Dunkle Wolken ziehen auf nachdem wir das Dörfchen Canaries passiert haben – zur Regenzeit kann das immer mal passieren. „Ich glaube euer Dschungeltrip fällt heute ins Wasser“, murmelt Fahrer George während der Fahrt Richtung Castries. Geplant ist eine Zip-Lining-Tour im Union Nature Trail. Dabei gleitet man mit zwei Karabinerhaken am Drahtseil gesichert über die Baumwipfel durch den Dschungel. „Seid froh“, feixt unser Fahrer und: „Letzte Woche hat ein Tourist eine Drei-Meter Schlange in zwei Teile zertrennt, die sich um das Seil gerollt hat. Zum Glück sei es nur eine harmlose Boa gewesen. Zur Tierwelt St. Lucias gehören nach Aussage von George neben Leguanen und Opossums auch Schlangenarten, wie die erwähnte Würge-Boa constrictor sowie die extrem giftige Lanzenotter, die St. Lucia Viper.
In den Reiseberichten und Travelguides, die ich vor jeder Reise studiere, stand kein Wort darüber. Gut wenn man einen Fahrer hat, der einem über solche praktischen Dinge informiert, denke ich mir. Und mit den Bildern der zweigeteilten Boa sowie der Gift-Viper rollen wir über die kurvigen Pisten der Insel. Oleander, Hibiskus und wilde Orchideen blühen am Straßenrand. Die dunklen Lavasandstrände und zahlreichen Schwefelquellen zeugen vom vulkanischen Ursprung St. Lucias. Unser Fahrer macht einen Abstecher ins Fischerdörfchen Anse la Raye. „Jeden Freitag abend wird hier das Fish Fry gefeiert“, sagt George. Fisch, Krebse, kreolische Küche – hier feiern die Locals mit den Touristen. Eine ähnliche Party mit karibischen Snacks und Livemusik gibt es auch jeden Samstag an der Ostküste in Donnery. Eine günstige Gelegenheit, die Insel auf eigene Faust zu erkunden, sind die öffentlichen Busse. Wie häufig in der Karibik, gibt es auch hier die „One-Dollar“-Minibusse. Hier sind sie erkennbar an den türkisgrünen Nummernschildern, die an ausgewiesenen Haltestellen stoppen. Ansonsten ist ein Mietwagen eine gute Empfehlung. Vorsicht: Linksverkehr!
Mit einem Fahrer wie unserem kommunikativen George, wird die Fahrt natürlich deutlich interessanter. Irgendwann wird der Weg zu schlammig – das Ziplining entfällt. Nach der Schlangenstory fällt die Enttäuschung geringer aus, als erwartet. Ob wir in den nächsten beiden Tagen noch die Des Cartiers Rainforest Trail im Süden oder die Besteigung des Gros Piton schaffen? Apropos: Die Regenwaldinsel ist nicht nur bei Tauchern und Trekkingfans beliebt. Mehr als 170 Vogelarten tummeln sich hier – darunter viele endemische Arten wie den St. Lucia Papagei, den es nur hier gibt. Im Herzen der Insel verläuft der Miller Bird Sanctuary Trail – ein Paradies für Ornithologen.
Wir fahren für zwei Übernachtungen zum Sandals Regency La Toc Resort. Dabei handelt es sich um ein All-Inclusive-Luxus-Resort für Pärchen. Ob das meinen Geschmack trifft? Aber ich bin von Natur aus neugierig und schaue mir Sachen erstmal an, bevor ich mir ein Bild davon mache.
Auf St. Lucia gibt es übrigens drei Resorts – hopping zwischen den Anlagen ist kein Problem, sondern gern gesehen. Erster Eindruck: sehr amerikanisch, freundliche Atmosphäre – aber entspannt. „In keinem anderen Resort auf der Welt ist so viel inklusive“, sagt La-Toc-Resortmanager Della.
Auch das Tauchen und Surfen ist bei den Sandals im Preis inbegriffen. Für Taucher unglaublich lockere Verhältnisse, weil die intakten Korallengärten direkt vor der Küste liegen. Leider macht uns der Regen auch heute einen Strich durch die Rechnung. Die Sichtweiten im Norden liegen unter zehn Meter – wir entschließen uns mit dem Boot in den Süden zu fahren. Ziel ist die üppig bewachsene „Leslee M“, die vor fast 30 Jahren versenkt wurde. Der 50 Meter lange Frachter steht aufrecht in 20 Metern Tiefe, das Oberdeck in zehn Metern Tiefe ist sehr einfach zu betauchen. Die Lüftungsklappen oberhalb des Maschinenraums, Brücke und Aufbauten sind mit bunten Schwämmen und Gorgonien bewachsen. Röhren- und Fingerschwämme, Federsterne und Anemonen überwuchern den Stahlmantel. immer wieder jagen große Schulen der violett-gelben Kreolenlippfische am Aufbau vorbei. Perlen-Kofferfische wühlen mit einem Wasserstrahl nach verborgenen Würmern. Die für die Karibik typischen Spinnenkrabben und Flamingozungen-Schnecken sind an Gorgonien und in Schwämmen zu finden. Der nächste Spot ist Fairyland: Zwei Steilwände mit einem Plateau im 15-Meter-Bereich. Durch die Strömung sehr fischreich. Beeindruckend die Großen Tonnenschwämme und Gorgonien. Mit Glück trifft man auf Schildkröten und Adlerrochen.
Die Crew ist unglaublich freundlich und aufmerksam. Vor und nach jedem Tauchgang wird die Luftmenge gecheckt. „Wir wollen aber auch sehen, wie der Luftverbrauch der einzelnen Taucher ist, damit wir die Buddyteams entsprechend einteilen können“, erläutert Basischef Sammy die Praxis. Statt karibisch-typischer 40-Minuten-Tauchgänge werden hier meist 60 Minuten angepeilt. Die Newton-Tauchboote mit zwei Dieselmotoren sind sehr großräumig. Eine rund fünf Meter lange Tauchplattform ist ideal für die Ein- und Ausstiege. Es geht wieder zurück in den regnerischen Norden. Wir hoffen auf besseres Wetter für die Tauchgänge und Wandertouren – dann geht es weiter über Barbados zur Gewürzinsel Grenada.
Michael Krüger
1. Blog St. Lucia von Michael Krüger „Tauchen im Schatten der Vulkankegel“
https://tauchen.de/reise/reiseberichte/tauchen-im-schatten-der-vulkankegel/
3. Blog Grenada von Michael Krüger „Zauberhaftes Spice-Island“
https://tauchen.de/reise/reiseberichte/grenada-zauberhaftes-spice-island
St. Lucia
Das zu den Kleinen Antillen zählende St. Lucia ist mit ihren 616 Quadratkilometern etwa so groß wie die Kanareninsel La Palma.
Wetter
St. Lucia ist ein Ganzjahresziel mit warmem, tropischen Klima. Von Juni bis November herrscht die Regenzeit. Hier regnet es öfter mal. Lufttemperaturen zwischen 22 und 30 Grad Celsius. Wassertemperaturen 25-29 Grad Celsius.
Währung
Die Währung auf St. Lucia ist der Ostkaribische Dollar, der an den Dollar gebunden ist. US-Dollar werden auch überall akzeptiert.
Tourist-Info
Saint Lucia Tourist Board, Tel. 06172 – 4994 138 , www.stlucia.org
Unterkunft
Sandals
http://www.sandals.de