Reiseberichte

Tauchen auf den Azoren: das sind die 10 besten Spots

Da mögen Zackenbarsch und Oktopus noch so sehr um Aufmerksamkeit buhlen – das Tauchen auf den Azoren ist in erster Linie durch seine Hochsee-Riffe bekannt geworden. In keinem anderen Meeresgebiet Europas gibt es mindestens vier betauchbare echte Seeberge und so viele Untiefen zwischen den neun Inseln, die nichts anderes sind als Spitzen des Mittelatlantischen Rückens. Tatsächlich ist die unterseeische Hügellandschaft so ausgeprägt, dass wir an dieser Stelle nur die bekanntesten Top-Spots in der Zentral- und Ostgruppe des Archipels vorstellen. 


Die Lage der Azoren auf dem Mittelatlantischen Rücken bringt Extreme mit sich: An vielen Stellen liegt der Kontinentalschelf wenige 100 Meter vor der Küstenlinie, um dann in vierstellige Tiefenbereiche abzustürzen. Starke Strömungen aus der Tiefsee führen den Lebensräumen auf den isolierten Seebergen reichlich Nährstoffe zu und kurbeln eine für heutige europäische Verhältnisse außergewöhnliche Nahrungskette an. Karett- und Lederschildkröten suchen auf ihren Wanderungen durch den Atlantik den Schutz solcher Plätze auf. Und während Plankton und Quallen fressende Hochseebewohner wie Mondfische, Mantas und Schwärme von Mobulas das offene Wasser über den Riffen durchstreifen, liegen Räuber wie Tümmler, Gelbflossen- und Großaugen-Tunfische, Marlins, Stachelmakrelen, Galapagos-, Blau-, Hammer- und Makohaie rund um die unterseeischen Gipfel auf der Lauer. Natürlich stehen sämtliche Seeberge mehr denn je unter Fischereidruck, aber mit ein bisschen Glück, dem richtigen Timing und günstigen Seebedingungen sind spektakuläre Begegnungen mit den schweren Kalibern der Meere immer noch wahrscheinlicher als irgendwo sonst in europäischen Gewässern. Noch ein Tipp für das Tauchen auf den Azoren: Während der teils langen Ausfahrten unbedingt die Augen aufhalten und vielleicht vorab in eine polarisierende Sonnenbrille investieren – zwischen den Inseln und den Offshore-Bänken lebt alles, was der gemäßigte Atlantik hergibt!

Die Spots der Zentralgruppe

Zwischen den Inseln Faial und Pico leben Pottwale (Foto: Gerald Nowak).

Wegen der häufigen Begegnungen mit Walen und Delfinen konzentriert sich der Wildlife- und Tauchtourismus auf die gegenüber liegenden Inseln Faial und Pico. Während der Whale-Watching-Trips im Sommer werden beinahe täglich Pottwale beobachtet, und bei den Ausfahrten zum „Schwimmen mit Delfinen“ gehören neben Tümmlern und Gemeinen Delfinen auch Rissos- und Fleckendelfine zum Standard. Von den Inseln aus werden gelegentlich auch Plätze vor der nördlichen Nachbarinsel São Jorge angefahren. 


In der Hauptsaison von Juli bis September werden mindestens einmal wöchentlich Touren zu den Hochseebänken angeboten, wobei das Wetter allerdings immer das letzte Wort hat. Viele Tauchplätze zeichnen sich durch beeindruckende Lava-Formationen wie tiefe Steilwände, enge, aber betauchbare Canyons und riesige Torbögen aus. Auch auf den weiter nördlich gelegenen Inseln Graciosa und Terceira gibt es Tauchschulen, doch hat der internationale Tauchtourismus hier noch nicht Fuß gefasst, weshalb es noch eine Menge zu entdecken gibt!

1. Baixas do Canal

Blick von der Insel Pico aus hinüber zur Insel Faial. In dem Kanal befindet sich das Tauchgebiet Baixas do Canal (Foto: D. Brinckmann).

Drei Untiefen verteilen sich im sechs Kilometer breiten strömungsreichen Kanal zwischen den Inseln Faial und Pico. Alle drei Plätze befinden sich biologisch in einer Grauzone zwischen Küste und Hochsee. Für die Azoren typische Küstenbewohner wie Brassen, Papageifische, verschiedene Muränen-Arten und Adlerrochen treffen auf Stachelmakrelen und Barrakuda-Schwärme. 
Dabei unterscheiden sich die Plätze deutlich voneinander: Mit einem sechs Meter flachen, von Braunalgen überzogenem Basaltplateau, das stufenförmig bis auf 50 Meter abfällt, ist die Baixa do Sul perfekt dafür geeignet, erste Hochsee-Taucherfahrung (Strömung, Schwell, Tiefe) zu sammeln, während die tiefere und anspruchsvollere Baixa do Norte mit mehr Schwarmfischen, Schwarzen Korallen und Wolken Roter Fahnenbarsche aufwartet. Die Baixa da Barca beginnt erst in 20 Metern Tiefe, wobei die mit Hunderten Schraubensabellen bewachsenen Wände schnell bis ins Reich der Zackenbarsche im tiefen 50-Meter-Bereich abfallen. Am nahe gelegenen Platz Fumaroles steigen reihenweise Gasblasen aus dem 40 Meter tiefen Sandboden auf – was eine einzigartige Stimmung im Wasser hervorruft. 
Fahrzeit von Faial: 30 Minuten, von Pico: 20 Minuten

2. Princess Alice Bank

Die Mobula-Rochen sind die Stars an der Princess Alice Bank. Foto: Wahrmut Sobainsky

Der unter Tauchern zu Recht berühmteste Offshore-Tauchplatz der Azoren liegt etwa 70 Kilometer südwestlich der Insel Faial im offenen Meer. Bekannt wurde der echte Seeberg vor 15 Jahren durch seine Schulen von Mobula-Rochen, die oft schon beim Festmachen an der Boje am Boot erscheinen und im Schnitt 15 bis 20, in Ausnahmefällen aber auch mehr als 50 Tiere umfassen können. Ebenso spektakulär sind die riesigen Schwärme pelagischer Fische: An einem guten Tag bilden verschiedene Arten von Bernsteinmakrelen, Bonitos, Drückerfische, Barrakudas und manchmal auch Tunas regelrechte Vorhänge – dann geht der Platz durchaus als aufregendster betauchbarer Seeberg der Azoren und ganz Europas durch! Gelegentlich kommt es – sowohl während der Tauchgänge als auch während der Anfahrt – zu Begegnungen mit Mondfischen, pelagischen Mantas, Marlins und anderen Hochseebewohnern. Das Ankerseil sollte man aber wegen plötzlich auftretender Strömungen nie aus den Augen lassen und am besten gar nicht erst verlassen. Erfahrene Taucher, denen tiefe Freiwasserabstiege, Sprungschichten und womöglich wechselnde Strömungen und Sichtweiten keine Schwierigkeiten bereiten, können entlang des Ankerseils bis zum Gipfel in knapp 40 Metern Tiefe vordringen. Dort leben kapitale Stachelrochen, Gabeldorsche, Zackenbarsche, Muränen und bunte Schweinsfische. Nur Hai-Begegnungen sind dort ausgesprochen selten. Zu viel Grundzeit sollte man dort unten nicht opfern, denn die Musik spielt größtenteils zwischen der Oberfläche und 20 Metern Tiefe. Weniger erfahrene Taucher und Schnorchler kommen mit einer Hand am Ankerseil auch im Flachwasser auf ihre Kosten. Von den Häfen Horta (Faial) und Madalena (Pico) aus wird die Princess Alice Bank im Rahmen eines Ganztagesausflugs mit zwei Tauchgängen angefahren.
 Fahrzeit von Faial und Pico: zwei bis drei Stunden

3. Baixa do Rosais/São Jorge

Große Schwärme von Barrakudas ziehen durchs Blauwasser (Foto: Wolfgang Pölzer).

Diese Untiefe fünf Kilometer vor der Westspitze von São Jorge steigt bis in den 15-Meter-Bereich auf. An strömungsreichen Tagen empfiehlt sich die Mitnahme eines Riffhakens, mit dem man mühelos im Freiwasser über dem Riffdach schweben und dabei die Prozession von Hochseefischen beobachten kann. Schwärme von Barrakudas, Atlantischen und Echten Bonitos, Bastardmakrelen, Blau- und Ruderbarschen sowie Stachelmakrelen wie Seriolas, aber auch Küstenfische wie Gelbstriemen vermitteln den Eindruck einer Fischsuppe. Auf dem hügeligen Riff selbst wimmelt es von kleinen Drachenköpfen. Wer das Gewimmel im Freiwasser ignoriert und den Felsen bis in 30 Meter Tiefe folgt, wird vermutlich auch auf größere Exemplare von knapp einem halben Meter Länge und Nacktschnecken treffen. 
Fahrzeit von Pico: eine Stunde, von Faial: 1,5 Stunden

4. Banco Dom João de Castro

An dem Seeberg Banco Dom João de Castro hat man gute Chancen, auf Delfine zu treffen (Foto: Astrid Därr).

Der selten betauchte Seeberg steigt aus etwa 1000 Metern Tiefe auf und gilt wegen seiner großen Entfernung auf halber Strecke zwischen Terceira und São Miguel als schwer zugänglich. Ab 2018 soll der Platz im Rahmen von Tagestouren regelmäßig von Terceira aus angefahren werden. Bekannt ist der aus der großer Tiefe aufsteigende aktive Unterwasservulkan für seine hydrothermalen Quellen, Vorhänge aus Gasblasen und extrem klares Wasser. Der flachste der vier Gipfel formt ein von der Strömung abgeschliffenes Plateau in 13 Metern Tiefe und wird oft von vielen Hochseefischen wie Bonitos, Ruderbarschen, Barrakudas, Wahoos und verschiedenen Makrelen umschwärmt. Auch die typischen Riff-Fische der Azoren sind arten- und zahlreich vertreten. Häufiger als sonst vor den Inseln sind auf der Bank Begegnungen mit Meeresschildkröten, die hier rasten. Tauchgänge sollten nur bei Gezeitenstillstand durchgeführt und zwischen den Tauchgängen sollte jede freie Minute mit langsamen Kreuzen um die Bank verbracht werden – Begegnungen mit Delfinen (Foto), Walen, Schildkröten und Meeresvögeln sind dort immer möglich. Im Spätsommer stellen sich eventuell sogar Baitballs ein. 
Fahrzeit von Terceira: drei Stunden

5. Pe de Sousa

Die langen Schnauzen und Brustflossen sind das Markenzeichen der Blauhaie (Foto: Wolfgang Pölzer).

Auch bei der Untiefe zwischen Pico und São Jorge handelt es sich um einen Tauchplatz ohne Riffkontakt. Gegenüber den traditionellen Hai-Spots auf der Condor Bank hat es an diesem Platz in den letzten Jahren mehr Sichtungen von Blau- und Makohaien gegeben und auch die Anfahrt ist kürzer – das Prozedere ist allerdings dasselbe. Aufgrund des Befischungsdrucks haben die Hai-Bestände in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen, weshalb man in jedem Fall zwei Fahrten zu den Hai-Spots im Budget einkalkulieren sollte. 
Fahrzeit von Pico: 30 Minuten, von Faial: eine Stunde

6. Condor Bank & Azores Bank

Mit Makrelen werden die Blauhaie zu den Schiffen an die Condor und Azores Bank gelockt (Foto: Wolfgang Pölzer).

Mit höchsten Erhebungen im Bereich von 200 Metern Tiefe sind beide Seeberge reine Blauwasser-Plätze. Angefahren werden diese bei Hochseefischern und Biologen gleichermaßen beliebten Spots allein zum Tauchen mit Blauhaien, die rund 100 Meilen weiter westlich eine Kinderstube haben, weshalb viele Jungtiere auftauchen. Bei der Ankunft werden mit Makrelen gefüllte Ködertonnen ins Wasser gelassen. Nach einer viertel- bis halbstündigen Wartezeit steigen die Taucher ins Wasser und warten an mehreren beschwerten Seilen auf das Erscheinen der prachtvollen Meeresräuber. Auch wenn die neugierigen Tiere dazu verleiten, sich treiben zu lassen, sollten Taucher auf Strömungen achten, die ohne Riff in Sichtweite nicht leicht zu erkennen sind. Sonst läuft man Gefahr, sich abwechselnd den Haien und dem Zurückpaddeln an die Leine zu widmen. Wenn die Blauhaie urplötzlich allesamt verschwinden, gilt es, die gesamte Wassersäule zu beobachten – nicht selten signalisiert ihr Verschwinden die Ankunft eines Makohais. In der Regel werden die Plätze während der Hochsaison einmal wöchentlich angefahren wobei meist zwei Tauchgänge anstehen. 
Fahrzeit von Faial: 1,5 Stunden, 
von Pico: zwei Stunden


Berge im Meer: Was 
ist eigentlich ein Seamount?

In der konservativen, wissenschaftlichen Definition gelten Seeberge (Englisch: Seamounts) und Tiefseeberge als vollständig unter dem Meeresspiegel liegende Erhebungen, die ihre Umgebung im offenen Ozean meist um 1000 Meter und mehr überragen und in praktisch allen Fällen vulkanischen Ursprungs sind. Entsprechend finden sich Anhäufungen von Seebergen meist am Übergang der Kontinentalplatten und Hotspots, an denen die Erdkruste durchlässiger ist. Wird eine Grundfläche im vierstelligen Quadratkilometer-bereich überschritten, spricht man von ozeanischen Plateaus, auf denen es zusätzlich Seeberge geben kann. Bekannte Seeberge in Europa sind etwa Ferdinandea südlich von Sizilien und Gorringe vor der portugiesischen Westküste. Unter Tauchern werden auch Untiefen umgangssprachlich als Seeberge bezeichnet, sofern sie mehrere Kilometer vom Festland entfernt sind und aus dem Tiefenwasser aufsteigen.


Die Spots der Ostgruppe

Die Bucht in São Lourenço auf Santa Maria ist wohl die schönste der Azoren (Foto: Daniel Brinckmann).

Südlich der von Weiden, Vulkanseen und Wäldern geprägten Hauptinsel São Miguel ist Santa Maria als einzige Insel nicht vulkanischen Ursprungs und geologisch die älteste Insel der Azoren. Sie zählt die wohl meisten betauchbaren Untiefen im gesamten Archipel. 


Haie sind rund um die vom Klima verwöhnte „Sonneninsel“ heutzutage selten geworden und auch Delfine und Wale werden im Schnitt weniger häufig gesichtet als in der rund 300 Kilometer westlich gelegenen Zentralgruppe. 
Dafür präsentiert sich die Unterwasserwelt vor der Küste dank der etwas höheren Wassertemperaturen bunter und aufgrund des subtropischen Einflusses etwas fisch- und artenreicher. Im Sommer ziehen sogar Walhaie durchs Seegebiet. Auch die Sichtweiten sind meist etwas besser als in der Zentralgruppe. Über wie unter Wasser erinnert vieles an eine ursprüngliche Ver
sion des Mittelmeers. Und mit ein bisschen Glück kann man auf Santa Maria auch noch Ende September abtauchen, wenn auf den anderen Inseln schon die Herbststürme wüten.

7. Baixa do São Lourenço

Auch Meeresschildkröten wie diese Unechte Karettschildkröte kann man am Spot Baixa do São Lourenço sehen (Foto: W. Pölzer).

Unter lokalen Meeresbiologen gilt die zwei Kilometer vor der Traumbucht São Lourenço gelegene Untiefe als einer der artenreichsten Tauchplätze der Azoren. Rund um die beiden Gipfel in knapp 20 Metern Tiefe stehen oft Gruppen von mehr als 20 halbwüchsigen Makaronesen-Zackenbarschen. Schwärme von Drückerfischen, Bastardmakrelen und Barrakudas begleiten die Taucher beim Abstieg in den kühlen 40-Meter-Bereich, in dem sich große Braune Zackenbarsche ebenso tummeln wie Stachelrochen, Nacktschnecken und Bärenkrebse. Beim Blick über die Schulter sieht man mit ein bisschen Glück die Silhouette einer Karettschildkröte, die gelegentlich hier ihr Mittagsschläfchen hält. Im Hochsommer schwebt man während des Tiefenstopps regelmäßig durch Jungfisch-Wolken, was natürlich Bonitos und Stachelmakrelen nicht verborgen bleibt. Vorsicht: Der mitunter strömungsreiche Spot eignet sich nur für erfahrene Taucher, denn man rutscht kinderleicht in die Deko. Mit Baixa da Maia, Pedrinha und Banco João Lopes gibt es rund um die Insel einfachere Alternativen für Anfänger. 
Fahrzeit von Santa Maria: 40 Minuten

8. Formigas

Die Braunen Zackenbarsche bei dem Spot Formigas sind fast schon handsam Tauchern gegenüber (Foto: Wahrmut Sobainsky).

Die Formigas sind kein Seeberg, sondern eine Gruppe aus acht Felsklippen etwa auf halber Strecke zwischen São Miguel und Santa Maria (von dort aus 40 Kilometer nördlich). Von der größten Insel, Formigão, ragt ein knapp 20 Meter hoher Leuchtturm auf, dessen Leuchtfeuer nachts von Santa Maria aus zu sehen ist. Rund um die Formigas erstreckt sich ein flaches, artenreiches Schelf, das kaum die 100-Meter-Tiefenmarke überschreitet und mindestens fünf Tauchplätze und die vielleicht vielfältigste Küstenfauna der azoreanischen Hochsee-Spots beherbergt: Am bekanntesten ist die Steilwand (Formigas Parede) vor der Ostseite der größten Klippe. In den schattigen Überhängen wuchern einige der größten Kolonien Schwarzer Korallen der gesamten Azoren und im Freiwasser sowie im zerklüfteten Flachbereich ziehen immer wieder Ruderbarsche Bernsteinmakrelen, Barrakudas und Gelbflossen-Stachelmakrelen vorbei. Auf dem ans Mittelmeer erinnernde Meeresgrund leben außergewöhnlich große Stachelrochen, kleinere Zackenbarsche, Brassen und Muränen. Neben dem Wrack der „Olimpia“ ist besonders die fischreiche Untiefe Baixa im Süden einen Besuch wert. In den Canyons stehen mehrere handzahme Zackenbarsche (Foto) und regelmäßig segeln auch Mobula-Rochen über die Felsen hinweg. Im späten Frühjahr kann es zu Begegnungen mit Galapagoshaien kommen, und an ruhigen Sommertagen durchschneiden oft die Rückenflossen einzelner Hammerhaie die Wasseroberfläche – wenn man als erstes Boot vor Ort ist. 
Fahrteit von Santa Maria: 1,5 bis 2 Stunden

9. Baixa Ambrosio

Eine Gruppe von Mubula-Rochen schimmt am Tauchplatz Baixa Ambrosio direkt auf die Taucher zu (Foto: D. Brinckmann).

Als Tummelplatz der kleineren Mobulas gilt das relativ spät entdeckte Zuckerhut-Riff zehn Kilometer vor der Nordwestküste als der aufregendste Tauchplatz Santa Marias. In den Sommermonaten nähern sich regelmäßig Geschwader von bis zu 20 Rochen den Tauchern, die das Spektakel mit einer Hand am Bojenseil sicher genießen können. Wirklich erfahrene Taucher dürfen nach Absprache auch einen kurzen Abstecher zum Gipfel des Seebergs in 50 Metern Tiefe unternehmen. Über dem mit rosa Schwämmen bewachsenen Fels schwärmen nicht nur Fahnenbarsche, sondern auch ausgewachsene Bernsteinmakrelen und solitäre Barrakudas sowie Blaubarsche. Große Drachenköpfe und Mittelmeer-Muränen liegen oft ungeschützt auf dem Riff. Beim Rückweg zur Oberfläche können im Blauwasser oft Bonito- und Barrakuda-Schwärme ausgemacht werden, gelegentlich sausen sogar Gelbflossen-Thunfische vorbei. Oft fallen die Tauchgänge bei Ambrosio spektakulärer aus als jene an den Formigas! 
Fahrzeit von Santa Maria: 45 Minuten

10. Dollabarat

Am Canyon von Dollabarat halten sich große Schwärme von Bernsteinmakrelen auf Foto: Wahrmut Sobainsky)

Das sechs Kilometer östlich der Formigas gelegene Plattformriff ragt bis wenige Meter unter die Wasseroberfläche auf und gleicht vom Boot aus betrachtet einem klassischen Hochseeplatz im Roten Meer. Entlang der Außenseiten des oft strömungsreichen Spots fallen die teils überhängenden Steilkanten bis in etwa 50 Meter Tiefe ab. In den Canyons leben große Braune und Makaronesen-Zackenbarsche sowie große Schweinsfische. 
Auch wenn Szenerie und Atmosphäre danach schreien: Die Begegnung mit Hochseefischen hängt hier wegen der Jahre lang geduldeten kommerziellen Fischerei von Timing und Glück ab. Während eines Tauchgangs genießt man kaum mehr als das meist kristallklare Wasser und beim zweiten rauscht vielleicht ein riesiger Schwarm Bernsteinmakrelen oder Bonitos durch den Canyon. 
Sowohl die Formigas als auch Dollabarat werden im Rahmen von Ganztagesausfahrten (mit zwei Tauchgängen) in eineinhalb bis zwei Stunden vom Hafen Vila do Porto aus erreicht. 
Wenn die Wassertemperaturen ihr Maximum erreichen, werden auf den Fahrten gelegentlich Walhaie gesichtet – eine fast exklusive Spezialität Santa Marias auf den Azoren. 
Fahrzeit von Santa Maria: 1,5 bis 2 Stunden

Insel-Infos

Faial

Die Hafenstadt Horta auf der Insel Faial (Foto: Wolfgang Pölzer).

Mit der großen Marina ist die gemütliche Hafenstadt Horta obligatorischer Stopp für Transatlantik-Segler, die in Peters Café Sport den „besten Gin Tonic zwischen den Kontinenten“ genießen. In Gehweite lädt der Strand Porto Pím zum Sonnenbaden und Schnorcheln ein. Wanderer schätzen das von Hortensienhecken und Nadelwald geprägte Hochland. In der Nähe von Cedros gibt’s im Restaurant O Esconderijo Haute Cuisine, darunter in Honig und buntem Pfeffer gebackenen Ziegenkäse, den selbst die köstlichen Steaks im Canto da Doca in Horta nicht toppen können. Günstige Snacks gibt es im Café Sport und in der alten Walfängerstation in Porto Pím. Tauchbasen: Norberto Diver, www.norbertodiver.com; Haliotis, www.haliotis.pt

Graciosa

 

Beeindruckende Küstenlandschaft auf der Insel Graciosa (Foto: Wolfgang Pölzer).

Graciosa („die Zierliche“) ist die zweitkleinste, trockenste und flachste Insel der Azoren. Knapp drei Viertel der größtenteils unter 300 Meter über dem Meer liegenden Landfläche bestehen aus Wiesen und Weiden, auf denen Milch- und Viehwirtschaft betrieben wird. Obwohl es einen Flughafen gibt und auch die Fährverbindungen zu den Nachbarinseln der Zentralgruppe verbessert wurden, spielt der Tourismus auf Graciosa noch eine untergeordnete Rolle. Und das, obwohl nicht wenige Insider die Tauchplätze rund um die Insel in höchsten Tönen loben. Tauchbasis: Diving Graciosa, www.divinggraciosa.com



Pico

Der Vulkan Pico auf der gleichnamigen Insel ist der größte Berg der Azoren (Foto: Wolfgang Pölzer).

Die zweitgrößte Insel der Azoren stellt mit dem gleichnamigen Vulkan den mit 2351 Metern höchsten Berg Portugals. Seine Flanken ragen steil aus dem Ozean auf und weil der Kontinentalschelf schmal ist, kommen Delfine und Wale bis auf Sichtweite an die Küste heran. Strände gibt es keine, gebadet wird von der Flut gefüllten Lavabecken. Pico zeichnet sich durch eine urwüchsige Schönheit und paradiesische Ruhe aus: Die Bergseen im Hochland erinnern an britische Hochmoore, die dicht bewachsenen Steilküsten im Süden an Hawaii. Abgesehen von den Städten Lajes und Sao Roque ist Madalena an der Westspitze das Zentrum des Whale-Watching- und Tauchtourismus. Im Restaurant A Tasca O Petisca gibt es exzellenten frischen Fisch, während es Steak-Liebhaber in die Marisqueira Ancadouro zieht. Tauchbasen: Pico Sport, www.pico-sport.de, CW Azores, www.cwazores.com 



Santa Maria 


Der Ort Praia Formosa auf der Insel Santa Maria (Foto: klaravlasakova/stock.adobe.com)

Die südlichste „Sonneninsel“ der Azoren ist drittkleinste des Archipels. Am 590 Meter flachen Inselberg bleiben weniger Wolken hängen, weshalb Wetterkapriolen etwas seltener sind und eine mediterrane Vegetation mit vielen Agaven und Feigenkakteen gedeihen kann. Auch die Wassertemperaturen liegen gegenüber der Zentralgruppe im Schnitt zwei bis drei Grad höher. Sehenswert ist der Leuchtturm von Maia mit der alten Walfangstation sowie die hellen Sandstrände in Praia und São Lourenço, der vielleicht schönsten Bucht der Azoren. Im Hauptstädtchen Vila do Porto gibt es Einkaufsmöglichkeiten und einige gute Restaurants – etwa das Garrouchada und der Central Pub sowie den Clube Naval unmittelbar am Hafen. Tauchbasen: Haliotis, www.haliotis.pt, Wahoo Diving, www.wahoo-diving.de 



Terceira 


Die Haupt- und Hafenstadt Angra do Heroísmo auf der Insel Terceira zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Dank ihrer historischen Festungsanlagen ist die Haupt- und Hafenstadt Angra do Heroísmo UNESCO-Weltkulturerbe. Vor dem historischen Hafen liegen Überreste von Galeonen und 70 Anker aus der frühen Seefahrtsgeschichte. Abgesehen von Angra ist das Hügelland nur dünn besiedelt. Ein Highlight ist der 45 Meter tiefe Lavaschlot Algar do Carvão mit seinem Kratersee. In Praia findet man einen der seltenen hellen Sandstrände der Inseln. Empfehlenswerte Restaurants in Angra sind das Cais de Angra (sehr gute Meeresfrüchte), O Chico und das Monte Brasil im Terceira Mar Hotel. Tauchbasis: Octopus Diving Center, www.octopusportugal.com

Reise-Facts

Anreise 


Flug nach Lissabon und von dort aus Weiterflug mit SATA oder TAP oder Direktflug (dreimal wöchentlich) ab Frankfurt nonstop auf die Hauptinsel São Miguel mit Azores Airlines (www.azoresairlines.pt) und Weiterflug auf die Zielinsel. Zwischen Faial und Pico sowie São Miguel und Santa Maria verkehren Fähren. 


Wohnen 


Auf den Azoren gibt es nur wenige moderne Hotels – meist sind Selbstversorger-Apartments, die von Basen und Veranstaltern vermittelt werden, die bessere Lösung. Die Restaurants sind gut und verhältnismäßig günstig, fürs Sightseeing empfiehlt sich ein Leihwagen oder Motorroller.


Reisezeit 


Wer die Hochsee-Plätze betauchen möchte, reist im Juli oder August an. Ausfahrten zu den küstennahen Untiefen sind auch in den Monaten Juni und September wahrscheinlich, wobei die Mobulas zu Beginn der Saison möglicherweise noch nicht da sind. Das Wetter bestimmt, ob ein Spot angefahren werden kann. 


Reiseveranstalter 


Folgende Reiseveranstalter haben die Azoren im Programm: www.extratour-tauchreisen.de, www.belugareisen.de, www.aquaactive.de, www.action-sport.de, www.as-tauchreisen.de, www.orca.de, www.rcf-tauchreisen.de, www.wirodive.de

Tauchen 


Hochsee-Riffe sind anspruchsvolle Reviere und nichts für Beginner. Diesen potenziellen Herausforderungen muss man gewachsen sein: plötzlich auftretende, wechselnde oder gegenläufige Strömungen, Sprungschichten mit kühlen Wassertemperaturen, Abstiege/Aufenthalte/Deko im Freiwasser, größere Tiefen und letzten Endes auch das Bewusstsein, weitab der der Küste unterwegs zu sein. Boje, Riffhaken und eventuell auch ein Notsignal gehören in die Jacket-Taschen. Während der Tagestouren mit dem Schlauchboot wird es bei der Oberflächenpause meist ziemlich eng an Bord, eine Toilette gibt es nicht (Ausnahme: Katamaran „Physeter“ von Norberto Diver). 



Tauchboot-Fahrten


Die deutschen Tiefseeforscher Kirsten und Joachim Jakobsen von der Stiftung Rebikoff-Niggeler bieten in Horta/Faial die einmalige Möglichkeit, im Tauchboot „Lula 1000“ in bis zu 1000 Meter Tiefe vorzudringen. Drei verschiedene Tauchfarhten zu UW-Vulkanen, Tiefwasserhängen und einem Kriegswrack werden angeboten (ab 5000 Euro für zwei Personen). Infos: www.fundoceano.com

Alle Infos und Texte stammen von unserem freien Autoren Daniel Brinckmann