der 1941 gesunkenen „Turkia“ wahr! Im Inneren findet sich Geschirr, jede Reling ist mit Korallen bewachsen. Thunfische und Makrelenschwärme ziehen durchs Freiwasser, immer auf der Jagd nach den Tausenden Sardinen, die stellenweise so dicht stehen, dass sie den Blick auf das Schiff verstellen. Wer sich als Sporttaucher im Roten Meer noch wie ein Entdecker fühlen will, muss hier hin – auch, wenn die Anfahrt mit dem Safarischiff von Hurghada aus gut zwölf Stunden dauert. Für Altmetallenthusiasten ist die „Turkia“ das, was für Gollum der Ring ist: ein Schatz, den man hüten muss! Infos: www.omneia.de, www.seawolf-safari.de

„Thistlegorm“ Sinai/Ägypten

Eines der beliebtesten und auch schönsten Wracks im Roten Meer: die „Thistlegorm“ (Foto: Tobias Friedrich).

Kein anderes Wrack wurde so oft besungen, kein anderes so oft betaucht wie die nahe des Sinai gesunkene „Thistlegorm“. Der 128 Meter lange Frachter, voll gepackt mit militärischen Gütern wie Gewehren, LKWs und Motorrädern, mag seine besten Jahre bereits hinter sich haben – ein Pflichtziel für Wrackliebhaber ist er immer noch. Im Zweiten Weltkrieg durch deutsche Bomber versenkt, gehören seine prall gefüllten Laderäume zu den größten Tauch-attraktionen der Region. Der größte Teil des Tauchgangs spielt sich zwischen 20 und 25 Meter Tiefe ab, die meisten Bereiche sind offen und leicht zugänglich. Angesteuert wird die „Thistlegorm“ sowohl von Tages- als auch Safaribooten: ein Ziel, das in keinem Logbuch fehlen darf. Infos: www.wernerlau.com, www.euro-divers.com

„Numidia“ Brother Islands/Ägypten

Das Highlight an den Brothers: die „Numidia“ (Foto: Brandon Cole).

Wie festgenagelt hängt der 137 Meter lange Frachter an der steil abfallenden Riffwand – die obersten Bereiche in nur wenigen Metern Tiefe, das Heck auf rund 80 Metern. Sich hier auf ein Highlight zu beschränken ist schier unmöglich: Ist es der fantastische Bewuchs? Die herrlichen Strukturen? Die Aussicht auf Großfische im Freiwasser? Oder die erhabene Stimmung? Ein perfekter Tauchgang führt erst runter zum Mast, um den gerade morgens oft Haie kreisen, und dann über die Laderäume hinweg höher bis zur Brücke und in den Maschinenraum, der sich recht einfach erkunden lässt. Wenn man das Wrack dann wieder verlässt und um die Ecke aus der Brandungszone taucht, kann man in Gedanken Kapitän Craig danken, der 1901 das Kunststück fertig brachte, mitten im offenen Meer genau die winzige Nordspitze von Big Brother zu treffen. Infos: www.emperordivers.com, www.orca.de

„Rosalie Moller“ Gubal Island/Ägypten

Kaum ein anderes Wrack verkörpert den Begriff „Geisterschiff“ so sehr wie die „Rosalie Moller“ (Foto: Sven Peks).

Wie geparkt steht der 108 Meter lange Kohlenfrachter aufrecht auf dem Meeresgrund. Gemeinsam mit der diffusen Stimmung und dem perfekten Erhaltungszustand wirkt die „Rosalie Moller“ wie ein Geisterschiff – jederzeit bereit, sich wieder vom Grund zu erheben und Fahrt aufzunehmen. Sie ist kein leicht zu erkundendes Wrack, dafür sorgt schon die Maximaltiefe von 52 Metern, aber vielleicht das spektakulärste Zielobjekt, dem sich Sporttaucher in dieser Region nähern können. In der Kombüse befinden sich noch Pfannen und Töpfe, der nach oben hin offene Maschinenraum mit den imposanten Kesseln der Dreizylinder-Dampfmaschine ist ein herrliches Stück Industriegeschichte. Mindestens zwei Tauchgänge sind hier Pflicht. Ein Tauchplatz, der die Faszination Wracktauchen perfekt verkörpert. Infos: www.emperordivers.com, www.omneia.de, www.euro-divers.com

„Maidan“ Rocky Islands/Ägypten

Ideal für Techtaucher: der 152 Meter lange Frachter „Maidan“.

Tief im Süden Ägyptens und nur mit einem Safarischiff erreichbar, liegt ein wahrer Gigant: die „Maidan“, ein 152 Meter langer Fracht- und Passagierdampfer. 1923 aufgrund eines Navigationsfehlers mit dem Riff kollidiert, wurde sie erst 2003 durch die beiden Taucher Grant Searancke und Kimmo Hagman entdeckt – in einer Tiefe zwischen 80 und 125 Metern liegend, auf einem schmalen Absatz, hinter dem die Riffwand in unerreichbare Tiefen abfällt. Bis auf den zerstörten Bugbereich ist das auf der Seite liegende Wrack noch nahezu intakt und eines der lohnendsten Ziele für technische Taucher überhaupt: der stählerne Beweis dafür, dass das Rote Meer immer noch Überraschungen parat hält. Infos: www.emperordivers.com

 

Alle Texte sind von unserem freien Autor Linus Geschke.